DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
- Weder Populisten noch Verharmloser -
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We Muslims are the ones who need to change
27.09.2012 19:12:01
Lesehinweis

I was born a Muslim and lived all my life as a follower of Islam.
[...]
I have to admit that our current Islamic teaching creates violence and hatred toward Non-Muslims. We Muslims are the ones who need to change. Until now we have accepted polygamy, the beating of women by men, and killing those who convert from Islam to other religions.
[...]
We ask others to respect our religion while all the time we curse non-Muslims loudly (in Arabic) in our Friday prayers in the Mosques. What message do we convey to our children when we call the Jews "Descendants of the pigs and monkeys".. Is this a message of love and peace, or a message of hate?
[...]
Till now our 'reputable' top religious authorities have never issued a Fatwa or religious statement to proclaim Bin Laden as an apostate, while an author, like Rushdie, was declared an apostate who should be killed according to Islamic Shania law just for writing a book criticizing Islam.
Muslims demonstrated to get more religious rights as we did in France to stop the ban on the Hejab (Head Scarf), while we did not demonstrate with such passion and in such numbers against the terrorist murders.
[...]
We kicked out the Jews with no compensation or mercy from most of the Arab countries to make them "Jews-Free countries" while Israel accepted more than a million Arabs to live there, have its nationality, and enjoy their rights as human beings. In Israel , women can not be beaten legally by men, and any person can change his/her belief system with no fear of being killed by the Islamic law of 'Apostasy,' while in our Islamic world people do not enjoy any of these rights. I agree that the 'Palestinians' suffer, but they suffer because of their corrupt leaders and not because of Israel.
http://www.islamreview.com/articles/From_the_heart_of_a_Muslim_print.htm
Die Religion ist auch ohne Beschneidung legal...
26.09.2012 07:55:26

Die Religion ist auch ohne Beschneidung legal...
von N. Lightenment (P)

... nein, Quatsch, es muss natürlich umgekehrt heißen:

http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article109464563/Beschneidung-soll-auch-ohne-Religion-legal-sein.html

Putzig an diesem Artikel ist der letzte Absatz:

"Zudem solle, so der Ethikrat, ein 'entwicklungsabhängiges Vetorecht des betroffenen Jungen' möglich sein, was heißt, dass die Beschneidung unterbleibt, sobald sich ein (älterer) Junge strikt weigert. Diese Bedingung findet sich im Ministeriumspapier in der Vorschrift, dass der Eingriff rechtswidrig ist, wenn 'das Kindeswohl gefährdet wird'. Eine Gefährdung des Kindeswohls wird gegeben sein, wenn ein sich sträubender Junge nur unter Zwang beschnitten werden könnte."

Man beachte die Formulierungen: "strikt weigert", "sich sträubender", "nur unter Zwang"...

Sicher wird auch ein weniger striktes und sich sträubendes "Nein" des Jungen genügen?

Dieser Blog wird heute zwei Jahre alt
26.09.2012 07:13:20

Dieser Blog wird heute zwei Jahre alt
von uns allen

Die MRF-Redaktion dankt allen Lesern, die bis jetzt durchgehalten haben!

Danke!

The Big Buschkowsky unter der Lupe
24.09.2012 15:29:23

The Big Buschkowsky unter der Lupe
von Thomas Baader

WELT Online hat Politiker und andere interessante Menschen nach ihrer Meinung zum neuen Buschkowsky-Buch gefragt.

Die Äußerungen der Damen und Herren lesen Sie am besten hier im Original...

http://www.welt.de/politik/deutschland/article109403990/Buschkowsky-polarisiert-Ist-Neukoelln-ueberall.html

... und von mir bekommen Sie nun auch noch den Senf dazu. Eine kurze Betrachtung der jeweiligen Positionen:

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) gesteht Buschkowsky zu, die richtigen Fragen zu stellen, aber bei den Antworten einen "zu großen Pinsel" zu benutzen. Auf eine Konkretisierung dieser Aussage wartet man vergeblich, dafür gibt es ein wenig FDP-Wahlwerbung. Im Endeffekt ein eher nichtssagender Beitrag.

Familienministerin Kristina Schröder (CDU) nutzt die Gelegenheit für eine vergnügliche Anekdote: In eine Kita, deren Hauptziel es ist, türkischstämmige Kinder an die deutsche Sprache heranzuführen, bringt ein türkischer Staatsgast als Geschenk Kinderbücher mit - in türkischer Sprache. Auch bei Schröder kommt die Werbung in eigener Sache nicht zu kurz, aber mit ihrer Betonung der Selbstverantwortung der Betroffenen liegt sie richtig.

Reichlich wirr der Beitrag von Cem Özdemir (GRÜNE): Ein bisschen Verschwörungstheorie (Ali, Ayse und Kevin sollen vom Gymnasium ferngehalten werden), etwas Moralisiererei (Buschkowsky benutzt die Sprache des Boulevards), ein klein wenig Multikulti-Verteidigung und unbewiesene Vorwürfe gegen Buschkowsky, denn der hätte ja in seiner Amtszeit mehr tun können. Kurz noch die Erwähnung von Sarrazin, fertig ist die grüne Schlaftablette. Wem jetzt noch nicht die Augenlider schwer geworden sind, ist selber schuld. Und ach ja: Buschkowsky schreibt in seinem Buch über Migranten, die sich subjektiv benachteiligt fühlen, Özdemir setzt das "subjektiv" sofort in Anführungzeichen - obgleich es natürlich im Grunde nicht möglich ist, sich objektiv benachteiligt zu fühlen. Und am Ende tönt Cem mit erhobenem Zeigefinger wörtlich: "Wer mit dem Zeigefinger auf andere zeigt..."

Und dann Christine Haderthauer (CSU), bayerische Sozialministerin, und ihre Abrechnung mit Rot-Grün: Durchaus kampflustig und polemisch, allerdings ist die bessere bayerische Integrationsbilanz, die sie anführt, durch Fakten abgesichert. Der Beitrag enhält daher trotz seines Wahlkampftonfalls viel Richtiges, aber zu wenig zu Buschkowskys Buch.

Uwe Schünemann (CDU), der niedersächsische Innenminister, weiß am meisten zu überzeugen. Keine explizite Wahlwerbung, die eigenen Positionen klar und deutlich. Inhaltlich und formal angenehm zu lesen.

Heinrich Alt, Bundesvorstandmitglied der Agentur für Arbeit, hat Neukölln eigentlich positiv in Erinnerung. Der Grund: Er hat irgendwann mal dort eine Schule besucht, und im Sportunterricht haben Deutsche, Araber und Russen ganz toll zusammen rumgeturnt. Die Welt ist gerettet! Und wir lernen außerdem, dass Kritik verunsichern kann und Beifall von der falschen Seite falsch ist.

Thilo Sarrazin (SPD) weiß: Ist alles richtig, aber noch schlimmer. Insgesamt zeigt sich Sarrazin weniger optimistisch als Buschkowsky, was die Lösung der Probleme angeht.

Am Ende noch persönliche Eindrücke von WELT-Redakteurin Andrea Seibel. Tenor: Viele Probleme, aber auch Hoffnung.

Türken wehrt euch!
24.09.2012 13:48:08

Lesehinweis

Für Buschkowsky hat der Alltag in Neukölln wenig zu tun mit Milchkaffee und Galerien, für ihn ist Neukölln immer noch Deutschlands Hinterhof: „An der roten Ampel schauen alle möglichst stur geradeaus, um nicht von den Streetfightern aus dem Wagen nebenan angepöbelt und gefragt zu werden ,Haste du ein Problem? Könn‘ wir gleich lösen!‘“ So schreibt es der 64-Jährige in seinem neuen Buch „Neukölln ist überall“.
Serkan Topcu hat diesen Satz auch gelesen. „Wahrscheinlich meint er damit Leute wie mich“, sagt der junge Türke, der am Karl-Marx-Platz in Neukölln mit Freunden vor seiner getunten Mercedes E-Klasse steht. Klar seien sie häufig mit dem Auto unterwegs in ihrem Kiez, und manchmal falle auch der ein oder andere Spruch, sagt Serkan. „Wir wollen damit aber niemandem Angst machen.“ Ein Stück weit müsse man sein Revier ja auch verteidigen dürfen. „Die Deutschen geben uns die ganze Zeit das Gefühl, wir seien hier nicht erwünscht. Ist doch klar, dass wir uns wehren müssen“, sagt er.

http://www.focus.de/politik/deutschland/tid-27448/neukoelln-ist-ueberall-heinz-buschkowskys-gefaehrliche-abrechnung-mit-neukoelln_aid_825370.html

Michael Wolffsohn bedankt sich
23.09.2012 20:40:19

Lesehinweis

In der Beschneidungsdebatte erweckten viele jüdische Wortführer den Eindruck, (männlich) jüdische Identität hinge von der Beschneidung ab. Darauf reduziert, wäre jüdische Identität armselig. Wir sind das „Volk des Buches“.
„Landesrecht gilt“, verkündeten schon die talmudischen Weisen. Dennoch mischten sich Israels Oberrabbiner Metzger und der orthodoxe Innenminister Ishai direkt in die deutsche Debatte ein. Das dokumentiert einmal mehr die Politisierung (auch) der jüdischen Religion. Die Intervention war zudem unnötig, denn parteiübergreifend wird ein deutsches Gesetz vorbereitet, das die verschiedensten Interessen und Sorgen berücksichtigt. Danke, Deutschland.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/gastkommentar-zur-beschneidungsdebatte-politik-und-religion-sind-voneinander-zu-trennen-/7160872-2.html

Film "Die Unschuld der Muslime": Eine Quizfrage
23.09.2012 17:00:19

Film "Die Unschuld der Muslime": Eine Quizfrage
von N. Lightenment (P)

Wer beleidigt eine Religion wohl mehr:

a) Jemand, der einen Schmähfilm über den Religionsgründer dreht?

b) Jemand, der im Namen eines Gottes, der ein Gott der Liebe ist, und einer Religion, die eine Religion des Friedens ist, andere Menschen umbringt (und noch nicht einmal die "Schuldigen", sondern einfach irgendwen)?

Die Antwort sollte eigentlich klar sein.

Warum richten sich dann aber die Proteste der Muslime, auch in Deutschland, vorrangig oder sogar ausschließlich gegen den Film?

Der andere Protest
22.09.2012 19:57:45

Lesehinweis

Aus Protest gegen die Tötung des US-Botschafter haben libysche Zivilisten das Hauptquartier einer Islamisten-Miliz und eine salafisische Gruppierung angegriffen.
http://www.welt.de/politik/ausland/article109400847/Libyer-stuermen-Islamisten-Kaserne.html

Tag der Liebe für den Propheten und des Todes für 16 Menschen
22.09.2012 19:50:08

Lesehinweise

Hunderttausende haben am Freitag gegen das Mohammed-Schmähvideo demonstriert. In Pakistan war eigens ein "Tag des Ausdrucks der Liebe für den Propheten" ausgerufen worden. Mindestens 16 Menschen kamen dort ums Leben - weniger als befürchtet. In anderen islamischen Staaten blieb es friedlich.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/pakistan-tote-durch-gewalt-am-tag-der-liebe-fuer-den-propheten-a-857281.html

Siehe auch:

Weimer: Diese Debatte ist lächerlich. Der Film wird in jeder Sekunde öffentlich aufgeführt, im Internet mit millionenfachen Downloads. Der Staat sollte gar nichts verbieten, was im Rahmen der Meinungs- und Kunstfreiheit geschieht. Alles andere wäre eine Anbiederung an religiösen Fundamentalismus.
Handelsblatt: Das Christentum ist in freien, aufgeklärten Gesellschaften zuhause. Der Islam in der Regel nicht. Ergeben sich daraus unterschiedliche Grenzen für Kritik und Satire?
Weimer: Natürlich nicht. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Wenn die Verhältnisse in islamistischen Regimen brutaler werden, wenn Bürgern grundlegende Menschenrechte aberkannt werden, wenn Studenten fürs Demonstrieren gefoltert und wenn Frauen wegen Ehebruchs gesteinigt werden – dann ist doch die offene Kritik der freien Welt umso nötiger. Alleine die Tatsache, dass sich eine unsägliche Frauen-Apartheid in vielen islamischen Länder etabliert, dass Frauen massenhaft als Menschen zweiter Klasse unterdrückt werden, kann die Kritik nicht ruhen lassen. Denn häufig ist unsere Kritik die letzte Hoffnung der Unterdrückten.
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/wolfram-weimer-zur-islam-debatte-das-klima-der-angst-zeigt-wirkung/7158142.html

Offenkundig jedoch sind ihre weltanschaulichen Empfindungen weit weniger verletzungsanfällig als religiöse Gefühle. Sollte man also Rücksicht auf die besondere Befindlichkeit der Gläubigen nehmen? Keineswegs, denn das würde das Krankheitsbild nur noch verschlimmern.
Es ist wie bei einer Spinnenphobie: Wer unter der wahnhaften Angst leidet, beim Anblick einer Spinne sterben zu müssen, kann seine Angst nur dadurch überwinden, dass er mit dem Auslöser seiner Angst konfrontiert wird. Ähnlich ist es bei der Kritikphobie der Hardcore-Religiösen, auch hier hilft im Grunde nur systematische Desensibilisierung: Wir sollten sie daher mit so viel Kritik und Satire versorgen, bis sie irgendwann von selbst erkennen, wie irrsinnig es ist, wegen einer harmlosen Zeichnung in die Luft zu gehen oder schlimmer noch: andere in die Luft zu sprengen.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-09/religion-ideologie-respekt/seite-2

Dass sich konservative, liberale und linke Politiker hierzulande in der willfährigen Verurteilung "religionsfeindlicher" Darstellungen gegenseitig überbieten, liegt an der Interessenüberschneidung, die sich in dieser Frage zwischen den politischen Lagern ergibt.
Während viele Linke ihr antirassistisches schlechtes Gewissen gegenüber "unterdrückten" Minderheiten erleichtern wollen, indem sie deren selbst ernannten Anführern das Recht zur Unterdrückung unliebsamer Äußerungen aus der "Mehrheitskultur" zugestehen, hoffen Konservative – und mit ihnen die Kirchen – auf diesem scheinbar unverdächtigen, weil als Bemühung um Toleranz getarnten Weg eine schärfere Gangart gegen "Blasphemie" im Allgemeinen und namentlich gegen jegliche "Schmähung" des Christentums durchsetzen zu können.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article109386864/Der-Westen-darf-sich-nicht-laenger-erpressen-lassen.html

Herr Augstein, Ihr Publikum!
18.09.2012 22:35:08

Herr Augstein, Ihr Publikum!
von Thomas Baader

In Kürze: In der Debatte um den Anti-Islam-Film "Die Unschuld der Muslime" schrieb Jakob Augstein bei SPON, dass die Gewalt, die (angeblich) als Reaktion auf den Film entstand, vor allem den US-Republikanern und Israel nütze. Henryk Broder bezeichnete daraufhin Augstein auf der Achse des Guten als "antisemitische Dreckschleuder".

Broders Text wurde auch auf Steinhöfels Blog veröffentlicht, wo die Leser - im Gegensatz zu Achgut - die Möglichkeit zum Kommentieren haben. Es lohnt sich ein Blick darauf, wer dort mit welcher Art von Argumenten Jakob Augstein verteidigt.

Herr Augstein, Ihr Publikum:

"Stellt dieser Artikel eine Verbeugung vor dem Judentum dar, Herr Steinhöfel?"

"Was ist verwerflich an einem Antisemiten? Er mag die Semiten offenbar nicht. Ja. Und? Gibt es inzwischen eine Pflicht zur Semitenliebe?"

"Laut NT war Jesus in der Tat ein Jude. Aber er war es nicht mehr, als er zum Christus wurde, von da an hatte er mit dem Judentum nichts mehr gemein. Er verabscheute die jüdischen Geldwechsel (deren Nachkommen das heutige Bankenwesen beherrschen), er sagte sich von der „Auge um Auge Zahn um Zahn“-Religion konsequent los und predigte statt dessen eine Religion der Liebe und Vergebung. Den Rachegedanken des AT gibt es im NT nicht mehr, im Judentum existiert er aber auch heute noch. Aber das AT wäre ja nicht das Schlimmste, wer den jüdischen Glauben in seinem ganzen Umfang mit all seinen Abartigkeiten erfassen will, sollte sich einmal mit der Thora befassen, die bei religiösen Juden eine viel größere Bedeutung hat wie das AT. Laut Thora sind alle Menschen nichtjüdischen Glaubens Untermenschen, die einen geringeren Wert haben als Tiere."

Quelle:
http://www.steinhoefel.de/blog/2012/09/jakob-augstein-der-lupenreine-anti-semit.html

Ein Schmäh-Film über Mohammed und eine falsche Reaktion
18.09.2012 08:02:28

Ein Schmäh-Film über Mohammed und eine falsche Reaktion
von Thomas Baader

Ich habe den umstrittenen Mohammed-Film gesehen. Damit habe ich vermutlich ca. 99% der muslimischen Protestler und ca. 80% der deutschen Kommentatoren etwas voraus.

Den Film kann man sich derzeit problemlos bei Youtube ansehen. Auf der rein handwerklichen Ebene ist dieser Film so schwach, dass man sich als Zuschauer irgendwie peinlich berührt fühlt. Allein bereits in diesem Sinne handelt es sich um einen schlecht gemachten Film. Jedoch: Das kann für ein mögliches Verbot des Films kein Kriterium sein.

Auf der inhaltlichen Ebene macht der Film Aussagen, die sich mit dem Methoden der Geschichtswissenschaft nicht belegen lassen. Ebenso richtig ist natürlich auch, dass sich viele der positiven Aussagen über Mohammed von muslimischer Seite ebenso wenig belegen lassen. Wie der historische Mohammed wirklich gewesen ist, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Aber wer gläubiger Muslim ist, hat natürlich alles Recht der Welt, an einen guten Mohammed zu glauben.

Ebenso steht es aber anderen frei, die gegenteilige Ansicht zu vertreten, und zwar auch dann, wenn sie das völlig frei von Fakten und gesichterter Erkenntnis tun. Die bösartige Intention des Filmemachers ist dabei völlig eindeutig, und man verspürt daher als aufgeklärter Mensch auch nicht das geringste Bedürfnis, das eigenartige Werk zu verteidigen.

Wenn man den Film also getrost als "Schrott" bezeichnen darf, so ist es aber immer noch Schrott, von dem die überwältigende Mehrheit der Muslime unter normalen Umständen gar nichts mitkriegen sollte. Eine Karikatur etwa, die Jesus, Moses, Buddah und Ganesha auf einer Wolke beim Gruppensex zeigt (siehe hier: http://www.theonion.com/articles/no-one-murdered-because-of-this-image,29553/?utm_source=Twitter&utm_medium=SocialMarketing&utm_campaign=standard-post:headline:default) hat nicht zur Aussschreitungen seitens Christen, Juden, Buddhisten und Hindus geführt, ganz einfach deswegen, weil die meisten der Anhänger dieser Religionen nichts von ihrer Existenz wissen (und die wenigen, die es tun, waren vielleicht angewidert, verhielten sich aber friedlich). Wenn also der Anti-Islam-Film ein so breites Publikum in der islamischen Welt erreicht hat - wobei immer noch zu bedenken ist, dass die allermeisten Empörten ihn nicht gesehen haben dürften - dann nur deswegen, weil die Empörung nicht spontan ist, sondern gesteuert von islamistischen Kreisen, die ein Interesse an den Ausschreitungen haben, ein Interesse an Chaos und Todesopfern. Die Parallele zu den dänischen Mohammed-Karikaturen ist offensichtlich.

Die magere Qualität des Filmes und beleidigende Absicht des Filmemachers spielen vor diesem Hintergrund keine Rolle. Auch ein künsterlerisch hochwertiger Streifen mit entsprechender Thematik wäre von den Islamisten in diesem Sinne instrumentalisiert worden.

Dass nun in Deutschland ernsthaft versucht wird, den Film mit fragwürdigen juristischen Methoden verbieten zu lassen, sendet jedoch ein völlig falsches Signal. Die Grundregel scheint zu sein: Je friedlicher und vernünftiger du dich verhältst, desto mehr darf man auf deinen Gefühlen rumtrampeln. Je gewalttätiger und brutaler du dich verhältst, desto mehr nimmt man auf dich Rücksicht.

Man müsste nach diese Logik allen Christen, die sich durch Anti-Papst-Demos der Linken oder jene Aktionen der Piraten, die sich gegen Tanzverbote an christlichen Feiertagen richten, beleidigt fühlen, nahelegen, von nun an möglichst aggressiv auf ihre Gegner zu reagieren. Der deutsche Staat würde ein solches Verhalten mehr belohnen als Besonnenheit und Gesetzestreue.

Anti-Islam Film: Jakob Augstein betätigt sich bei SPON als Verschwörungstheoretiker
18.09.2012 07:42:08

Lesehinweis

Mit Religion hat das nichts zu tun. Wenn die Straße brennt und der Mob regiert, schämt sich der Glaube. Zügelloser Hass ist das Gegenteil von Vernunft. Aber die Lehre Thomas von Aquins gilt für den Islam ebenso wie für das Christentum: Der Glaube braucht die Vernunft. Diese Gewalt ist keine Sache der Religion, sondern eine der Politik.
Das Feuer brennt in Libyen, im Sudan, im Jemen, in Ländern, die zu den ärmsten der Welt gehören. Aber die Brandstifter sitzen anderswo. Die zornigen jungen Männer, die amerikanische - und neuerdings auch deutsche - Flaggen verbrennen, sind ebenso Opfer wie die Toten von Bengasi und Sanaa. Wem nützt solche Gewalt? Immer nur den Wahnsinnigen und den Skrupellosen. Und dieses Mal auch - wie nebenbei - den US-Republikanern und der israelischen Regierung.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/mohammed-film-wem-nuetzt-die-welle-der-wut-in-der-islamischen-welt-a-856233.html#ref=rss

Siehe auch:
Ich sag mal nichts zu der schwachsinnigen Behauptung, die zornigen jungen Männer seien ebenso Opfer wie diejenigen, die von ihnen vom Leben zum Tode befördert wurden, darunter der US-Botschafter in Libyen. Ich sag auch nichts zu der rassistischen Unterstellung, die tobenden Moslems seien willenlose Wesen, die so blöd sind, dass sie nicht einmal merken, wie sie ferngesteuert werden. Ich mache es kurz und sag nur was zu dem subtilen Hinweis auf die “israelische Regierung”, die in Zusammenarbeit mit den US-Republikanern die Sache auf den Weg gebracht hat. Das ist ein klassisches antisemitisches Argumentationsmuster, das Augstein bei den Alt- und Neonazis abgekupfert hat.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/ein_lupenreiner_antisemit_eine_antisemitische_dreckschleuder/

Stimmen zum Anti-Islam-Film und den damit verbundenen Ausschreitungen
17.09.2012 22:26:01

Lesehinweise

Man könne, so sagen es die Völkerpsychologen und Islam-Experten, den Moslems so etwas nicht zumuten, die wären noch nicht so weit, Häme und Spott gegenüber ihrer Religion auszuhalten, ohne aus der Haut zu fahren. Man müsse ihnen noch etwas Zeit lassen. Wer so argumentiert, ist nicht nur ein Kulturrelativist, er ist ein subtiler Rassist. Er müsste konsequenterweise den Moslems auch raten, längere Strecken mit dem Kamel statt mit dem Flugzeug zurückzulegen und ihnen den Zugang zum Internet verbieten. Denn: Die sind noch nicht so weit. [...] Der Film "Paradies: Glaube", eine Co-Produktion von WDR und arte mit Unterstützung etlicher Filmfonds, wurde bei den diesjährigen Filmfestspielen von Venedig mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. In dem Film geht es um eine "missionarische Krankenschwester" namens Anna Maria, "die ihre Liebe zu Jesus bis ins Extrem treibt". Soll heißen: Anna Maria masturbiert mit einem Kruzifix. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie die Reaktionen in der moslemischen Welt ausgefallen wären, wenn Anna Maria nicht ein Kruzifix sondern einen den Moslems heiligen Gegenstand benutzt hätte.
http://www.welt.de/kultur/article109261025/Wie-unerzogene-Kinder-aus-dem-7-Jahrhundert.html

Die rechtspopulistische Gruppierung Pro Deutschland hatte am Wochenende angekündigt, dass sie den Film in Berlin aufführen wolle. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) forderte daraufhin ein Verbot der Filmvorführung. Das wiederum lehnen Oppositionspolitiker ab. Der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz sagte, eine bloße außenpolitische Rücksichtnahme reiche nicht aus, die Grundrechte zu beeinträchtigen. Verbote könnten nur das letzte Mittel sein. Der Grünen-Geschäftsführer Volker Beck sieht für ein Verbot ebenfalls keine Grundlage. "Nach dem, was ich gesehen habe, ist der Film eine geschmacklose Dämlichkeit, aber ohne strafbaren Inhalt", sagte Beck.
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-09/pro-deutschland-film-verbot?google_editors_picks=true

Es gibt keine Mitschuld in diesem Fall. Es gibt Mörder und es gibt einen Filmemacher, das sind zwei komplett verschiedene Dinge. Wer dem Regisseur eine Mitschuld gibt, könnte nach dieser Logik auch einem Vergewaltigungsopfer den wirklich sehr kurzen Rock vorwerfen, den es in der Tatnacht trug. Muss ja nicht sein, da draußen laufen doch so viele Verrückte herum, das weiß man doch. Dann sind aber die Verrückten das Problem und nicht der kurze Rock. Ebenso ist nicht der Mohammed-Film das Problem, sondern die Islamisten, die darauf mit Mord und Totschlag reagieren. Und wie reagieren deutsche Politiker auf diese Ereignisse? Fast alle kritisieren den kurzen Rock, so auch Ruprecht Polenz, der auf Facebook mitteilte: „Wer das Hetzvideo gegen den Islam und Muslime im Namen der Meinungsfreiheit verteidigt, hat nichts verstanden.“
http://boess.welt.de/2012/09/15/wer-botschafter-totet-hat-recht/

Ich habe in der Nachkriegszeit in Österreich noch miterlebt, wie alte Nazis verbal auf Juden losgingen. Ich habe die ausklingende Hitler-Diktatur, die in den Köpfen der damaligen Bürger noch präsent war, zur Genüge kennengelernt. Mit Erleichterung habe ich dann wahrgenommen, dass ich in eine Welt hineingeboren wurde, in der man sagen darf, was man denkt – auch wenn es sich beispielsweise gegen die katholische Kirche oder die Regierung richtet. Naiverweise dachte ich, dass diese Entwicklung nicht mehr umkehrbar wäre. Ich habe mich bedauerlicherweise geirrt. Der Hitler-Faschismus ist gegen den Islamofaschismus ausgetauscht worden. Und schon wieder darf man sich nicht mehr kritisch äußern.
http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/1290058/Problem-ist-dass-der-Islam-eine-aggressive-Religion-darstellt

Piraten und Kinderpornos
16.09.2012 22:15:43

Lesehinweis

Er ist der Guru der Piratenpartei, der Gründer der ersten Gruppierung in Schweden. Jetzt hat Rick Falkvinge in seinem Blog gefordert, Kinderpornografie im Internet zu legalisieren - und das ausgerechnet am 6. Geburtstag der deutschen Piraten. Die distanzieren sich von so viel Freiheit im Netz.
http://www.news.de/politik/855346912/piratenpartei-falkvinge-schwedischer-piraten-gruender-wil-freiheit-fuer-kinderpornos/1/

Mehr Beschneidung - wenn auch ältere Beiträge
16.09.2012 22:14:47

Lesehinweise

Erleidet jeder beschnittene Knabe ein Trauma? Wir wissen es nicht. Die Diskussion darüber aber hatte etwas Obsessives, Voyeuristisches. Nicht nur, was die überbordenden Fantasien der Empörten betrifft. Auch viele, die ihren Respekt vor den Traditionen und Riten anderer Kulturen und Religionen bezeugen wollten, widmeten sich mit Hingabe den blutigen Details. Der Empörung trat die Faszination an die Seite. Es ist, vermute ich, die Faszination für eine Kultur, in der Zu- und Zusammengehörigkeit einen körperlichen Ausdruck haben. Nur wer beschnitten ist, gehört zu uns, heißt es auf jüdischer ebenso wie auf muslimischer Seite. Fehlt ein solches Zeichen der Zugehörigkeit in der hell ausgeleuchteten Moderne? Eines, das durch Schmerz verstärkt worden ist? Das also viel mit dem zu tun hat, was wir zu ächten gelernt haben - mit Eingriffen in die körperliche Unversehrtheit, mit Gewalt also?
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/debatte/article109066001/Von-Gewalt-besessen.html

Allein die Problematisierung von Beschneidung gilt ihnen bereits als Antisemitismus oder Islamophobie oder, wie Jörg Lau konstatiert, als beides zugleich und "ein und dasselbe". Es ist auch die erste Debatte, in der Zaimoglu, Bahners und Broder mit grimmiger Miene Hand in Hand gehen. Viele der Autoren, die eben noch den Islamismus und seine Verharmlosung durch die Toleranzfraktion mit Vernunftargumenten bekämpfen wollten, bescheinigen nun all jenen, die die archaische Sitte der Beschneidung als Körperverletzung sehen, Antisemitismus im Namen eines "Kults der Vernunft". Hannes Stein findet Antisemitismus bei Voltaire und schließt daraus auf achgut.de, dass Aufklärung antisemitisch ist. Matthias Küntzel, der im Perlentaucher ebenfalls schon die bloße Debatte selbst in den Verdacht des Antisemitismus rückt, opfert ihr gewissermaßen die Vernunft selbst: "Vernunft", so schreibt er (und die Anführungszeichen sind von ihm), sei keine ethische Größe an sich. [...] Matthias Küntzel zeigt verdienstvoller Weise, wie eng das Thema der Beschneidung mit antisemitischen Motiven verknüpft ist: Es wäre höchst erstaunlich, wenn es nicht so wäre. Die Reaktionen auf das Thema zeigen, dass es tatsächlich ans Innerste (oder Äußerste?) rührt. Daraus den Schluss zu ziehen, dass schon die Debatte antisemitisch sei, ist eine ebenso polemische Überspitzung wie Hannes Steins Unterstellung über die antisemitische Tendenz jeglicher Vernunftdiskurse – als hätten Religionen hier nicht selbst eine gewisse Tradition! Küntzel weist auch zu Recht darauf hin, dass sich Juden nicht ausgerechnet von Deutschen vorschreiben lassen wollen, wie sie zu leben haben. Aber auch das macht eine Debatte über ein Thema, das auch jüdisch ist, nicht von alleine antisemitisch: Man muss schon übereinander reden können. Das tut zwar manchmal weh, aber es trägt auch zur Klärung von Standpunkten bei. Es ist auch keine "deutsche" Debatte, wie ein rhetorischer Trick weismachen möchte: Sie ist international und wird seit Jahren geführt. Ärzteorganisationen in der ganzen Welt sprechen sich gegen Beschneidung aus.
http://www.perlentaucher.de/blog/276_die_dialektik_der_gegenaufkl%C3%A4rung

Und vielleicht spricht ja auch einiges dafür, sich zunächst dringenderen humanitären Problemen zuzuwenden. Ein Vorschlag zur Güte: Wenn Zwangsverheiratungen, Steinigungen und Mädchenverstümmelungen nachhaltig von dieser Welt getilgt sind, kann man die Zirkumzision gern noch einmal auf Wiedervorlage legen.
http://ralfschuler.wordpress.com/2012/09/10/die-vorhut-fur-die-vorhaut/

Am 9. September wollen jüdische, muslimische und andere Gruppierungen in Berlin gegen das Beschneidungsverbot demonstrieren. Unter dem Slogan „Auf Messers Schneide: Religionsfreiheit„ rufen die Initiatoren auf zu „Toleranz, Weltoffenheit und Gelassenheit gegenüber einer Tradition, die für die jüdische und muslimische Identität essentiell ist.“ Mit „Toleranz und Weltoffenheit“ dürfte es bei einigen Unterstützern der Aktion nicht weit her sein: In der Liste der Unterzeichner findet sich auch eine Tarnorganisation der palästinensischen Hamas.
http://www.ruhrbarone.de/demo-gegen-beschneidungsverbot-die-hamas-marschiert-mit/

Heute fand die erste Demonstration mit folgender Pressekonferenz fuer die Legalisierung von Beschneidungen  minderjaehriger  Jungen und Maedchen statt. Und zwar in Karlsruhe vor dem Bundesverfassungsgericht. Aufgerufen hatten verschiedene islamische Kleriker (von denen zumindest einer, naemlich der Herr Choudari, so liest man, eine ziemliche Naehe zu Al Qaida pfelgte und sie als “noble Organisation” lobte), um klar zu machen, dass endlich von Menschen erschaffene Gesetze ueberwunden gehoeren und durch’s einzig goettliche Gesetz, die heilige Scharia ersetzt werden muesste.
http://jungle-world.com/jungleblog/1838/

Dass einige politisch-jüdische und rabbinische Repräsentanten den Bogen zum Holocaust schlugen oder mit Auswanderung drohten, war, bezogen auf die bewährte bundesdeutsche Demokratie, substanz- und taktlos. Dass, wie es heißt, "ausgerechnet Deutsche" sich nicht an dieser Debatte beteiligen sollten, vermag ich als jüdischer Deutscher nicht einzusehen. Sind "ausgerechnet deutsche" Demokraten weniger demokratisch als wir Juden, als ich?
Man mag das Kölner Beschneidungsurteil so oder anders bewerten, es wäre gerade für uns Juden eine Gelegenheit gewesen, jüdische Inhalte zu überdenken und, mit neuer innerer Kraft, beizubehalten – oder zu ändern.
http://www.welt.de/debatte/article108845278/Nicht-die-Beschneidung-macht-den-Juden.html

Sharma: Man kann dem Staat aber doch nicht sagen: Dann guck halt weg.
Lagodinsky: Der Staat hat doch jahrelang weggeguckt und keiner hat sich beschwert. Nicht nur das: Die meisten Verfassungsrechtler sagen, im Urteil des Landgerichts Köln wurden Grundrechte nicht richtig gegeneinander abgewogen. Ich bin auch der Meinung, dass bei der Abwägung schlampig gearbeitet wurde.
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=sw&dig=2012%2F09%2F07%2Fa0098&cHash=e4334bf0c9ddd2552974e6e9714082da

Eine muslimische Stimme der Vernunft zum Anti-Islam-Film
16.09.2012 00:04:56

Lesehinweis

"Dear Muslims. Our Prophet would be far more offended by daily murders of Syrians by Assad than any disrespectful film."
- Hussam Aylosh

http://stream.aljazeera.com/story/syrians-bewildered-embassy-protests-spread-0022341

11. September: „Wir haben mit Bier angestoßen“ (zweite Veröffentlichung auf diesem Blog)
11.09.2012 18:41:41
Das sich heute wieder einmal die Anschläge vom 11. September jähren, veröffentlichen wir diesen Artikel erneut (Erstveröffentlichung 11. September 2011):

11. September: „Wir haben mit Bier angestoßen“
von Thomas Baader
 

Zum Zeitpunkt der Anschläge des 11. September 2001 war ich Student und jobbte nebenher bei einem bekannten Nachhilfeanbieter. Dort habe ich es dann auch erfahren: Einer der Nachhilfeschüler erzählte mir an diesem Tag, dass es in New York gerade einen großen Anschlag gegeben habe.
 

Die Dimension des Vorganges hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfasst. Nachrichten von Anschlägen gab es ja immer mal wieder und aus den Worten des Schülers ließ sich nicht entnehmen, von welchem Ausmaß diese Terrorakte gewesen waren. Erst im Verlauf der Nachhilfestunde wurde mir durch Äußerungen der in der Einrichtung tätigen Verwaltungskraft deutlich, dass etwas sehr Großes passiert sein musste. Irgendwann war an diesem Tag der Punkt erreicht, wo eigentlich keine Nachhilfe mehr möglich war, die Schüler wollten über das Geschehene sprechen.
 

Das Irritierende im Verhalten meiner Mitmenschen erlebte ich aber nicht an diesem Tag selbst, sondern erst in den kommenden Wochen. Ein Gespräch ist mir dabei besonders gut im Gedächtnis geblieben: Es war wieder bei der Nachhilfe, der Schüler war ein älterer Jahrgang, wortgewandt, clever, sympathisch. Kleidung und Auftreten wiesen ihn eindeutig als einen dezidiert linken Jugendlichen aus. Auf das, was dann kam, war ich nicht gefasst:
 

„Wir haben an dem Abend dann noch mit Bier angestoßen…“
 

Mit „wir“ waren er und eine Gruppe von gleichgesinnten Freunden gemeint. Der Grund für die Feierstimmung waren – daran ließ der weitere Verlauf des Gesprächs keinen Zweifel – die Anschläge des 11. September.
 

Ich muss an dieser Stelle ehrlicherweise eingestehen, dass ich damals selbst nicht frei von antiamerikanischen Ressentiments gewesen bin (die Presse tat ja in dieser Hinsicht auch ihr „Bestes“), doch diese Aussage versetzte mir einen Schock. Die Freunde meines Nachhilfeschülers waren mir unbekannt und daher auch erst einmal egal, doch von ihm selbst hatte ich eigentlich immer einen sehr positiven Eindruck gehabt. Wie konnte es sein, dass er der Ermordung von mehr als 3000 Menschen auf diese Art seine Zustimmung ausdrückte? Durch welche Mechanismen in unserer Gesellschaft konnte ein aufgeweckter netter junger Mann in seinem Hass auf die USA so verblendet worden sein, dass eine solche Nachricht bei ihm keine Betroffenheit auslöste, sondern Feierlaune?
 

Die Details des weiteren Gesprächs sind mir nicht mehr so klar im Gedächtnis geblieben, nur dass ich ihm irgendwann ein „Na ja, war vielleicht doch ein bisschen krass von uns…“ entlocken konnte. Ich hingegen werde wohl das Übliche zu ihm gesagt haben, z. B. dass an diesem Tag ja noch nicht einmal in irgendeiner Form schuldige, sondern einfach irgendwelche Menschen gestorben sind, d. h. wäre seine Freundin an diesem Tag zufällig im WTC gewesen, wäre sie nun auch unter den Toten und das Anstoßen mit Bier wäre seinerseits vermutlich unterblieben. Ein wenig nachdenklich wurde er wohl irgendwann dann schon.
 

Bei allen undifferenzierten ablehnenden Gefühlen, die ich damals leider selbst noch den Amerikanern entgegengebracht haben mag, hatte dieses Gespräch doch etwas bei mir selbst bewirkt: Ich begann mich zu fragen, ob ich in einem Land lebe, in dem weite Teile der Gesellschaft Hass und Fremdenfeindlichkeit für gerechtfertigt und unbedenklich halten – vorausgesetzt, beides gilt den Amerikanern.
 

Es war einige Zeit ins Land gegangen, da hatte ich mein zweites einschneidendes persönliches Erlebnis in Zusammenhang mit dem 11. September. Ein Bekannter – jemand, mit dem ich zuvor bei mehreren Gelegenheiten zum Wahldienst eingeteilt worden war – begegnete mir, und als unser Gespräch auf die Anschläge vom 11. September kam, da berichtete er mir von folgender Begebenheit: Kurz nach dem Ereignis habe er seine Tochter vom Kindergarten abgeholt und meinte, sich verhört haben zu müssen, als das Kind zu ihm sagte:
 

„Die Juden sind ja daran schuld, dass das in New York passiert ist…“
 

Ein weiterer Schock. Ich muss jetzt allerdings mein obiges Geständnis erweitern: Wenn ich zu diesem Zeitpunkt meines Lebens empfänglich war für antiamerikanische Einstellungen, dann gilt selbiges natürlich auch für reichlich undifferenzierte „Israelkritik“. Man wird sich erst im Rückblick darüber bewusst, wie leicht man noch als junger Mensch beeinflussbar war.
 

In diesem Fall hatten es wir jedoch nicht einfach mit „jungen Menschen“ zu tun, sondern mit richtigen Kindern. Schnell stellte sich heraus, dass die Kleine eine Äußerung wiedergegeben hatte, die sie im Kindergarten aufgeschnappt hatte. Der Vater war völlig fassungslos. Und auch ich fragte mich, was für eine Art von Erwachsenen dahintersteckt (Kinder plappern ja schließlich solche Dinge nur nach), wenn Kindergartenkinder plötzlich antisemitische Verschwörungstheorien wälzen.
 

Irgendetwas stimmte in Deutschland nicht, das war zu spüren. Natürlich zeigten viele auch eine tiefe Betroffenheit. Aber es gab zu viele, die kein Mitgefühl empfinden wollten – weil die Opfer ganz einfach die falschen Opfer waren. Und dies für mich zu einer weiteren Überlegung:
 

Heute gibt es Debatten darüber, dass der Hass mancher Migranten gegenüber der Mehrheitsgesellschaft – in Deutschland und anderen Ländern – nicht Rassismus genannt werden dürfe, da Rassismus immer etwas mit Machtverhältnissen zu tun habe und „die Migranten“ nun einmal keine Macht hätten. Diese Argumentation hat etwas sehr Gefährliches. Sie führt nämlich dazu, Hass und Fremdenfeindlichkeit nur dann zu thematisieren, wenn vermeintlich „Machtlose“ betroffen sind – was im Umkehrschluss dann bedeutet, dass man die „Mächtigen“ (oder eben doch nur als mächtig Empfundenen) bedenkenlos hassen darf. Der Hass auf Amerikaner wird ebenso wenig wie der Hass auf Angehörige der Mehrheitsgesellschaft problematisiert, weil „Mächtige“ nach dieser Vorstellung einfach keine Opfer sein können. Wer so argumentiert, der tritt dieser Form des Hasses jedoch nicht entgegen und lässt die Täter und ihre Sympathisanten gewähren. Anders ausgedrückt: Die Verharmloser und Relativierer wollen keine Rasissmusdebatte um Antiamerikanismus und Deutschenfeindlichkeit führen, weil sie selbst ja auch weiterhin diesbezügliche Ressentiments pflegen wollen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.
 

Auf dass man sich auch weiterhin bei einem guten Glas Bier darüber freuen kann, wenn es endlich mal die Richtigen trifft.

Dieser Artikel erschien am 10. September 2011 in voller Länge auch auf dem Blog "Achse des Guten" und am 11. September 2011 in voller Länge auf dem Blog "CDU-Politik.de":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/wir_haben_mit_bier_angestossen/
http://www.cdu-politik.de/www/cdupolitik/wordpress314/2011/09/11/11-september-wir-haben-mit-bier-angestosen/#more-12253
So progressiv ist die Hamas: Eine kleine Linksammlung
10.09.2012 22:19:54

So progressiv ist die Hamas: Eine kleine Linksammlung
von Thomas Baader

Judith Butler, die an diesem Dienstag mit dem Adorno-Preis in Frankfurt geehrt wird, wird bekanntlich vor allem wegen dieses Ausspruchs kritisiert:
"Ich glaube ja, zu verstehen, dass Hamas/Hisbollah soziale Bewegungen sind, die progressiv sind, die links stehen, die Teil einer globalen Linken sind."

Da wir ja alle auch tief im Herzen gerne progressiv wären und Vorbilder brauchen, schauen wir uns doch mal an, was wir so alles tun müssten, damit Frau Butler uns diesen Status zusprechen würde:

The Palestinian Islamist movement Hamas has banned women in Gaza from riding on motorbikes.
http://www.guardian.co.uk/world/2009/oct/07/hamas-bans-women-riding-motorbikes

Asma erzählt, wie sie einmal aus Protest am Strand entlangradelte, mehrere Kilometer weit, ein Skandal, weil Frauen in Gaza nicht Fahrrad fahren dürfen.
http://www.zeit.de/2011/14/Gaza/seite-2

Dies hatte auch zur Folge, dass seit dem Machtantritt der terroristischen Hamas Hunderte schwule und lesbische Palästinenserinnen und Palästinenser aus den Autonomiegebieten nach Israel flohen und sich im jüdischen Staat in Sicherheit brachten vor Verfolgung, Terror und Mord.
http://www.hagalil.com/01/de/Antisemitismus.php?itemid=865

Es sei nicht angemessen, wenn Frauen mit überschlagenen Beinen in der Öffentlichkeit säßen und Wasserpfeife rauchen, sagte der Polizeisprecher weiter. Das schade dem Ansehen der Palästinenser. Bei vielen Café-Besitzern im Gaza-Streifen sorgte das neue Verbot für Verwirrung - sie glaubten, das Rauchen sei nun für Frauen und Männer untersagt worden. Hamas-Sprecher versicherten dann aber, dass das Verbot nur für Frauen gelte.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/gaza-streifen-hamas-verbietet-frauen-die-wasserpfeife-a-707151.html

Artikel 7 der Charta erklärt das Töten von Juden - nicht nur von jüdischen Bürgern Israels oder Zionisten - zur unbedingten Pflicht jedes Muslims, indem sie sie zur Voraussetzung für das Kommen des Jüngsten Gerichts erklärt [...] In Artikel 22 übernimmt die Charta die in Europa entstandene antisemitische Verschwörungstheorie vom Weltjudentum: Die Protokolle der Weisen von Zion seien echt, die Freimaurer, der Lions-Club und der Rotary-Club arbeiteten insgeheim „im Interesse der Zionisten“.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hamas

So weit, so schlecht. Man sollte Judith Butler in der Paulskirche neben dem Adorno-Preis auch noch die Charta der Hamas im schicken Ledereinband zukommen lassen. Wenn sie nun auch noch bereit wäre, sich in ihrer Eigenschaft als Frau das Fahrrad- und Motorradfahren sowie das Rauchen von Wasserpfeifen verbieten zu lassen und sich zudem in ihrer Eigenschaft als Jüdin auch noch ein klein wenig ermorden lassen würde, könnte sie durch derartige kulturelle Sensibilität ein echtes Zeichen für die Völkerverständigung setzen.

Und wenn Frau Butler dies alles wirklich für progressiv und links hält, dann sollten wir inständig darum beten, dass sie nicht auf die Idee kommt, in der Bundesrepublik oder anderswo eine eigene Partei gründen zu wollen. So viel Progressivität und linken Zeitgeist gab es in Deutschland nämlich zuletzt zur Regierungszeit eines ungemein linken und progressiven Landschaftsmalers - und das zu wiederholen wäre nun wirklich einfach zu viel des Guten.

Dieser Artikel erschien am 10. September 2012 auch auf dem Blog "Achse des Guten":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/wofuer_frau_butler_den_adorno_preis_bekommt/

Judith Butler widerspricht sich innerhalb desselben Interviews
10.09.2012 17:45:51

Lesehinweis

Ist die Frau noch bei Sinnen? Judith Butler hat es in diesem Jahr abgelehnt, in Berlin auf dem Christopher Street Day den Preis für Zivilcourage anzunehmen - es hat ihr als "Antirassistin" nämlich überhaupt nicht gepasst, dass auch die Schwulenfeindlichkeit im islamischen Milieu thematisiert wurde.
In einem Interview bei Jungle World wurde nachgehakt... und man merkt schnell, dass Frau Butler offenbar nicht genau weiß, was sie so redet (Hervorhebungen von mir):


Judith Butler: Hampels Gruppe Maneo stellt Homophobie und homophobe Gewalt als etwas dar, das allein in Minderheitengruppen anzutreffen sei. Das bringen zumindest die politischen Aktionen, Stellungnahmen und Berichte der Gruppe zum Ausdruck. [...]
Jungle World: Maneo erklärt auf seiner Website, dass Homophobie in allen Teilen der Gesellschaft vorkommt. [...] Wie kommen Sie darauf, Maneo bzw. deren Mitarbeitern hätten erklärt, Homophobie gebe es nur bei MigrantInnen?
Judith Butler: [...]
Jedenfalls habe ich nie gesagt, dass Maneo behauptet, Homophobie finde sich nur bei Mi­grantInnen.


http://jungle-world.com/artikel/2010/30/41420.html

Die Gleichsetzung von Antisemitismus und Islamophobie: Warum alle die "Juden von heute" sein wollen
09.09.2012 22:14:28

Die Gleichsetzung von Antisemitismus und Islamophobie: Warum alle die "Juden von heute" sein wollen
von Thomas Baader

Oft behauptet, aber trotzdem falsch: Der Antisemitismus und die sogenannte Islamophobie sind nicht dasselbe. Wenn Muslime beanspruchen, "die Juden von heute" zu sein, dann greifen sie damit auf ein Argumentationsmuster zurück, das bereits bei Scientology und NPD Verwendung findet.

Auch bei Scientology kennt man Opferneid. 1996 hieß es in einem "Open Letter to Helmt Kohl" wörtlich: "In the 1930s, it was the Jews. Today it is the Scientologists." Unterschrieben hatten unter anderem Dustin Hoffman, Larry King, Goldie Hawn und Oliver Stone. Auch die NPD hat sich bereits öfters einer "Damals die Juden, heute wir"-Rhetorik bemächtigt - womit sie immerhin (vermutlich ohne es zu merken oder zun wollen) den Holocaust als historisches Faktum anerkannt hat.

NPD und Scientology - das ist die Gesellschaft, in die sich deutsche Islamverbände begeben, wenn sie nun ebenfalls darauf drängen, als "Juden von heute" anerkannt zu werden. Naheliegend wäre hingegen die Erkenntnis, dass die "Juden von heute" nach wie vor die Juden sind. Da die Juden von einst noch längst nicht abgetreten sind, besteht auch kein Bedarf, Nachfolger zu bestimmen. Dennoch wird so getan, als ob er Antisemitismus bereits vom Antlitz der Erde getilgt oder aus den Annalen der Geschichte verschwunden sei (no pun intended) und nun doch endlich irgendetwas Neues an seine Stelle treten müsste. Und siehe da, es finden sich in ausreichender Zahl solche, die nun rufen: "Wir sind es. Uns geht's doch genauso schlimm."

Bei nüchterner Betrachtung lassen sich allerdings einige Unterschiede finden und einige Merkwürdigkeiten feststellen:

- Der moderne Antisemitismus (nicht der alte, religiös geprägte Antijudaismus) war vor allem eines: antimodern. Juden wurden für "Entartungen" in Kunst und Kultur verantwortlich gemacht. Mit der Ablehnung des Judentums ging eines Ablehnung der modernen Lebens, des Innovativen und Kreativen, des Neuen und der Veränderung einher. Im Gegensatz dazu stehen bei der Auseinandersetzung mit dem Islam, die je nach Wesen des Kritikers sachlich und wohlbegründet, aber eben natürlich auch ressentimentgeladen und pauschalisierend daherkommen kann, traditionalistische, rückwärtsgewandte Aspekte im Vordergrund. Der Islam wird mit Sicherheit nicht deshalb kritisiert, weil er "zu modern" wäre.
- Die Vorwürfe gegen das Judentum waren frei erfunden: ritueller Knabenmord, Brunnenvergiftung, Weltverschwörung, parasitäre Lebensweise. Die Vorwürfe, die im Zusammenhang mit dem Islam auftauchen, betreffen zwar natürlich eine sehr große Gruppe der Muslime überhaupt nicht, sind aber nichtsdestoweniger reale Phänomene: Terrorismus, Kopftuchzwang, Ehrenmord, Intoleranz gegenüber Minderheiten, Zwangsheirat. Es ist falsch, pauschal alle Muslime mit diesem Problemen in Verbindung zu bringen, aber ebenso ist es richtig festzustellen, dass diese Probleme in der Tat etwas mit dem Islam zu tun haben und nicht wenige Angehörige dieser Religionsgemeinschaft von ihnen betroffen sind.
- Träger des Antisemitismus sind überproportional in genau jener Bevölkerungsgruppe zu finden, die ausschließlich als Opfer wahrgenommen werden will. Ist es nicht ein Widerspruch in sich, dass die selbsternannten "Juden von heute" besonders viele Menschen in ihren Reihen haben, die die "Juden vom damals" hassen?

In der Tat gibt es in Teilen der Gesellschaft eine bestimmte Form von Muslimfeindlichkeit, also eine vehemente Ablehnung der aus muslimischen Ländern stammenden Menschen. Sie ist aber in ihrer Ausgeprägtheit in keiner Weise mit dem heute noch vorhandenen Antisemitismus zu vergleichen, und auch darf man sie keineswegs mit einer kritischen Haltung gegenüber dem politischen Islam gleichsetzen. Muslimfeindlichkeit ist ein reales Problem, "Islamophobie" ein von den Verbänden in die Welt gesetzter Popanz. Die Gleichsetzung mit dem Antisemitismus verbietet sich allerdings in beiden Fällen.

Es waren nicht Türken, sondern Rechtsextreme
09.09.2012 20:34:06

Es waren nicht Türken, sondern Rechtsextreme
von Thomas Baader

In meinem Bekanntenkreis wurde vor Jahren einmal über eine nicht anwesende, uns allen vertraute Person debattiert. Plötzlich fragte jemand:
"Ist der X eigentlich Chinese?"
Antwort eines Anwesenden: "Neee, der ist Polizist..."

Klassischer Kategoriefehler. Jemand fragt nach der Nationalität und bekommt als Antwort den Beruf. Das "Neee" erweckte zudem den Eindruck, als würde sich beides gegenseitig ausschließen. Dabei sollte man eigentlich wissen: Es gibt durchaus chinesische Polizisten.

An diese Unterhaltung musste ich denken, als ich bei WELT Online folgende Sätze las:

"Der Studie 'Deutsch-Türkische Lebens- und Wertewelten' zufolge meinen 18 Prozent der Deutsch-Türken, Juden seien minderwertige Menschen. Der im Jahr 2012 vorgestellte Antisemitismusbericht des Deutschen Bundestages stellt allerdings fest, dass rund 90 Prozent aller antisemitischen Straftaten von Tätern begangen werden, die dem politisch rechten Spektrum zugeordnet werden."
http://www.welt.de/politik/deutschland/article109102442/Das-schwierige-Leben-der-Juden-in-Deutschland.html

Obwohl also ein recht großer Prozentsatz der Türken keine Juden mag, sind die Täter oft Rechtsextreme. Und was ist aber mit den rechtsextremen Türken? Tauchen die in beiden Statistiken auf? Gibt's die eigentlich überhaupt? Und gibt es in China wirklich Polizisten? Und gibt es Deutsche im Sinne einer Ethnie gar nicht (wie im Artikel auch behauptet wird), aber sehr wohl ethnische Türken und Araber? Und warum eigentlich? Stehen die letzteren irgendwie auf einer kulturell niedrigeren Stufe (sind eben Wilde), wohingegen wir als moderne Menschen schon alles Ethnische abgestreift haben? Will der Artikel uns das sagen? Oder verstehe ich ihn falsch? So viele Fragen...

Nachtrag:
Vor ein paar Minuten teilte mir jemand mit, dass viele amtliche Stellen in der Tat nur solche Taten als rechtextrem definieren, die von (Bio-)Deutschen begangen werden. In diesen Statistiken kann man also nicht gleichzeitg Türke und Rechtsextremer sein. Ich ziehe daraus zwei logische Schlüsse:
1. Es besteht ein offensichtlicher Widerspruch darin, die "Grauen Wölfe" als türkische rechtsextreme Organisation zu definieren, aber Taten, bei denen Türken die Urheber waren, niemals als rechtsextrem einzustufen.
2. Es gibt in der Tat ethnische Deutsche. Muss es geben. Wie könnte man sonst die Kategorie "ethnischer Deutscher" zur Vorbedingung von Rechtsextremismus machen? 

Johan Galtung, der friedensbewegte Antisemit
09.09.2012 00:31:29

Lesehinweise

Er ist zweifach promoviert, besitzt neun Ehrendoktortitel, ist Träger des Alternativen Nobelpreises, und es dürfte keinen Soziologiestudenten geben, der ihn nicht kennt: der Norweger Johan Galtung, 81, Begründer der Friedens- und Konfliktforschung. Doch nun hat sich die World Peace Academy (WPA) in der Schweiz, die mit der Universität Basel zusammenarbeitet, von Galtung getrennt. Der Grund: Galtung sagte Ende 2011, es sei möglich, dass der Mossad den norwegischen Attentäter Anders Breivik geführt habe. Später bekräftigte es in Interviews: Massenmörder Breivik habe zu einer Freimaurerloge Kontakt, »die jüdische Wurzeln hat«. Auch könne ja wohl kaum ein Zufall sein, dass Breiviks Tat an einem 22. Juli stattfand – so wie 1946 der Anschlag der jüdischen Untergrundgruppe Etzel auf das King-David-Hotel in Jerusalem. Dazu passt Galtungs Äußerung, dass Auschwitz zwar sehr schlimm gewesen sei, aber es sei auch »nicht unproblematisch« gewesen, »dass Juden damals Schlüsselpositionen in der Gesellschaft innehatten, die durch die Niederlage von Versailles gedemütigt wurde«.
http://www.netz-gegen-nazis.de/dokument/31082012-presseschau-7927

Die mit der Universität Basel assoziierte World Peace Academy hat den bekannten norwegischen Friedensforscher Johan Galtung vom Studienprogramm "Master of Advanced Studies in Peace and Conflict Transformation" suspendiert. Er war immer wieder wegen antisemitischer Äusserungen in die Kritik geraten. Galtung hatte etwa gesagt, dass die Juden den Antisemitismus nach dem Ersten Weltkrieg selber gefördert hätten. [...] An einem Vortrag an der Universität Oslo soll er zudem die antisemitische Hetzschrift «Die Protokolle der Weisen von Zion» unter Anspielung auf ein amerikanisch-jüdisches Bankhaus zur Lektüre empfohlen haben, so die «Basler Zeitung».
http://www.jesus.ch/magazin/international/220804-wegen_antisemitischer_aeusserungen_suspendiert.html

Die Repräsentanten des Jesidentums verurteilen Ehrenmord und Zwangsheirat... WIRKLICH???
08.09.2012 16:54:22

Lesehinweis

Äußerungen von Ekrem Deniz, einem Peschimam (jesidischer Hochgelehrter), zum Ehrenmord an Arzu Özmen.

Seine persönliche Einschätzung der Tat:
"Diese Tat war ein Unfall, ein tragisches Geschehen."

Seine Antwort auf die Frage, was er tun würde, wenn seine Tochter sich in einen Deutschen verlieben würde:
"Unser Leben ist oft nicht leicht. Ich würde ihr erklären, was das für unsere Religion bedeutet."

Sein Fazit:
"Man kannte unsere Regeln, als man uns Asyl gab. Jetzt sagen immer mehr, wir dürfen so nicht leben."

Quelle:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-85833357.html

Das Märchen von den islamischen Zwergen
07.09.2012 21:07:46

Lesehinweis

In diesem Märchen geht es darum, dass in Deutschland keine Religionsfreiheit herrscht. Ja, Sie haben richtig gehört. In Deutschland gibt es keine Religionsfreiheit! Und unsere sieben Zwerge des Islam fühlen sich fürchterlich entrechtet und diskriminiert. Sie betrachten sich sogar als Bürger zweiter Klasse. Ach, was rede ich da: Sie seien Bürger dritter Klasse, wenn überhaupt. Denn sogar der Bulgare sei jetzt in der EU. Diesem Mistvolk habe man bei der Sommerreise in die Türkei immer die Markscheine in den Pass legen müssen und ihre Grenzsoldaten hätten permanent stangenweise Zigaretten geschnorrt. Oder die blöden Polen, die jetzt sogar ein Gewerbe in Deutschland anmelden dürfen um den „Autohandel“ zu professionalisieren. Sie jedoch, die Muslime, seien nun die „neuen Juden Deutschlands“. Auch das behaupten unsere Zwerge. Ernsthaft!
Ja, ein trauriges Märchen ist das. Ich als Alevite habe da ein historisches, möglicherweise genetisch bedingtes Interesse an Geschichten und Märchen, bei denen es um unterdrückte Völker, Ethnien, Glaubensgemeinschaften oder sonstige Gruppen geht. Klar, hat doch meine Glaubensgemeinschaft, ja sogar meine Familie, viel Schlechtes erlebt.
[...]
Fast vier Jahre lang durfte ich an Sitzungen der Deutschen Islamkonferenz der Bundesregierung teilnehmen. Kein Märchen! Ich hatte die wunderbare Gelegenheit die sieben Zwerge des Islam hautnah mitzuerleben. Am Sitzungstisch, im Plenum, bei der Bundespressekonferenz aber auch zu sechst in einem engen Regierungsaufzug. Dort, im engen Aufzug durfte ich „hautnah“ miterleben, wie es um die Toleranz der sieben Zwerge steht, wenn ihnen ein junger Alevite im Wortsinne „zu nahe“ kommt. Ob ich ein Muslim sei, wollten sie wissen, mir die Antwort regelrecht abnötigen. Falls ja, würden die Zwerge auch die deutschen Aleviten repräsentieren. Falls nein, sollte ich verschwinden, da ich ja dann rein begrifflich nichts mit dem Islam zu tun hätte. Irgendwie logisch…wenn man das Denken eingestellt hat
http://www.cdu-politik.de/www/cdupolitik/wordpress314/2012/08/26/eser-polat-der-islam-und-seine-sieben-zwerge/#more-14845

Multikulti ist, wenn alle sich liebhaben
06.09.2012 14:00:15
Lesehinweis

Das also ist der aktuelle Zustand der viel gerühmten „Zivil-gesellschaft“ mit multikulturellem Hintergrund. Als Jude ist man nur sicher, wenn man unsichtbar ist, als Frau tut „man“ gut daran, sich zu verhüllen, als Homosexueller sollte man keine Regenbogenfahne aus dem Fenster hängen und als Behinderter oder Afrikaner am besten daheim bleiben. Damit niemand, der eine schwere Kindheit hatte und deswegen zu aggressivem Verhalten neigt, sich provoziert fühlt und zuschlägt.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/unsichtbar_ist_sicher/
Islamverbände mal wieder beleidigt (Schock!) und bei den Grünen melden sich mal wieder die Deppen vom Dienst
04.09.2012 17:57:37
Lesehinweis

Aus Protest gegen eine Plakataktion des Innenministeriums hat sich die Türkische Gemeinde in Deutschland an die UN und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) gewandt. Die beiden Organisationen müssten eingreifen, um die als diskriminierend empfundene Plakatkampagne gegen die Radikalisierung muslimischer Jugendlicher in Deutschland zu stoppen, erklärte die Türkische Gemeinde.
[...]
So zeigt eines der Plakate einen jugendlichen Migranten, der Text dazu lautet: "Das ist mein Bruder Hassan. Ich vermisse ihn, denn ich erkenne ihn nicht mehr. Er zieht sich immer mehr zurück und wird jeden Tag radikaler. Ich habe Angst ihn ganz zu verlieren - an religiöse Fanatiker und Terrorgruppen. Wenn es Dir so geht wie mir, wende Dich an die Beratungsstelle Radikalisierung."
Die Grünen forderten bereits den Stopp der Plakataktion. Die sogenannte "Vermisst"-Plakataktion sei "ein weiterer Beleg für die fehlende Sensibilität und das fehlende Verständnis des Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich gegenüber der Realität im Einwanderungsland Deutschland", kritisierte Grünen-Chefin Claudia Roth. Die Plakate gehörten eingestampft, so Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck.
http://www.n-tv.de/politik/UN-und-OSZE-sollen-intervenieren-article7130491.html
Araber greifen Rabbiner an - Islamverbände sehen sich selbst als eigentliches Opfer
03.09.2012 23:49:27

Araber greifen Rabbiner an - Islamverbände sehen sich selbst als eigentliches Opfer
von N. Lightenment (P)

Glauben Sie nicht? Würde ich auch nicht. Ist aber wahr.

Hier, von WELT Online:

"Den Angriff auf einen Berliner Rabbiner empfinden Islamverbände auch als Angriff auf sich selbst. Man könne Antisemitismus und Islamfeindlichkeit nicht trennen."

Doch, die Araber, die den Rabbiner angriffen, konnten es.

Und was lernen wir daraus? Sobald ein Jude Opfer von Gewalt wird, finden sich irgendwo von Opferneid gepeinigte Muslime, die nicht genügend Aufmerksamkeit kriegen. Besonders dann, wenn es sich bei den antisemitischen Tätern vermutlich selbst um Muslime handelt.

"Muslime brauchen da keine Lehrstunde", meinen die Islamverbände (im Hinblick auf den Antisemitismus). Das kann man jetzt so oder so verstehen. Ich sage jetzt lieber nichts mehr.

Link zum WELT-Artikel:
http://www.welt.de/politik/deutschland/article108942412/Muslime-wehren-sich-gegen-Graumann-Aufruf.html

Durchgeknalltes Meinungsmedium "Der Freitag" bezeichnet Zentralrat als "5. Kolonne"
03.09.2012 18:51:23

Lesehinweis

Und weil das dem Herrn Stephan J. Kramer noch nicht reicht, bezeichnet er das Kuratorium, das Butler auswählte, als nicht 'moralisch gefestigt' genug, weil es 'Butlers philosophische Beiträge formvollendet von ihrer moralischen Verderbtheit' getrennt habe. Moralische Verderbtheit! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Sorry, klingt nicht wirklich nach 2012, eher nach 1933-1945.
[...]
Aber man fragt sich bei solchen verbalen Aussetzern seitens des Zentralrats der Juden schon, wen sie eigentlich vertreten? Die deutschen Juden? Oder betrachten Sie sich doch nur als 5. Kolonne von Netanjahu und Konsorten
http://www.freitag.de/autoren/georg-von-grote/der-zentralrat-und-die-sprache-des-hasses

Graue Wölfe: Türkischer Rechtsextremismus in Frankfurt
03.09.2012 06:19:35
Lesehinweis

Im Frankfurter Stadtteil Griesheim residiert der örtliche Ableger der Grauen Wölfe im türkischen Kulturzentrum. Der Verein hat ein ehemaliges Autohaus mit einem Veranstaltungssaal für mehrere hundert Personen und diversen Geschäften gemietet. [...] Im türkischen Kulturzentrum will man die Aufregung nicht verstehen. Im Ramadan seien hunderte Besucher unterschiedlicher Nationalitäten und islamischer Glaubensrichtungen im Verein zu Besuch gewesen. Man halte sich an alle Gesetze und würde einen Beitrag zur Jugendarbeit leisten, sagen Vorstandsmitglieder. [...] Die Brisanz des Themas ist inzwischen auch dem durch Landesmittel geförderten Beratungsnetzwerk-Hessen bewusst. Das Netzwerk hat zwar viel Erfahrung damit Eltern, Vereine oder Schulen zu beraten, wenn Jugendliche in die rechtsextreme Szene abzurutschen drohen. Bislang war man aber gegenüber Rechtsextremismus unter Migranten "betriebsblind", räumt der Leiter der Beratungsstelle Reiner Becker ein.
http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=34954&key=standard_document_45918959
Lasst die Kinder spielen - ein Plädoyer gegen die Ängstlichkeit
30.08.2012 23:03:37

Lasst die Kinder spielen - ein Plädoyer gegen die Ängstlichkeit
von Thomas Baader

Pädagogen und Eltern machen sich zu viele Gedanken darüber, was Kinder nicht spielen sollen, und zu wenig darüber, inwieweit Spiele Fähigkeiten fördern. Und wer möchte, dass Börsenspiele aus den Schulen verschwinden, sollte besser auch gleich alle Schach-AGs verbieten. Dass Spiele weitaus häufiger als Gefahr wahgenommen werden statt als Chance, ist absurd.

An manchen Schulen werden spätestens seit der Finanzkrise keine Börsenspiele mehr durchgeführt. Die Argumente, die gegen das Börsenspiel angeführt werden, sind moralischer Natur. Es ist also offensichtlich, dass Teile der Lehrerschaft einen schlechten Einfluss befürchten, dem die Schüler im Zuge einer solchen Wirtschaftssimulation (denn etwas anderes ist es nicht) ausgesetzt sein könnten. Schauen wir uns also an, welche Argumente in der Regel genannt werden, um das Börsenspiel aus den Schulen zu verbannen:
- Das Börsenspiel stellt eine Art "virtuelles Zocken" dar, und das noch nicht einmal mit eigenem Geld. Die Spieler werden in die Rolle von Spekulanten versetzt.
- Der Spieler wird in dieser Rolle dazu angehalten, auf bloße Gewinnmaximierung aus zu sein und keine Verantwortung für die von seinen Entscheidungen betroffenen Menschen zu übernehmen.
- Die durch das Spiel simulierten Vorgänge, die in der Realität erheblichen Einfluss auf das Leben vieler Menschen hätten, werden durch den Abstraktionsgrad verharmlost.

Vieles davon trifft sicherlich auch auf Monopoly zu und es mag auch nichts zur Sache tun, dass man ähnliche Argumente auch auf der Website der NPD Erzgebirge findet (Zitat: "Unsere Jugend sollte wissen, dass nur durch Arbeit wirkliche Werte geschaffen werden und alles was man genießen will, muss durch harte Arbeit vorher geschaffen worden sein und nicht durch Spekulation [...] Wir  Nationaldemokraten finden, Spiele dieser Art sind unangemessen, unmoralisch und rücksichtslos."). Den Beifall von der falschen Seite könnte man sicherlich getrost ignorieren, wenn die eigene Position eine in sich logische, konsequente und plausible ist. Die Frage ist nur: Ist sie das?

Denn wer auf solche Art gegen Börsenspiele an Schulen argumentiert, sollte auch so konsequent sein, ein Verbot aller schulischen Schach-AGs zu fordern. Denn auch hier ließen sich entsprechende Argumente finden:
- Schach simuliert einen militärischen Konflikt und versetzt den Spieler in die Rolle eines Oberbefehlshabers.
- Der Spieler wird in dieser Rolle dazu angehalten, nur auf Sieg aus zu sein und keine Verantwortung für die ihn anvertrauten Soldaten zu übernehmen. Mehr noch: Das Spiel kann nur gewonnen werden, indem man bereitwillig unwichtigere Einheiten opfert, um die wertvolleren Figuren durchzubringen.
- Die brutalen Vorgänge, die das Spiel eigentlich simuliert - das Schlagen eines Bauern durch einen Springer etwa stellt eigentlich dar, wie eine überlegen geführte Reitereinheit eine schlecht bewaffnete Bauernhorde niedermetzelt - werden durch den hohen Abstraktionsgrad verharmlost.

Nachdem wir es nun unternommen haben, schwache Argumente der Börsenspielgegner mit einer ähnlich schwachen, auf das Schachspiel bezogenen Argumentation zu kontern, ist der rechte Zeitpunkt gekommen, einmal kurz innezuhalten und sich Gedanken über eine "Didaktik des Spiels" zu machen. Warum spielen wir Spiele und warum lassen wir Kinder und Jugendliche (oder aus Sicht eines Lehrers: Schüler) Spiele spielen?

Zu spielen bedeutet häufig, eine andere Rolle anzunehmen als die, die man im wahren Leben hat. Das kann nun die Rolle einen Börsenspekulanten oder eines militärischen Kommandanten sein. Bezieht man noch das Theater in diese Überlegung mit ein, wird es offenkundig: Pauschalisierende Rückschlüsse von der spielerischen Tätigkeit eines Menschen auf seinen Charakter sind unzulässig. Es ist unsinnig, einer Schülerin, die mit Begeisterung die Lady MacBeth spielt, zu unterstellen, sie wolle auch im wahren Leben Menschen zu Morden anstiften. Man macht im Gegenteil oft die Beobachtung, dass jene Menschen, die es lieben, auf der Bühne Schurken zu verkörpern, im wahren Leben oft äußerst freundliche Zeitgenossen sind, ebenso wie sich hinter so manchem Ballerspiel-Fan ein überzeugter Pazifist verbirgt. Noch einmal: Wir nehmen im Spiel andere Rollen an als die, die wir im wahren Leben haben. Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass man als anständiger Mensch die spielerische Möglichkeit, die Rolle eines nicht ganz so anständigen Menschen anzunehmen, faszinierend findet. Übrigens: Mit diesen Ausführungen möchte ich keineswegs die Position vertreten, dass Börsenspekulanten oder Militärs grundsätzlich unanständig wären. Vielmehr erlaube ich mir den Gedankengang: Selbst wenn sie es wären, wäre fraglich, inwieweit ein Mensch Schaden nehmen sollte durch das spielerische Schlüpfen in eine andere Rollen.

Spielen erlaubt die Übernahme anderer Perspektiven. Wer darin immer nur die Gefahr sieht, dass man in dieser anderen, als gefährlich wahrgenommenen Perspektive verharrt, hat das Wesens des Spiels vermutlich nicht verstanden. Eben dadurch, dass die Sphäre des Spiels und die Sphäre des Realität voneinander getrennt sind, wird die eine Perspektive bei Beendigung des Spieles in der Regel automatisch aufgegeben und die andere wieder angenommen. Dennoch hat uns der Perspektivenwechsel normalerweise Erkenntnis beschert, aber nicht unsere moralisch-ethischen Überzeugungen verändert.

Dem Leser mag an dieser Stelle aufgefallen sein, dass ich "in der Regel" und "normalerweise" geschrieben habe. Natürlich gibt es auch anders gelagerte Einzelfälle. Es ist aber auch dann nicht das Spiel, das das Problem darstellt, sondern die psychische Verfasstheit des Spielers. Wenn bei einem Menschen die Grenzen zwischen Realität und Spiel verschwimmen, kann es sicherlich zu gefährlichen Situationen kommen, jedoch darf man annehmen, dass ein solcher Mensch auch dann im Alltag große Probleme hätte, wenn man ihm vom Spielen fernhalten würde. Dasss darüber hinaus nicht jedes Spiel für jedes Alter geeignet ist, ist eine Selbstverständlichkeit.

Nach dem Amoklauf von Winnenden wurde erwogen, Paintball-Spiele zu verbieten. Es mag vielleicht vielen Menschen befremdlich erscheinen, warum nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene Freude daran finden, sich mit Farbkugeln zu beschießen. Letztlich aber, falls die Sicherheit der Teilnehmer gewährleistet ist, stellt das Paintball-Spiel nur eine Variante des "Kämpfens" mit Wasserpistolen dar, wobei man auch noch eine Förderung der Teamfähigkeit der Teilnehmer als Vorteil nennen könnte. Viel problematischer als alle Paintball- und Gotchaspiele, als Liverollenspiel und Ballerei am Computer ist die Angewohnheit mancher Eltern, ihre Kinder im Camouflage-Army-Look zu kleiden. Denn sind die beiden Sphären nicht sauber voneinander getrennt, der "kleine Soldat" existiert optisch nicht nur in einem Spiel, sondern auch im Alltag.

Das immer beliebter werdende Live-Rollenspiel wiederum, eine Mischung aus dem konventionellen ("Tisch"-)Rollenspiel, Improvisationstheater und Pfadfinderspiel, legt in der Regel mehr Wert auf eine erzählerische Struktur, als es das Paintball-Spiel tut (wenn man von sogenannten reinen "Schlachten-Cons", zu denen sich manche Live-Rollenspieler treffen, einmal absieht). Grundsätzlich aber ist eine Veranstaltung, bei der man sich mit Schaumstoffschwertern prügelt und Spielzugarmbrüsten beschießt, durchaus vergleichbar mit dem Paintball-Spiel. Dass letzteres mehr Anstoß erregt, liegt sicherlich auch daran, dass wir dazu neigen, mittelalterliche Waffen zu romantisieren, während uns die Farbkugel-Gewehre der Paintballer emotional eher unangenehm berühren. Bei nüchterner Betrachtung lässt sich jedoch schwer vermitteln, warum das eine harmlos, das andere aber schädlich sein sollte. Übrigens: 2010 kam das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht zu dem Schluss, "dass die Teilnehmer das Spiel [Paintball] ebenso als Gemeinschaftserlebnis empfinden wie andere Mannschaftsspiele auch und dass soziale Kontakte dadurch eher geknüpft und bestärkt werden als dass moralischer Verfall eintritt".

Müssen wir im Spiel eigentlich immer kämpfen? Keineswegs. Es gibt auch kooperative Spiele, die keine Konfliktsimulation im engeren Sinne darstellen. Aber auch beim Sportfechten, beim Boxen und beim Kampfsport suchen wir nach Möglichkeiten, Kämpfen in eine spielerisch-harmlose Form zu überführen. Ob man daher als Erwachsener sich immer sofort alarmiert fühlen sollte, wenn Kinder einen simulierten (!) Kampf austragen, ist fraglich. In einem Kindergarten, in dem eine Bekannte von mir arbeitet, war jede Form von "Waffenspielen" streng verboten. Schnell kamen einige Jungen auf die Idee, ihre Pausenbrote in Pistolenform zu beißen, um sich mit den Brotpistolen ("Peng! Peng! Peng!") zu duellieren. Stellt das wirklich ein ernsthaftes Problem dar?

Kehren wir jedoch zum Schach und damit zum Brettspiel zurück. Es gibt mittlerweile einen großen Markt für Konfliktsimulationen auf strategischer Ebene. Wenn "Empires in Arms" die Napoleonischen Kriege und "Advanced Third Reich" den Zweiten Weltkrieg simuliert, wird manch einer sicherlich irritiert reagieren, letztlich aber handelt es sich nur um detaillierte, in einen historischen Kontext gesetzte Ausformungen des Schachspiels. Dabei sind die genannten Spiele viel zu kopflastig, um Aggressionen zu wecken oder auch nur abbauen zu können. Was den Spieler am strategischen Spiel reizt, ist die intellektuelle Herausforderung, das Spiel als Denksportaufgabe. Und bei Vorhandensein eines historischen Hitnergrundes dient das Spiel zudem auch der Erweiterung der geschichtlichen und geographischen Kenntnisse.

Eine grundsätzliche Spielefeindlichkeit ist daher nicht gerechtfertigt. Einzelfälle mögen vielleicht problematisch sein. Die Frage aber, ob man an einer Schule ein Börsenspiel durchführen soll und die Frage, ob man in Berlin ein Stadtschloss wieder aufbauen sollte, haben eines gemeinsam: Sie haben mit Moral nichts zu tun. Es mag Pro- und Contra-Argumente anderer Art geben, aber das Moralisieren ist einer problemorientierten Debatte sicherlich abträglich - zumal hier auch leicht der Eindruck entsteht: Je progressiver der Sprecher, desto konservativer die Ansicht.

Bedeutet das Dargelegte, dass es meiner Auffassung nach überhaupt keine gefährlichen, geschmacklosen und schädlichen Spiele gibt? Mitnichten. Mit guten Gründen wollen wir keine Spiele sehen, die dem Spieler die Aufgabe auferlegen, Geiseln zu erschießen oder Konzentrationslager zu bauen. Es ist auch völlig legitim, dass Menschen, die einen echten Krieg erlebt haben, eine ablehnende Haltung gegen das Spielen mit Waffen haben. Aber ebenso ist auch richtig, dass ein Mensch, der schon öfters dazu gezwungen war, sich in lebensbedrohlichen Situationen verstecken zu müssen, durch das einfache Versteckspiel von Kindern unangenehm berührt werden könnte. Hier sollten Einzelfallabwägungen vorgenommen werden.

Kinder wollen spielen, Erwachsene manchmal auch. Lassen wir sie spielen.

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