DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
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Diese Kategorie umfasst alles, bei dem wir uns selbst nicht ganz sicher sind, ob es zum Hauptthema dieses Blogs passt.
Lucky Lucke gegen Gustav Adolf
10.10.2013 12:02:09
Lesehinweis
 

Professor Gustav Adolf Horn bekennt sich zum Keynesianismus und wird von den Medien auch als „linker Ökonom“ bezeichnet. Gegenüber dem Spiegel äußerte sich Horn:
„die Rechenfehler Griechenlands und die divenhafte Zögerlichkeit der Bundesregierung, dem südeuropäischen Staat zu helfen …“
„Die EU hätte frühzeitig, also schon vor Wochen, glaubwürdig und klar erklären müssen, eine gemeinsame Verantwortung für das gleichberechtigte Mitglied des gemeinsamen Binnenmarktes zu übernehmen. Inklusive der Bereitschaft, unter Auflagen und im Notfall Zahlungen an Griechenland zu garantieren.“
[...]
In der Talkrunde mahnt Professor Horn Herrn Professor Lucke und macht ihn intellektuell mitverantwortlich für die Herabsenkung der Löhne nach 2005. Herr Horn möchte nicht immer den Griechen oder den Spaniern den schwarzen Peter zu schieben. Fakt ist aber, dass sich die Griechen mit geschönten Zahlen in die Währungsunion schlichen. Unbestritten ist allerdings auch, dass Deutschland als erste Nation die Kriterien von Maastricht nicht eingehalten hatte.
[...]

Die letzten Minuten bei Phoenix wurden dann richtig spannend. In einem Einspieler von Phoenix heißt es im Zusammenhang mit der Rechtsproblematik: Ein klares Bekenntnis gegen rechts klingt anders. An dieser Stelle war mir klar, dass Herr Lucke reagieren würde. Lauter als sonst und sichtlich genervt von den erneuten Vorwürfen stellte er erneut klar, dass sich die Partei vom rechten Gedankengut abgrenzt. Dies tat er bereits bei „Anne Will“ und auch bei „Hart aber Fair“. Hier übe ich Kritik an Elif Senel, denn als Journalisten hätte sie bei ihren Recherchen merken müssen, dass die Vorwürfe haltlos sind. Das Wort „Entartung“ wurde Herrn Lucke wieder nachgetragen, aber zumindest wusste er sich zu wehren. Er holte einen Zettel heraus und las Zitate von Helmut Schmidt und Wolfgang Schäuble vor. Beide nutzten in Reden ebenfalls das Wort „Entartung“ und wurden dafür nicht von den Medien gesteinigt.

Horn betitelte die Alternative für Deutschland in seinem Schlussstatement als:

„Ansammlung rechtskonservativer Wutbürger.“

Die Moderatorin setze alles daran die Erklärungsversuche von Herrn Lucke zu unterbinden. Krampfhaft versuchte Lucke von den Beteiligten einen stichfesten Beweis für diese Thesen zu erhalten. Im Wahlprogramm und in den Reden konnte ich nichts finden.

http://www.boersenpoint.de/boersenblog/blog/bernd-lucke-afd-erneuter-eklat-im-staatsfernsehen-phoenix-722335/

Bei Anne Will wird gebeckmännert
27.09.2013 00:05:06
Bei Anne Will wird gebeckmännert
Fernsehkritik
von Thomas Baader

Sobald die Öffentlich-Rechtlichen jemanden als Unperson wahrgenommen haben, verfällt man in ein Standardschema: Man setze diesen Menschen am besten als Einzelkämpfer in eine Talkshow gegen vier bis sieben Kontrahenten, denen die Aufgabe zuteil wird, den Außenseiter möglichst effektvoll niederzureden. Dass man durch das Schaffen solcher David-gegen-Goliath-Situationen beim Zuschauer eher Sympathien schafft für denjenigen, der sich in einer solchen unfairen Gesprächsrunde tapfer schlägt, scheint sich noch nicht weit rumgesprochen zu haben. Beckmann lässt grüßen.

In genau dieser Situation fand sich am Mittwoch AfD-Chef Bernd Lucke bei Anne Will wieder. Seine Gegner: Edmund Stoiber, Gesine Schwan, Ulf Poschardt und Serdar Somuncu. Spaß macht das Anschauen einer solchen Politburleske sicherlich nicht.

Somuncu, der selbst als umstritten gilt, ist für sein Comedy-Programm "Hassprediger Reloaded" bekannt. Das befähigt ihn allerdings noch lange nicht zur Teilnahme an Polittalkshows, wie sich immer wieder herausstellt. Sein Umgang mit Bosbach, Buschkowsky und jetzt eben Lucke zeigt deutlich, dass Somuncu längst zur Karikatur seiner selbst geworden ist: Zu den hassverkniffenen, humorlosen und tunnelblickgestraften Gesichtern, die er parodiert, gehört er außerhalb seines Comedy-Programms selbst. So machte jeder Beitrag Somuncus Laune zum Griff nach der Fernbedienung.

Stoiber hingegen war, wie schon in einer früheren Sendung, ein gutes Beispiel dafür, wie man beim Versuch der Bekämpfung von vermeintlichem Anti-Euro-Populismus selbst zum Meister der Pro-Euro-Populismus aufsteigt. Man kann sicher gute Argumente bringen, die für den Euro sprechen - aber die Gemeinschaftswährung taugt nicht zur Überhöhung als Friedensprojekt und Politheiligtum.

SPD-Frau Gesine Schwan, die uns vor allem mit dem Satz "Die DDR war kein Unrechtsstaat" sowie als Verteidigern von Daniel Cohn-Bendit im grünen Pädophilie-Streit im Gedächtnis geblieben ist, war wohl hauptsächlich in der Sendung, um Rot-Rot-Grün als Regierungsmodell im Bundestag zu bewerben (was sie übrigens mit Somuncu gemeinsam hat).

Ulf Poschardt war vermutlich hauptsächlich hier, um die FDP zu retten. Auch er konnte nicht gerade glänzen. Dass Luckes "professoraler Ton" ihm auf den Wecker geht, ist in der Tat eine wenig originelle Aussage. Akademiker-Bashing können Gerhard Schröder und Edmund Stoiber wahrhaftig besser. Für Poschardt glich Luckes Ton dem von Sarrazin und Buschkowsky.

Lucke verstand es, klug zu kontern. Auf den Vorwurf, dass die von der AfD im Wahlkampf verwendete Formulierung "Einwanderer ja. Aber nicht in unsere Sozialsysteme." rechtspopulistisch sei, wusste Lucke das Regierungsprogramm der Union zu zitieren, in der tatsächlich sinngemäß dasselbe steht. Quod licet Iovi, non licet bovi.

Sicherlich gibt es kritikwürdige Positionen bei der AfD: Rumkuschelei mit Dikaturen und Halbdemokratien wie Russland etwa gereicht keiner Partei zum Schmucke. Aber Peer Steinbrück ist von dieser Position auch nicht allzu weit entfernt, wenn er fordert, öffentliche Kritik an Russland solle aus kultureller Rücksichtnahme unterbleiben.

Da waren sie also, die Vertreter und Sympathisanten der Parteien der Steinbrücks, Cohn-Bendits, Möllemanns, Hohmanns, Becks, Ypsilantis und wie sie alle heißen - und sie waren sich in einem einig: Der Lucke ist ein Problem.

Siehe auch:

Dass Luckes Äußerungen teilweise aus der Runde als Diffamierung von Demokratie und Parlamentarismus allgemein gedeutet wurden, war allerdings nicht fair. Immerhin bezog sich in seiner vorbelasteten metaphorischen Anspielung der Ausdruck "Entartungen" nicht auf diese an sich, sondern auf den als respektlos empfundenen Umgang damit.

Kurze Zeit später geht Anne Will zu AfD-Sprecher Lucke, fragt ihn was er sich jetzt wünsche. Lucke daraufhin: „Wir würden Neuwahlen natürlich begrüßen.”

Der Kabarettist sagte, die AfD sei rechtsradikal, weil er beim Lesen des Parteiprogramms das Gefühl gehabt habe, sie sei rechtsradikal. Der Lifestyle-Experte sagte – und da war er wirklich in seinem Element: Wenn jemand etwas so empfindet, wie es der andere nicht gesagt hat, habe der, der es gesagt hat, trotzdem Unrecht. [...] Stoiber sagte, Lucke könne nur dort verstanden werden, wo er sich mit seinen Anhängern herumtreibe – im Bierzelt. Murren im Publikum. http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/09/26/euro-debatte-im-staats-tv-ein-system-demaskiert-sich-selbst/

Obwohl die Redaktion von »Anne Will« die Gäste wieder so parteiisch wie möglich ausgesucht hatte, ging der Versuch der Diskreditierung Bernd Luckes und der AfD schief. Er ging als Sieger vom Platz.

Herr Stoiber konnte in der Runde nicht glänzen. Der Export bricht bestimmt nicht in Deutschland zusammen, weil man den Euroraum verlässt. Der Export war auch zu DM-Zeiten sehr hoch. Und von "Bierzeltpolitik" kann ja wohl beim Herrn Lucke nicht die Rede sein.
"Leihstimmen": Ein völlig unsinniger Begriff
21.09.2013 13:39:08
Lesehinweis

Die FDP hat eine hektische Zweitstimmenkampagne begonnen. Das hat sie immer schon getan. Neu ist die heftige Abwehrreaktion der CDU/CSU. Dabei ist immer wieder von „Leihstimmen“ die Rede, die man nicht zu verschenken habe.
Wer so redet, macht deutlich, dass er die Wähler als Stimmvieh betrachtet. Es gibt keine Stimme, die einer Partei gehört. Die Stimme gehört ausschließlich den Wählern und die können damit machen, was sie für richtig halten.
Ich bin CDU-Mitglied, werde aber, sollte ich mich zum Urnengang entschließen, auf keinen Fall meine Erststimme an die CDU geben. In meinem Wahlkreis wurde ein Mann Direktkandidat, dessen einzige Lebensleistung mit Ende Dreißig gewesen zu sein scheint, sich für den Bundestag aufstellen zu lassen. Er führt einen autistisch anmutenden Ego-Wahlkampf, so dass ich mir veräppelt vorkomme.
Einer seiner Mitbewerber ist Andreas Otto, ein aufrechter Grüner, der sich im Oktober 1989 an der Gethsemanekirche in Berlin den Schlägen der Volkspolizei ausgesetzt hat. Diesem Mann gehört meine Erststimme, obwohl ich die Grünen sonst nie und nimmer wählen würde.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/meine_stimme_gehoert_mir
Eine Verteidigung der Demoskopie und eine Antwort
18.09.2013 21:59:27
Lesehinweise

Eine beliebte Standardübung in der Wahlberichterstattung ist es, den Umfrageinstituten vorzuhalten, sie würden mit irgendwelchen Geheimformeln an ihren Parteizahlen herumpfuschen. Als Trommelwirbel dient dabei meist der Fachbegriff „Gewichtung.“ Dieses Wort kann man in den Ohren unbedarfter Leser so schön verdächtig klingen lassen, und so wird in jedem Wahlkampf erneut die Gewichtung von Umfragen als vermeintliche Enthüllung präsentiert. Ein Beispiel dafür ist ein Artikel von Wolfgang Gibowski vom Juli dieses Jahres im „Cicero“ mit dem äußerst originellen Titel „Die geheimen Tricks der Demoskopen“ (http://www.cicero.de/berliner-republik/wahlumfragen-die-geheimen-tricks-der-demoskopen/55214), der allein schon deswegen seltsam ist, weil Gibowski selbst lange Jahre lang Wahlforschung betrieben hat. Er müsste es also eigentlich besser wissen.
[...]
Hat eine Partei A bei der letzten Wahl 50 Prozent der Stimmen erhalten und kommt bei der Rückerinnerungsfrage auf den zu tiefen Wert von 45 Prozent, so ergibt sich ein Gewichtungskoeffizient von 50 : 45 = 1,11. Das heißt, die 45 Prozent Befragten, die die Partei gewählt haben, werden so gezählt, als würden sie 50 Prozent derer ausmachen, die bei der letzten Wahl gewählt und eine konkrete Angabe gemacht haben. Hundert Personen mit diesen Merkmalen zählen soviel, als wären sie 111 Befragte.
Wenn eine Partei bei der Rückerinnerungsfrage auf einen zu tiefen Wert kommt, kommt zwangsläufig umgekehrt mindestens eine andere Partei auf einen zu hohen Wert. Nehmen wir an, die Partei B kommt bei der Frage: „was haben Sie letztes Mal gewählt“ ebenfalls auf 45 Prozent, tatsächlich betrug das letzte Wahlergebnis aber nur 40 Prozent. Hier ergibt sich ein Gewichtungskoeffizient von 40 : 45 = 0,89. Hundert Personen, die angeben, sie hätten bei der letzten Wahl Partei B gewählt, zählen also soviel wie 89 Personen, und zwar unabhängig davon, welche Wahlabsicht sie für die kommende Wahl äußern.


Dass dieses Beispiel so nicht stimmen kann bzw. nur einen Teil der Wahrheit darstellt, kann jeder für sich selbst feststellen, wenn er sich drei Fragen stellt:

  • Warum soll ausgerechnet die Rückerinnerung an die letzte Wahlentscheidung dabei helfen, einen Datensatz richtig zu gewichten? Was, wenn die Rückerinnerung falsch oder schlicht unwahr ist? Was, wenn die Anzahl derjenigen, die sich rückerinnern wollen, verzerrt ist, also nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit? 
  • Was ist mit Nichtwählern? Wie werden Nichtwähler, die 2009 nicht gewählt haben, 2013 aber eine Wahlangabe machen, gewichtet? [Und für Insider: Wie gehen die Meinungsforscher damit um, dass Rückerinnerungsfragen immer und ausnahmslos die Anteile der Partei überschätzen, die gewonnen hat?]
  • Was ist mit neuen Parteien, die mit der Frage nach der letzten Wahlentscheidung nicht erhoben werden können, weil es sie bei der letzten Wahl schlicht noch nicht gab?

Dass das von Petersen dargestellte Verfahren so nicht funktionieren kann, ist spätestens jetzt klar. Somit stellt sich die Frage, was beim Gewichten wirklich passiert und mit dieser Frage ist man bei der Aussage von Wolfgang Gibowski: Niemand außerhalb der entsprechenden Institute weiß es so genau. Was genau geschieht ist ein gut behütetes Geheimnis, das man jedoch aufgrund der aus der empirischen Sozialforschung bekannten Praktiken zumindest teilweise lüften kann.
http://sciencefiles.org/2013/09/14/gewichtung-von-umfragedaten-magisches-aus-meinungsforschungsinstituten/

Bayernwahl und "Wahlforscher"
15.09.2013 18:27:37
Bayernwahl und "Wahlforscher"
von N. Lightenment (P)

Kann sich jemand, so wie ich, an die Bayernwahl vor fünf Jahren erinnern? Als die CSU ihre absolute Mehrheit verloren hat und auf eine Koalition mit der FDP angewiesen war?

Kann sich jemand an all die schlauen Wahlforscher erinnern, die vor die Kameras traten und sagten "Die Zeiten von CSU-Alleinregierungen in Bayern sind endgültig vorbei"?

Ja, das war Konsens. Die CSU wird es nie wieder alleine machen, ab jetzt nur noch mit der FDP. Allerlei schlaue Begründungen wurden abgeliefert - beispielsweise, es seien in den letzten Jahren so viele Deutsche aus anderen Ländern nach Bayern gezogen, die keine besondere CSU-Bindung haben.

Ich war damals mehr als skeptisch angesichts solcher Erklärungen. Vor fünf Jahren hatte es nämlich eigentlich doch nur ein paar Verschiebungen im bürgerlichen Lager gegeben. Stark waren die FDP und die Freien Wähler geworden (letztere hatte sich als eine Art konservative Alternative, also eine Art bessere CSU inszeniert). Die linken Parteien hatten nahezu überhaupt nicht profitiert von der Schwäche der CSU.

Damit war für mich klar gewesen: Die bayerische Wählerschaft ist auch weiterhin mehrheitlich konservativ, man ist nur zeitweise mal verärgert über das damalige CSU-Personal, über Filz und unglückliche Äußerungen. Aber für mich sprach nichts dagegen, dass Bayern schon bald wieder zum Gewohnten zurückkehrt.

Die heutige Wahl hat mir Recht gegeben und einmal mehr "Wahlforscher" als Schwätzer entlarvt.
Samuel L. Jackson zur deutschen Kinderbuch-Debatte
25.03.2013 21:44:04
Lesehinweis

Mr. Jackson, kennen Sie Pippi Langstrumpf?

Klar kenne ich ihre Geschichten, wieso fragen Sie?

Als das Kinderbuch 1945 erschien, hat Astrid Lindgren darin das Wort Neger benutzt. Die deutsche Familienministerin Kristina Schröder hat vor Kurzem eine Debatte losgetreten mit ihrer Erklärung, dass sie ihrer Tochter aus dem Buch Begriffe wie Negerkönig oder Negerkönigreich nicht vorlese.

Und warum macht sie sowas?

Sie sagte, auch ohne die böse Absicht der Autorin können Wörter Schaden anrichten. Sie finde es verletzend, das Wort Neger zu benutzen und möchte nicht, dass ihre Tochter mit so einer Weltsicht aufwächst.

Verstehe. Aber das würde ja auch bedeuten, dass ihre Tochter aufwächst, ohne zu erfahren, dass auch Neger Königreiche haben können, oder?

Bei Pippi Langstrumpf ist die Sache noch komplizierter, weil der Negerkönig ja Pippis Vater Efraim ist, also ein Weißer.

Okay, aber das Wort an sich besagt ja ganz klar, dass Neger auch Königreiche hatten, nicht wahr? Jetzt würde mich aber wirklich brennend interessieren, mit welchem Wort Ihre Familienministerin den Negerkönig ersetzt.

Sie liest stattdessen Südseekönig. Übrigens hat der Verlag in neuen Ausgaben genau das schon gemacht, Negerkönig durch Südseekönig ersetzt. Und ein anderer Verlag von Kinderbuchklassikern ist ebenfalls gerade dabei, das Wort Neger zu entfernen.

Man könnte auch von einem afrikanischen oder nubischen König sprechen, am Ende wissen doch alle, was gemeint ist. Im Englischen ist „Negro“ an sich noch kein schlechtes Wort. Es bezeichnet eine Rasse.

Haben Sie Ihrer Tochter, als sie klein war, je Mark Twains Geschichten von Tom Sawyer und Huckleberry Finn vorgelesen?

Nein.

Wenn Sie es gemacht hätten, hätten Sie …

… das N-Wort, den „Nigger-Jim“ ausgelassen? Nein. Das hätte ich nicht gemacht. Meine Tochter hat das Wort Nigger, als sie aufwuchs, oft gehört. Sie hörte es sogar bei uns zu Hause.

Der schwarze Harvard-Professor Randall Kennedy hat darüber einen US-Bestseller geschrieben: „Nigger – die seltsame Karriere eines ärgerlichen Wortes“. Er schreibt darin, viele Schwarze würden Nigger als Kosewort benutzen, mit Ironie und im Bewusstsein seiner rassistischen Herkunft. Sie wollen den Rassisten keinen Fußbreit überlassen, nicht mal ihr Lieblingswort.

Ja, es ist auch bei mir nicht so, dass ich das Wort nie ausspreche. Ich sage Nigger – und meine Tochter hat es gehört.

http://www.berliner-zeitung.de/magazin/interview-mit-samuel-l--jackson-ich-haette-den-nigger-jim-nicht-ausgelassen,10809156,21490672.html

DDR-Fernsehen in der ARD: Wahlkampfhilfe für die Linke
28.02.2013 10:42:27
Videohinweis

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1778326/Bambule---Wo-bleiben-die-Reichen%253F#/beitrag/video/1778326/Bambule---Wo-bleiben-die-Reichen%253F
Zum Tod des Bloggers Zettel
26.02.2013 23:06:47

Zum Tod des Bloggers Zettel
MRF-Redaktion

Die Nachricht von Zettels Tod (Blog "Zettels Raum") hat heute auch uns erreicht. Niemand von uns kannte ihn persönlich. Dennoch empfinden wir einen großen Verlust. Die Blog-Welt wird nun deutlich ärmer sein, denn zwar gibt es viele Blogs, aber nur sehr wenige haben je das Niveau von "Zettels Raum" erreicht. Unser Beileid gilt den Menschen an seiner Seite.

In Trauer,
der MRF-Blog

Muslimische Gemeinde vs. LEGO Star Wars
23.01.2013 08:40:28

Lesehinweis (keine Satire!)

Kurz, das Model ähnelt Sakralbauten, egal ob Kirche, Moschee, Synagoge oder Tempel. Der Terrorist Jabba der Hutte liebt es, Wasserpfeife zu rauchen und seine Opfer töten zu lassen. Es ist offensichtlich, dass für die Figur des hässlichen Bösewichts Jabba und die ganze Szenerie rassistische Vorurteile und gemeine Unterstellungen gegenüber den Orientalen und Asiaten als hinterlistige und kriminelle Persönlichkeiten (Sklavenhalter, Anführer von Verbrecherorganisationen, Terroristen, Verbrecher, Mörder, Menschenopferung) bedient wurden. Erschreckend ist auch die rot-schwarze Teufels-Fratze auf der Schachtel rechts oben, die zumindest ein augenfälliges Signal ist, dass das Spiel nicht unter dem Christbaum am Weihnachtsabend liegen sollte. Die Türkische Kulturgemeinde Österreich behält sich juristische Schritte vor und überlegt, in Deutschland nach dStGB § 300 Volksverhetzung, in Österreich nach StGB § 283 Verhetzung und in der Türkei Klage bei der jeweiligen Staatsanwaltschaft in Form einer Sachverhaltsdarstellung gegen LEGO einzureichen. [...] Die Raketen, Kanonen, Waffen wie Laserpistole, Gewehre und Samuraischwerter (dienen als Füße des B'omarr-Mönchs) und Falltüren in der LEGO-Burganlage sind pädagogisch bedenklich. Die Kombination aus Tempelbau und Bunkeranlage, aus der geschossen wird, kann für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren sicher nicht geeignet sein, vor allem in Hinblick auf ein friedliches Zusammenleben verschiedener Kulturen in Europa.
http://www.turkischegemeinde.at/index.php?id=312

Vor- und Nachurteil: Ressentiment und Realität
04.12.2012 21:17:51
Vor- und Nachurteil: Ressentiment und Realität
von Thomas Baader

In den Niederlanden haben drei 15-16jährige Jugendliche einen Linienrichter verfolgt und totgetreten, weil er ihrer Meinung nach falsch entschieden hat.

Wie fast alle (so vermute ich), die so etwas lesen, habe ich gleich einen Gedanken im Kopf und frage mich sofort, ob es ein Vorurteil ist. Ich frage mich nämlich auotmatisch beim Lesen, ob es sich um drei junge Moslems handelt.

Die deutsche Presse, von FAZ bis FR, gibt keine Auskunft über die Herkunft der Täter. Schaut man in die niederländische Presse, findet man nach einigem Suchen schließlich die Auskunft, dass die drei Täter aus Marokko stammen.

Man soll sich nicht von Vorurteilen leiten lassen. In der letzten Zeit aber entpuppen sich solche "Vorurteile" zu oft als "Nachurteile", d. h. Urteile, die im Nachhinein durch die Realität bestätigt werden.

Sicher dennoch kein Grund für Vorurteile (Unvoreingenommenheit sollte man sich bewahren), wohl aber ein Grund für kritische Fragen: Warum bestätigt sich schon wieder die Erwartungshaltung? Was läuft hier schief?

Nachtrag: Wenn man Berichten in Internetforen Glauben schenken kann, geschehen Übergriffe auf Schieds- und Linienrichter im Amateuerfussballbereich auch in Deutschland ständig (und auch hier ergibt sich eine klare Tätergruppe), allerdings ohne es dass es die Vorfälle in der Regel in die Presse schaffen, solange es keinen Toten gibt.
Entweder Broder: Staffel 3, Folge 3
04.12.2012 08:34:55
Videohinweis

Die dritte Folge der neuen Staffel von "Entweder Broder" ist jetzt in der Mediathek verfügbar:

http://www.ardmediathek.de/das-erste/entweder-broder-die-europa-safari/folge-3-im-osten-viel-neues?documentId=12655490
Entweder Broder Staffel 3, Teil 2
26.11.2012 22:03:12

Videohinweis

Folge 2 der neuen Staffel von "Entweder Broder" ist jetzt in der ARD-Mediathek abrufbar:

http://www.ardmediathek.de/das-erste/entweder-broder-die-europa-safari/folge-2-im-herzen-europas?documentId=12567064

Ab heute wird nur noch gegengeprobt!
22.11.2012 21:03:45

Ab heute wird nur noch gegengeprobt!
von Thomas Baader

Sabine Schiffer arbeitet ja gerne mit der Methode "Gegenprobe". Damit will sie Diskriminierungen und Schlimmeres entlarven. Das funktioniert so, dass man sich beispielsweise den Satz anschaut "Muslime neigen zur Gewalt" und ersetzt das Wort Muslime dann durch "Juden", "Amerikaner", "Männer" oder was auch immer (allerdings natürlich nicht durch "Gewalttäter"). Das Argument lautet dann: Wenn die Aussagen B, C und D diskriminierend sind, dann A logischerweise auch.

Eigentlich ist diese Methode gar nicht so schlecht. Nur ist Sabine Schiffer nicht sehr originell, was ihre Anwendung betrifft. Da lässt sich aber leicht Abhilfe verschaffen.

Während es bei Sabine Schiffer unklar bleibt, wer den Satz "Muslime neigen zur Gewalt" eigentlich gesagt haben soll, operiere ich im Folgenden nur mit Aussagen, bei denen die Quelle eindeutig identifizierbar ist.

1. Nehmen wir die ein paar Aussagen des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan:

- "Erdogan sagte, die Türkei würde nicht akzeptieren, dass es einen Genozid gegeben habe. Heute würden 100.0000 Armenier leben."
- "Er [Erdogan] könne jederzeit 100'000 Armenier aus seinem Land ausweisen."
- Erdogan:
"Herr Sarkozy wird keinen Genozid in der Türkei finden können. Er wird in der türkischen Geschichte nichts anderes finden als die Toleranz der Türken, Hilfe und Leidenschaft."

- "X sagte, Deutschland würde nicht akzeptieren, dass es einen Genozid gegeben habe. Heute würden 250.0000 Juden leben."
- "Er könne jederzeit 250'000 Juden aus seinem Land ausweisen."
-
"Herr Sarkozy wird keinen Genozid in Deutschland finden können. Er wird in der deutschen Geschichte nichts anderes finden als die Toleranz der Deutschen, Hilfe und Leidenschaft."

Würden die letzteren Äußerungen von einem deutschen Politiker stammen, so gäbe es eine ziemlich treffende Bezeichnung für diesen Politiker. Vielleicht sollte man auch im Fall Erdogan langsam dazu übergehen, die Dinge beim Namen zu nennen.

2. Bei der DITIB Saar lasen wir (mittlerweile, nach ensprechender Kritik, nicht mehr):

"Ein moslemischer Mann darf eine gläubige Christin oder eine Jüdin heiraten, jedoch darf eine moslemische Frau nur einen Moslem heiraten, denn da der Mann eine führende Rolle in der Familie hat, kann eine moslemische Frau eventuell hinsichtlich ihrer Religion unter Druck gesetzt werden und somit können familiäre und religiöse Probleme entstehen."

Die Anwendung der Gegenprobe würde hier Folgendes erbringen:

"Ein katholischer Mann darf eine gläubige Protestantin oder Nicht-Christin heiraten, jedoch darf eine katholische Frau nur einen Katholiken heiraten, denn da der Mann eine führende Rolle in der Familie hat, kann eine katholische Frau eventuell hinsichtlich ihrer Religion unter Druck gesetzt werden und somit können familiäre und religiöse Probleme enstehen."

Würde eine katholische Gemeinde, die solche Positionen vertritt, ebenso wie die DITIB das Vergnügen haben, Claudia Roth als Gastrednerin für ihre Veranstaltungen zu bekommen? 

3. Bei Islam.de (wo Amain Mazyek als "Chef vom Dienst" angegeben ist) heißt es wörtlich:

"Beim Ehebruch muss die Aussage von mindestens vier Männern vorliegen, weil das Strafmaß hierfür sehr hoch ist. Bei Zeugenschaft für geschäftliche Verträge o. ä. muss man zwei Männer als Zeugen haben oder einen Mann und zwei Frauen, allerdings braucht nur eine Frau auszusagen, die zweite Frau ist nur da, um auf die Richtigkeit der Aussage der ersten Frau zu achten und um sie eventuell zu verbessern."

Nun ersetzen wir die Wörter "Männer" und "Frauen" (bzw. deren jeweilige Singularform), sodass sich folgende Aussage ergibt:

"Beim Ehebruch muss die Aussage von mindestens vier Nicht-Muslimen vorliegen, weil das Strafmaß hierfür sehr hoch ist. Bei Zeugenschaft für geschäftliche Verträge o. ä. muss man zwei Nicht-Muslime als Zeugen haben oder einen Nicht-Muslim und zwei Muslime, allerdings braucht nur ein Muslim auszusagen, der zweite Muslim ist nur da, um auf die Richtigkeit der Aussage des ersten Muslim zu achten und um ihn eventuell zu verbessern."

Stellen wir uns das mal als deutschen Gesetzestext vor. Und dran denken: Entweder sind A und B beide diskriminierend, oder sie sind es beide nicht.

Entscheiden Sie selbst.

Neue Folge von "Entweder Broder"
20.11.2012 07:53:19

Videohinweis

Die erste Folge der neuen Staffel von "Entweder Broder" (dieses Mal keine Deutschland- sondern eine Europa-Safari) findt sich in der Mediathek der ARD:

http://www.ardmediathek.de/das-erste/entweder-broder-die-europa-safari/folge-1-auf-nach-europa?documentId=12491092

Kein Schweinefleisch, kein Christbaum
13.11.2012 23:17:06

Lesehinweise

"Bei uns gibt es generell kein Schweinefleisch, da wir viele Kinder mit Migrationshintergrund haben. Es gab Versuche, Schweinefleisch in den Speiseplan aufzunehmen, doch das gab Irritationen bei den Eltern", bestätigt Regina Baumann, Leiterin der Kita Marienwerder Straße in Kiel-Wellingdorf. Einwände gegen Rippchen und Schnitzel gab es auch auf dem Westufer in der Kita Goethestraße. "Die Eltern wollten das nicht. Außerdem hätten wir sonst extra für muslimische Kinder kochen müssen", erklärt Leiter Oliver Kaiser. Dabei schätzt er den Anteil mit Migrationshintergrund auf gerade einmal zehn Prozent ein.
[...]
Der Schweinefleisch-Bann gilt aber keinesfalls nur in Kindertageseinrichtungen. Mittlerweile scheint die Currywurst-Klausel auch bei der Suche von Mietwohnungen eine Rolle zu spielen, da auf dem Ostufer immer mehr Wohnungen von Muslimen aufgekauft wurden. Nach Informationen unserer Zeitung bietet ein afghanischer Vermieter in der Nähe des Sultanmarktes in der Elisabethstraße Wohnungen mit der Voraussetzung an, auf Kotelett und Co. zu verzichten.
http://www.shz.de/nachrichten/top-thema/artikel/keine-currywurst-mehr-in-kieler-kitas.html

Kokkedal liegt 30 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kopenhagen. Das Städtchen auf der Insel Sjælland ist ein Einwanderungsort: 44 Prozent der Einwohner sind gebürtige Dänen, während 56 Prozent einen Migrationshintergrund haben. Die meisten jener Bewohner oder ihre Eltern kommen aus der Türkei oder aus arabischen Staaten. Auch in der Wohnanlage Egedalsvænge sind die Muslime in der Mehrheit und stellen im Mieterausschuss fünf der neun Mitglieder. Dieses Komitee hat nun für grosses Aufsehen gesorgt, als es vor Kurzem ablehnte, mehrere Tausend Kronen in den jährlichen Weihnachtsbaum plus Party zu stecken.
[...]
Doch das Christkind scheint bereits in den Brunnen gefallen zu sein, wie der Besuch eines TV-Teams von TV 2 in der Siedlung zeigt. Als die Journalisten mit ihrem Wagen vorfuhren, wurden sie von 25 Vermummten angegriffen und als Neonazis beschimpft. Ihr Auto wurde unter anderem mit Plastersteinen demoliert, verletzt wurde jedoch niemand. Während der Sender kritisierte, dass er seiner Arbeit nicht nachgehen könne, prüft die Polizei nun rechtliche Schritte.
http://www.20min.ch/panorama/news/story/In-Daenemark-brennt-der-Christbaum-24638369

Araber, beherzigt eure Dichter
06.11.2012 21:48:28

Lesehinweis

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und Er spannt euch mit Seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

- Khalil Gibran, arabischer Dichter, 1883-1931

Kommentarbereich geschlossen
31.10.2012 13:44:20
Kommentarbereich geschlossen
Mitteilung

Liebe Leser,

in den letzten Monaten wurde dieser Blog Opfer zahlloser Spams. Das führt auch zu Schwierigikeiten technischer Natur.

Aus diesem Grund wurde der Kommentarbereich erst einmal geschlossen. Wir wissen, dass wir eine rege MRF-Community haben, die gerne Kommentare schreibt. Daher suchen wir jetzt auch nach einer dauerhaften Lösung, die wohl so aussehen wird, dass "Menschenrechtsfundamentalisten" auf ein anderes System umsteigt.

Es wird also ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft wieder die Möglichkeit geben, Kommentare zu schreiben. Wir bitten um Geduld. Wer uns eine Nachricht zukommen lassen will, kann das nach wie vor über
menschfundi@gmx.de tun.
Wer muss gehen?
30.10.2012 19:25:23

Wer muss gehen?
von N. Lightenment (P)

Einer der fünf ARD-Talker muss wohl bis Frühjahr 2013 weichen. Man findet offenbar, dass man den Markt mit Talkshows übersättigt hat (und damit hat man recht). Die Frage ist nur: Wer? Reinhold Beckmann, Günter Jauch, Sandra Maischberger, Frank Plasberg oder Anne Will?

Ich persönlich wäre ja für Beckmann, der schon mehrfach bewiesen hat, dass er als Journalist ein Dilettant von unterirdischem Niveau ist.

Hier bei BILD können Sie abstimmen, wer Ihrer Meinung nach gehen sollte:

http://www.bild.de/politik/inland/ard/wer-muss-gehen-26946394.bild.html

Zweierlei Journalismus
17.10.2012 23:34:21

Zweierlei Journalismus
von N. Lightenment(P)

"Zeit" und "Tagesspiegel" berichten über dieselbe Veranstaltung mit Buschkowsky.

Nehmen Sie sich bitte mal die Zeit (soll kein Wortspiel sein), um beide Artikel in Ruhe durchzulesen.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/buchautor-und-beizrksbuergermeister-buschkowsky-diskutiert-mit-den-genossen/7259756.html

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-10/buschkowsky-neukoelln-spd
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-10/buschkowsky-neukoelln-spd/seite-2

Meine Behauptung:
Einer der beiden Autoren hat sich die Veranstaltung angesehen und wiedergeben, was er dort miterlebt hat, dabei vorsichtig Äußerungen und Reaktionen deutend, den Schwerpunkt aber immer noch auf die Berichterstattung legend. Er bewegt sich trotz zurückhaltender Wertungen weitestgehend im Rahmen der gebotenen Neutralität.
Der andere ging hin, um seine Meinung, die er schon vorher hatte, bestätigt zu bekommen. Er sammelte nur Stimmen, die in sein Weltbild passen, und blendete Unpassendes aus. Herausgekommen ist ein "Bericht", der als Kampfschrift für eine der beiden Seiten in diesem Disput genutzt werden kann.

So, und nun beantworten Sie mir die Frage: Welcher der beiden Autoren arbeitet für den "Tagesspiegel" und welcher für die "Zeit"?

Wie Wikipedia arbeitet
15.10.2012 09:57:54

Wie Wikipedia arbeitet
von Thomas Baader

Wikipedia erweist sich im Alltag für viele von uns als sehr nützlich. Das "Online-Lexikon" ist stets äußerst hilfreich, um schnell und unkompliziert Recherche zu betreiben. Dennoch ändert dies nichts an der Tatsache, dass Wikipedia, was enzyklopädische Ansprüche betrifft, noch nicht einmal semiprofessionell zu nennen ist. Wikipedia ist ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, der von ideologisch versierten Vielschreibern genutzt wird, um uns ihre Ansichten als Tatsachen zu verkaufen.

In einer älteren Version des Wikipedia-Eintrags über den Satiriker Bernd Zeller war noch zu lesen gewesen, dass Zeller auf dem Blog "Achse des Guten" regelmäßig rechtskonservative Ansichten äußere. Die Formulierung ist mittlerweile rausgeflogen, war jedoch über einen längern Zeitraum Bestandteil des Artikels gewesen. Sie kam völlig ohne Belege oder Beispiele aus.

Vor allem junge Leser mit wenig Medienkompetenz werden hier systematisch getäuscht. Zeller äußert sich "rechtskonservativ" - wer findet das? Ein Politikwissenschaftler? Ein bekannter Journalist? Ein weniger erfolgreicher und deshalb neidischer Kollege? Zellers Nachbar, der findet, dass er den Müll nicht richtig trennt? Cem Özdemir? Oder am Ende doch einfach nur ein völlig unbedeutender Wikipedia-Autor, der seine eigene Meinung zum Maßstab aller Dinge macht? Es bleibt im Dunkeln. Und eben deshalb sind in diesem Fall für den unerfahrenen und naiven Leser die Kategorien Ansicht und Tatsache auch ununterscheidbar.

Im Artikel "Die Achse des Guten" heißt wiederum es bei Wikipedia:
"Jörg Lau kritisierte auf der Website der deutschen Wochenzeitung Die Zeit die Schwulenfeindlichkeit von Henryk Broder und des Weblogs Achse des Guten allgemein."

In der Schule würde man jedem Schüler, der in einer Deutschklausur diesen Satz schreibt, eine entsprechende Anmerkung an den Rand schreiben: nämlich dass die verwendete Formulierung ungeeignet ist, da sie die angebliche "Schwulenfeindlichkeit" Broders, die Lau kritisiert, als eine Tatsache darstellt und nicht, wie es richtig wäre, als Ansicht. Man liest also: Die genannte Schwulenfeindlichkeit ist real, und Lau kritisiert sie. Das suggeriert dieser Satz.

Außerdem heißt es dort auch: "In einem wissenschaftlichen Fachaufsatz zum Thema Islamfeindlichkeit wurde Die Achse des Guten als 'antiislamische' Website eingestuft." Die Fußnote führt zu einem entsprechenden Fachaufsatz von Dr. Sabine Schiffer. Jeder, der über ein bisschen Hintergrundwissen verfügt, kann sich denken, dass ein Fachsaufsatz von Dr. Schiffer über die "Achse" ähnlich neutral und objektiv ausfallen düfte wie eine Doktorarbeit von Erich Honecker über Oppositionelle in der DDR.

Im Diskussionsbereich zum Wikipedia-Artikel "Naika Foroutan" geht es wiederum um meine eigene Person - hauptsächlich um so weltbewegende Fragen wie, ob mein im September 2010 auf der "Achse" erschienener Artikel "Frau Foroutans Zahlenspiele" wirklich von mir ist, ob ich nicht vielleicht in Wahrheit Phillip Schwab, der Betreiber des Blogs "CDU-Politik.de" bin, ob ich auch wirklich im Integrationsverein "Peri" tätig bin und inwieweit man mich überhaupt als enzyklopädisch relevant einstufen musss. Zumindest weiß ich, was für mich nicht releveant ist: diese Debatte.

Also findet meine Kritik an Foroutans Arbeitsweise keinen Eingang in den Artikel (was mir keine schlaflosen Nächte bereitet), dafür aber gegen Foroutan ausgestoßene Schmähungen von den Seiten von "Politically Incorrect". Zweifellos haben diese Beleidigungen wirklich stattgefunden. Man fragt sich aber doch, warum sie in den Artikel aufgenommen wurden, wenn vergleichbare Äußerungen in diversen Internetforen und Kommentarbereichen, die gegen Sarrazin, Buschkowsky, Giordano, Kelek, Cileli usw. gerichtet waren, natürlich in den den jeweiligen Artikeln keine Berücksichtigung fanden. Die Viktimisierung Foroutans hingegen dient in ihrem Artikel offensichtlich dazu, Sympathien beim Leser zu wecken: Wer Opfer von Schmähungen wird, muss einer der Guten sein.

Es offenbart sich ein grundlegendes Wikipedia-Problem, vor allem bei Artikeln über noch lebende prominente Personen, aber auch bei wissenschaftlichen Themen: Manchmal ist die Darstellung noch nicht einmal wirklich falsch, sie bildet dann bloß einen kleinen Teil der öffentlichen Debatte oder des Forschungsstandes ab. Mancher Wikipedia-Autor hat wohl zu einem bestimmten wissenschaftlichen Thema ein einziges Buch gelesen, das nur eine Lehrmeinung unter vielen wiedergibt - und schreibt den Artikel nun so, als wäre das der allgemeine Konsens in der Forschung. Um das zu bemerken, muss der Leser hinsichtlich des Themas bereits vorgebildet sein.

Viele Lehrer verbieten ihren Schülern, bei Internetrecherchen auf Wikipedia zurückzugreifen. Es gilt ihnen als "unseriöse Quelle". Anfangs hielt ich diese Einstellung für übertrieben. In den letzten Jahren wurde sie für mich immer nachvollziehbarer. Man kann bei Wikipedia vor allem eines lernen: Was enzyklopädisches Arbeiten NICHT ist.

Türkei: Grundrechte im Stau
08.10.2012 15:52:38

Lesehinweis

Die EU-Kommission fällt in ihrem Jahresbericht zur Türkei ein hartes Urteil: "In Hinsicht auf die Grundrechte gibt es keinerlei Fortschritt. Die zunehmende Verletzung der Meinungsfreiheit gibt Grund zur Sorge, und auch die Freiheit der Medien ist in der Praxis weiter beschränkt worden", heißt es in dem diesjährigen Fortschrittsbericht, mit dem Brüssel die Umsetzung fundamentaler Prinzipien auf dem Weg zum Beitritt zur Europäischen Union bemisst.
http://www.welt.de/politik/ausland/article109691565/EU-faellt-hartes-Urteil-ueber-die-Tuerkei.html

Endlich mal was Gescheites in der Frankfurter Rundschau
08.10.2012 12:38:49

Lesehinweis

Die Debatte um Heinz Buschkowsky und wie er die Welt von Berlin-Neukölln sieht tobt noch immer, und nicht wenige treten dazu rhetorisch in voller Montur an. Die Berliner Soziologin Naika Foroutan hat zuletzt im Spiegel betont, dass es sich beim Bürgermeister von Berlin-Neukölln um einen gelernten Rassisten handeln muss. Die scharfzüngige Forscherin ist damit erwartungsgemäß zur Zielscheibe des einschlägigen Internet-Forums Achse des Guten geworden. „Es tobt und bebt in ihr, das kann man aus jedem Satz herauslesen“, schreibt Thomas Baader.

„Naika Foroutan spielt ihre Lieblingsrolle: Mit dem Pathos der Verteidigerin geschändeter Migrantenehre tritt sie in den Ring, um es mit Heinz Buschkowsky aufzunehmen, einer jener düsteren Gestalten, die von Zeit zu Zeit ihr garstiges Haupt erheben, um den Einwanderern in Deutschland das Leben schwer zu machen. ... Die Wutsoziologin ist wieder da, und sie schreibt eigentlich gar nicht selbst; vielmehr schreibt es in ihr aus ihr heraus. Im (selbst)gerechten Zorn inszeniert Naika Foroutan sich als Heilige Johanna der Hinterhofmoscheen, eine Darbietung freilich, um die sie eigentlich keiner so richtig gebeten hat.“
http://www.fr-online.de/meinung/auslese-inszenierter-zorn,1472602,20290036.html

Dieser Blog wird heute zwei Jahre alt
26.09.2012 07:13:20

Dieser Blog wird heute zwei Jahre alt
von uns allen

Die MRF-Redaktion dankt allen Lesern, die bis jetzt durchgehalten haben!

Danke!

Der andere Protest
22.09.2012 19:57:45

Lesehinweis

Aus Protest gegen die Tötung des US-Botschafter haben libysche Zivilisten das Hauptquartier einer Islamisten-Miliz und eine salafisische Gruppierung angegriffen.
http://www.welt.de/politik/ausland/article109400847/Libyer-stuermen-Islamisten-Kaserne.html

Es waren nicht Türken, sondern Rechtsextreme
09.09.2012 20:34:06

Es waren nicht Türken, sondern Rechtsextreme
von Thomas Baader

In meinem Bekanntenkreis wurde vor Jahren einmal über eine nicht anwesende, uns allen vertraute Person debattiert. Plötzlich fragte jemand:
"Ist der X eigentlich Chinese?"
Antwort eines Anwesenden: "Neee, der ist Polizist..."

Klassischer Kategoriefehler. Jemand fragt nach der Nationalität und bekommt als Antwort den Beruf. Das "Neee" erweckte zudem den Eindruck, als würde sich beides gegenseitig ausschließen. Dabei sollte man eigentlich wissen: Es gibt durchaus chinesische Polizisten.

An diese Unterhaltung musste ich denken, als ich bei WELT Online folgende Sätze las:

"Der Studie 'Deutsch-Türkische Lebens- und Wertewelten' zufolge meinen 18 Prozent der Deutsch-Türken, Juden seien minderwertige Menschen. Der im Jahr 2012 vorgestellte Antisemitismusbericht des Deutschen Bundestages stellt allerdings fest, dass rund 90 Prozent aller antisemitischen Straftaten von Tätern begangen werden, die dem politisch rechten Spektrum zugeordnet werden."
http://www.welt.de/politik/deutschland/article109102442/Das-schwierige-Leben-der-Juden-in-Deutschland.html

Obwohl also ein recht großer Prozentsatz der Türken keine Juden mag, sind die Täter oft Rechtsextreme. Und was ist aber mit den rechtsextremen Türken? Tauchen die in beiden Statistiken auf? Gibt's die eigentlich überhaupt? Und gibt es in China wirklich Polizisten? Und gibt es Deutsche im Sinne einer Ethnie gar nicht (wie im Artikel auch behauptet wird), aber sehr wohl ethnische Türken und Araber? Und warum eigentlich? Stehen die letzteren irgendwie auf einer kulturell niedrigeren Stufe (sind eben Wilde), wohingegen wir als moderne Menschen schon alles Ethnische abgestreift haben? Will der Artikel uns das sagen? Oder verstehe ich ihn falsch? So viele Fragen...

Nachtrag:
Vor ein paar Minuten teilte mir jemand mit, dass viele amtliche Stellen in der Tat nur solche Taten als rechtextrem definieren, die von (Bio-)Deutschen begangen werden. In diesen Statistiken kann man also nicht gleichzeitg Türke und Rechtsextremer sein. Ich ziehe daraus zwei logische Schlüsse:
1. Es besteht ein offensichtlicher Widerspruch darin, die "Grauen Wölfe" als türkische rechtsextreme Organisation zu definieren, aber Taten, bei denen Türken die Urheber waren, niemals als rechtsextrem einzustufen.
2. Es gibt in der Tat ethnische Deutsche. Muss es geben. Wie könnte man sonst die Kategorie "ethnischer Deutscher" zur Vorbedingung von Rechtsextremismus machen? 

Das Märchen von den islamischen Zwergen
07.09.2012 21:07:46

Lesehinweis

In diesem Märchen geht es darum, dass in Deutschland keine Religionsfreiheit herrscht. Ja, Sie haben richtig gehört. In Deutschland gibt es keine Religionsfreiheit! Und unsere sieben Zwerge des Islam fühlen sich fürchterlich entrechtet und diskriminiert. Sie betrachten sich sogar als Bürger zweiter Klasse. Ach, was rede ich da: Sie seien Bürger dritter Klasse, wenn überhaupt. Denn sogar der Bulgare sei jetzt in der EU. Diesem Mistvolk habe man bei der Sommerreise in die Türkei immer die Markscheine in den Pass legen müssen und ihre Grenzsoldaten hätten permanent stangenweise Zigaretten geschnorrt. Oder die blöden Polen, die jetzt sogar ein Gewerbe in Deutschland anmelden dürfen um den „Autohandel“ zu professionalisieren. Sie jedoch, die Muslime, seien nun die „neuen Juden Deutschlands“. Auch das behaupten unsere Zwerge. Ernsthaft!
Ja, ein trauriges Märchen ist das. Ich als Alevite habe da ein historisches, möglicherweise genetisch bedingtes Interesse an Geschichten und Märchen, bei denen es um unterdrückte Völker, Ethnien, Glaubensgemeinschaften oder sonstige Gruppen geht. Klar, hat doch meine Glaubensgemeinschaft, ja sogar meine Familie, viel Schlechtes erlebt.
[...]
Fast vier Jahre lang durfte ich an Sitzungen der Deutschen Islamkonferenz der Bundesregierung teilnehmen. Kein Märchen! Ich hatte die wunderbare Gelegenheit die sieben Zwerge des Islam hautnah mitzuerleben. Am Sitzungstisch, im Plenum, bei der Bundespressekonferenz aber auch zu sechst in einem engen Regierungsaufzug. Dort, im engen Aufzug durfte ich „hautnah“ miterleben, wie es um die Toleranz der sieben Zwerge steht, wenn ihnen ein junger Alevite im Wortsinne „zu nahe“ kommt. Ob ich ein Muslim sei, wollten sie wissen, mir die Antwort regelrecht abnötigen. Falls ja, würden die Zwerge auch die deutschen Aleviten repräsentieren. Falls nein, sollte ich verschwinden, da ich ja dann rein begrifflich nichts mit dem Islam zu tun hätte. Irgendwie logisch…wenn man das Denken eingestellt hat
http://www.cdu-politik.de/www/cdupolitik/wordpress314/2012/08/26/eser-polat-der-islam-und-seine-sieben-zwerge/#more-14845

Lasst die Kinder spielen - ein Plädoyer gegen die Ängstlichkeit
30.08.2012 23:03:37

Lasst die Kinder spielen - ein Plädoyer gegen die Ängstlichkeit
von Thomas Baader

Pädagogen und Eltern machen sich zu viele Gedanken darüber, was Kinder nicht spielen sollen, und zu wenig darüber, inwieweit Spiele Fähigkeiten fördern. Und wer möchte, dass Börsenspiele aus den Schulen verschwinden, sollte besser auch gleich alle Schach-AGs verbieten. Dass Spiele weitaus häufiger als Gefahr wahgenommen werden statt als Chance, ist absurd.

An manchen Schulen werden spätestens seit der Finanzkrise keine Börsenspiele mehr durchgeführt. Die Argumente, die gegen das Börsenspiel angeführt werden, sind moralischer Natur. Es ist also offensichtlich, dass Teile der Lehrerschaft einen schlechten Einfluss befürchten, dem die Schüler im Zuge einer solchen Wirtschaftssimulation (denn etwas anderes ist es nicht) ausgesetzt sein könnten. Schauen wir uns also an, welche Argumente in der Regel genannt werden, um das Börsenspiel aus den Schulen zu verbannen:
- Das Börsenspiel stellt eine Art "virtuelles Zocken" dar, und das noch nicht einmal mit eigenem Geld. Die Spieler werden in die Rolle von Spekulanten versetzt.
- Der Spieler wird in dieser Rolle dazu angehalten, auf bloße Gewinnmaximierung aus zu sein und keine Verantwortung für die von seinen Entscheidungen betroffenen Menschen zu übernehmen.
- Die durch das Spiel simulierten Vorgänge, die in der Realität erheblichen Einfluss auf das Leben vieler Menschen hätten, werden durch den Abstraktionsgrad verharmlost.

Vieles davon trifft sicherlich auch auf Monopoly zu und es mag auch nichts zur Sache tun, dass man ähnliche Argumente auch auf der Website der NPD Erzgebirge findet (Zitat: "Unsere Jugend sollte wissen, dass nur durch Arbeit wirkliche Werte geschaffen werden und alles was man genießen will, muss durch harte Arbeit vorher geschaffen worden sein und nicht durch Spekulation [...] Wir  Nationaldemokraten finden, Spiele dieser Art sind unangemessen, unmoralisch und rücksichtslos."). Den Beifall von der falschen Seite könnte man sicherlich getrost ignorieren, wenn die eigene Position eine in sich logische, konsequente und plausible ist. Die Frage ist nur: Ist sie das?

Denn wer auf solche Art gegen Börsenspiele an Schulen argumentiert, sollte auch so konsequent sein, ein Verbot aller schulischen Schach-AGs zu fordern. Denn auch hier ließen sich entsprechende Argumente finden:
- Schach simuliert einen militärischen Konflikt und versetzt den Spieler in die Rolle eines Oberbefehlshabers.
- Der Spieler wird in dieser Rolle dazu angehalten, nur auf Sieg aus zu sein und keine Verantwortung für die ihn anvertrauten Soldaten zu übernehmen. Mehr noch: Das Spiel kann nur gewonnen werden, indem man bereitwillig unwichtigere Einheiten opfert, um die wertvolleren Figuren durchzubringen.
- Die brutalen Vorgänge, die das Spiel eigentlich simuliert - das Schlagen eines Bauern durch einen Springer etwa stellt eigentlich dar, wie eine überlegen geführte Reitereinheit eine schlecht bewaffnete Bauernhorde niedermetzelt - werden durch den hohen Abstraktionsgrad verharmlost.

Nachdem wir es nun unternommen haben, schwache Argumente der Börsenspielgegner mit einer ähnlich schwachen, auf das Schachspiel bezogenen Argumentation zu kontern, ist der rechte Zeitpunkt gekommen, einmal kurz innezuhalten und sich Gedanken über eine "Didaktik des Spiels" zu machen. Warum spielen wir Spiele und warum lassen wir Kinder und Jugendliche (oder aus Sicht eines Lehrers: Schüler) Spiele spielen?

Zu spielen bedeutet häufig, eine andere Rolle anzunehmen als die, die man im wahren Leben hat. Das kann nun die Rolle einen Börsenspekulanten oder eines militärischen Kommandanten sein. Bezieht man noch das Theater in diese Überlegung mit ein, wird es offenkundig: Pauschalisierende Rückschlüsse von der spielerischen Tätigkeit eines Menschen auf seinen Charakter sind unzulässig. Es ist unsinnig, einer Schülerin, die mit Begeisterung die Lady MacBeth spielt, zu unterstellen, sie wolle auch im wahren Leben Menschen zu Morden anstiften. Man macht im Gegenteil oft die Beobachtung, dass jene Menschen, die es lieben, auf der Bühne Schurken zu verkörpern, im wahren Leben oft äußerst freundliche Zeitgenossen sind, ebenso wie sich hinter so manchem Ballerspiel-Fan ein überzeugter Pazifist verbirgt. Noch einmal: Wir nehmen im Spiel andere Rollen an als die, die wir im wahren Leben haben. Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass man als anständiger Mensch die spielerische Möglichkeit, die Rolle eines nicht ganz so anständigen Menschen anzunehmen, faszinierend findet. Übrigens: Mit diesen Ausführungen möchte ich keineswegs die Position vertreten, dass Börsenspekulanten oder Militärs grundsätzlich unanständig wären. Vielmehr erlaube ich mir den Gedankengang: Selbst wenn sie es wären, wäre fraglich, inwieweit ein Mensch Schaden nehmen sollte durch das spielerische Schlüpfen in eine andere Rollen.

Spielen erlaubt die Übernahme anderer Perspektiven. Wer darin immer nur die Gefahr sieht, dass man in dieser anderen, als gefährlich wahrgenommenen Perspektive verharrt, hat das Wesens des Spiels vermutlich nicht verstanden. Eben dadurch, dass die Sphäre des Spiels und die Sphäre des Realität voneinander getrennt sind, wird die eine Perspektive bei Beendigung des Spieles in der Regel automatisch aufgegeben und die andere wieder angenommen. Dennoch hat uns der Perspektivenwechsel normalerweise Erkenntnis beschert, aber nicht unsere moralisch-ethischen Überzeugungen verändert.

Dem Leser mag an dieser Stelle aufgefallen sein, dass ich "in der Regel" und "normalerweise" geschrieben habe. Natürlich gibt es auch anders gelagerte Einzelfälle. Es ist aber auch dann nicht das Spiel, das das Problem darstellt, sondern die psychische Verfasstheit des Spielers. Wenn bei einem Menschen die Grenzen zwischen Realität und Spiel verschwimmen, kann es sicherlich zu gefährlichen Situationen kommen, jedoch darf man annehmen, dass ein solcher Mensch auch dann im Alltag große Probleme hätte, wenn man ihm vom Spielen fernhalten würde. Dasss darüber hinaus nicht jedes Spiel für jedes Alter geeignet ist, ist eine Selbstverständlichkeit.

Nach dem Amoklauf von Winnenden wurde erwogen, Paintball-Spiele zu verbieten. Es mag vielleicht vielen Menschen befremdlich erscheinen, warum nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene Freude daran finden, sich mit Farbkugeln zu beschießen. Letztlich aber, falls die Sicherheit der Teilnehmer gewährleistet ist, stellt das Paintball-Spiel nur eine Variante des "Kämpfens" mit Wasserpistolen dar, wobei man auch noch eine Förderung der Teamfähigkeit der Teilnehmer als Vorteil nennen könnte. Viel problematischer als alle Paintball- und Gotchaspiele, als Liverollenspiel und Ballerei am Computer ist die Angewohnheit mancher Eltern, ihre Kinder im Camouflage-Army-Look zu kleiden. Denn sind die beiden Sphären nicht sauber voneinander getrennt, der "kleine Soldat" existiert optisch nicht nur in einem Spiel, sondern auch im Alltag.

Das immer beliebter werdende Live-Rollenspiel wiederum, eine Mischung aus dem konventionellen ("Tisch"-)Rollenspiel, Improvisationstheater und Pfadfinderspiel, legt in der Regel mehr Wert auf eine erzählerische Struktur, als es das Paintball-Spiel tut (wenn man von sogenannten reinen "Schlachten-Cons", zu denen sich manche Live-Rollenspieler treffen, einmal absieht). Grundsätzlich aber ist eine Veranstaltung, bei der man sich mit Schaumstoffschwertern prügelt und Spielzugarmbrüsten beschießt, durchaus vergleichbar mit dem Paintball-Spiel. Dass letzteres mehr Anstoß erregt, liegt sicherlich auch daran, dass wir dazu neigen, mittelalterliche Waffen zu romantisieren, während uns die Farbkugel-Gewehre der Paintballer emotional eher unangenehm berühren. Bei nüchterner Betrachtung lässt sich jedoch schwer vermitteln, warum das eine harmlos, das andere aber schädlich sein sollte. Übrigens: 2010 kam das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht zu dem Schluss, "dass die Teilnehmer das Spiel [Paintball] ebenso als Gemeinschaftserlebnis empfinden wie andere Mannschaftsspiele auch und dass soziale Kontakte dadurch eher geknüpft und bestärkt werden als dass moralischer Verfall eintritt".

Müssen wir im Spiel eigentlich immer kämpfen? Keineswegs. Es gibt auch kooperative Spiele, die keine Konfliktsimulation im engeren Sinne darstellen. Aber auch beim Sportfechten, beim Boxen und beim Kampfsport suchen wir nach Möglichkeiten, Kämpfen in eine spielerisch-harmlose Form zu überführen. Ob man daher als Erwachsener sich immer sofort alarmiert fühlen sollte, wenn Kinder einen simulierten (!) Kampf austragen, ist fraglich. In einem Kindergarten, in dem eine Bekannte von mir arbeitet, war jede Form von "Waffenspielen" streng verboten. Schnell kamen einige Jungen auf die Idee, ihre Pausenbrote in Pistolenform zu beißen, um sich mit den Brotpistolen ("Peng! Peng! Peng!") zu duellieren. Stellt das wirklich ein ernsthaftes Problem dar?

Kehren wir jedoch zum Schach und damit zum Brettspiel zurück. Es gibt mittlerweile einen großen Markt für Konfliktsimulationen auf strategischer Ebene. Wenn "Empires in Arms" die Napoleonischen Kriege und "Advanced Third Reich" den Zweiten Weltkrieg simuliert, wird manch einer sicherlich irritiert reagieren, letztlich aber handelt es sich nur um detaillierte, in einen historischen Kontext gesetzte Ausformungen des Schachspiels. Dabei sind die genannten Spiele viel zu kopflastig, um Aggressionen zu wecken oder auch nur abbauen zu können. Was den Spieler am strategischen Spiel reizt, ist die intellektuelle Herausforderung, das Spiel als Denksportaufgabe. Und bei Vorhandensein eines historischen Hitnergrundes dient das Spiel zudem auch der Erweiterung der geschichtlichen und geographischen Kenntnisse.

Eine grundsätzliche Spielefeindlichkeit ist daher nicht gerechtfertigt. Einzelfälle mögen vielleicht problematisch sein. Die Frage aber, ob man an einer Schule ein Börsenspiel durchführen soll und die Frage, ob man in Berlin ein Stadtschloss wieder aufbauen sollte, haben eines gemeinsam: Sie haben mit Moral nichts zu tun. Es mag Pro- und Contra-Argumente anderer Art geben, aber das Moralisieren ist einer problemorientierten Debatte sicherlich abträglich - zumal hier auch leicht der Eindruck entsteht: Je progressiver der Sprecher, desto konservativer die Ansicht.

Bedeutet das Dargelegte, dass es meiner Auffassung nach überhaupt keine gefährlichen, geschmacklosen und schädlichen Spiele gibt? Mitnichten. Mit guten Gründen wollen wir keine Spiele sehen, die dem Spieler die Aufgabe auferlegen, Geiseln zu erschießen oder Konzentrationslager zu bauen. Es ist auch völlig legitim, dass Menschen, die einen echten Krieg erlebt haben, eine ablehnende Haltung gegen das Spielen mit Waffen haben. Aber ebenso ist auch richtig, dass ein Mensch, der schon öfters dazu gezwungen war, sich in lebensbedrohlichen Situationen verstecken zu müssen, durch das einfache Versteckspiel von Kindern unangenehm berührt werden könnte. Hier sollten Einzelfallabwägungen vorgenommen werden.

Kinder wollen spielen, Erwachsene manchmal auch. Lassen wir sie spielen.

Eine Jesus-Karikatur - und weit und breit keine empörte Claudia Roth
22.08.2012 17:37:49
Lesehinweis

Sie alle kritisieren eine Zeichnung des Künstlers Mario Lars. Darauf zu sehen ist ein leidender Jesus am Kreuz, dem eine Stimme aus dem Himmel zuruft: "Ey... du... Ich hab deine Mutter gefickt". Geworben wird damit für die Caricatura-Ausstellung "Die Komische Kunst - analog, digital, international", die derzeit in der Galerie für Komische Kunst in Kassel zu sehen ist. Lars' Zeichnung hängt nicht nur in der Ausstellung selbst, sondern auch überlebensgroß an der Außenfassade des Kulturbahnhofs.
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/caricatura-in-kassel-kirchen-kritisieren-jesus-karikatur-a-851332.html
Geheimniskrämerei beim Islamunterricht in NRW
22.08.2012 17:23:58
Lesehinweis

Religionsunterricht an Schulen des weltanschaulich neutralen Staates bleibt immer angewiesen auf die Zustimmung entsprechender religiöser Stellen. Das sind herkömmlich die christlichen Kirchen, im Falle des IRU an Rhein und Ruhr ersetzt sie ein achtköpfiger Beirat im Schulministerium. Die eine Hälfte der Mitglieder bestimmen die großen islamischen Verbände, die andere Hälfte schlägt die Landesregierung vor. Den Vorsitz hat ein hauptamtlicher Funktionär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), die aus Ankara gesteuert wird. [...] Vor den Sommerferien entschied der Beirat über die religiöse Eignung oder etwaige "Eignungsmängel" von IRU-Lehrern. In dieser Befragung  (Inchasa) wird nicht das Wissen abgefragt, sondern nur der Lebenswandel geprüft. [...] Was aber genau abgefragt wurde, erfährt die Öffentlichkeit nicht. Auf Nachfrage lehnt es der Beiratsvorsitzende Mehmet Soyhun wiederholt ab, die allgemeine Verfahrensordnung für die Prüfungsgespräche zu veröffentlichen. Solche Öffentlichkeitsscheu erscheint umso erstaunlicher, weil die Kirchen ihre Richtlinien für die Lehrbeauftragung ( Missio canonica, Vocatio) selbstverständlich ins Netz stellen.
http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2012-08/islamunterricht-schule-nordrhein-westfalen-probleme/seite-2
Cousinenehen führen zu Behinderungen
01.08.2012 18:58:27
Lesehinweis

Ehen zwischen Cousin und Cousine sind vor allem in vom Islam geprägten Ländern verbreitet. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Neugeborene an schweren Krankheiten leiden. Zu dem Ergebnis kommen Studien. Über Folgen einer Verwandtschaftsehe zu reden, ist aber tabu.
http://nachrichten.rp-online.de/panorama/cousinenheirat-risiko-fuer-kinder-1.2860121
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