DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
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Lasst die Kinder spielen - ein Plädoyer gegen die Ängstlichkeit
30.08.2012 23:03:37

Lasst die Kinder spielen - ein Plädoyer gegen die Ängstlichkeit
von Thomas Baader

Pädagogen und Eltern machen sich zu viele Gedanken darüber, was Kinder nicht spielen sollen, und zu wenig darüber, inwieweit Spiele Fähigkeiten fördern. Und wer möchte, dass Börsenspiele aus den Schulen verschwinden, sollte besser auch gleich alle Schach-AGs verbieten. Dass Spiele weitaus häufiger als Gefahr wahgenommen werden statt als Chance, ist absurd.

An manchen Schulen werden spätestens seit der Finanzkrise keine Börsenspiele mehr durchgeführt. Die Argumente, die gegen das Börsenspiel angeführt werden, sind moralischer Natur. Es ist also offensichtlich, dass Teile der Lehrerschaft einen schlechten Einfluss befürchten, dem die Schüler im Zuge einer solchen Wirtschaftssimulation (denn etwas anderes ist es nicht) ausgesetzt sein könnten. Schauen wir uns also an, welche Argumente in der Regel genannt werden, um das Börsenspiel aus den Schulen zu verbannen:
- Das Börsenspiel stellt eine Art "virtuelles Zocken" dar, und das noch nicht einmal mit eigenem Geld. Die Spieler werden in die Rolle von Spekulanten versetzt.
- Der Spieler wird in dieser Rolle dazu angehalten, auf bloße Gewinnmaximierung aus zu sein und keine Verantwortung für die von seinen Entscheidungen betroffenen Menschen zu übernehmen.
- Die durch das Spiel simulierten Vorgänge, die in der Realität erheblichen Einfluss auf das Leben vieler Menschen hätten, werden durch den Abstraktionsgrad verharmlost.

Vieles davon trifft sicherlich auch auf Monopoly zu und es mag auch nichts zur Sache tun, dass man ähnliche Argumente auch auf der Website der NPD Erzgebirge findet (Zitat: "Unsere Jugend sollte wissen, dass nur durch Arbeit wirkliche Werte geschaffen werden und alles was man genießen will, muss durch harte Arbeit vorher geschaffen worden sein und nicht durch Spekulation [...] Wir  Nationaldemokraten finden, Spiele dieser Art sind unangemessen, unmoralisch und rücksichtslos."). Den Beifall von der falschen Seite könnte man sicherlich getrost ignorieren, wenn die eigene Position eine in sich logische, konsequente und plausible ist. Die Frage ist nur: Ist sie das?

Denn wer auf solche Art gegen Börsenspiele an Schulen argumentiert, sollte auch so konsequent sein, ein Verbot aller schulischen Schach-AGs zu fordern. Denn auch hier ließen sich entsprechende Argumente finden:
- Schach simuliert einen militärischen Konflikt und versetzt den Spieler in die Rolle eines Oberbefehlshabers.
- Der Spieler wird in dieser Rolle dazu angehalten, nur auf Sieg aus zu sein und keine Verantwortung für die ihn anvertrauten Soldaten zu übernehmen. Mehr noch: Das Spiel kann nur gewonnen werden, indem man bereitwillig unwichtigere Einheiten opfert, um die wertvolleren Figuren durchzubringen.
- Die brutalen Vorgänge, die das Spiel eigentlich simuliert - das Schlagen eines Bauern durch einen Springer etwa stellt eigentlich dar, wie eine überlegen geführte Reitereinheit eine schlecht bewaffnete Bauernhorde niedermetzelt - werden durch den hohen Abstraktionsgrad verharmlost.

Nachdem wir es nun unternommen haben, schwache Argumente der Börsenspielgegner mit einer ähnlich schwachen, auf das Schachspiel bezogenen Argumentation zu kontern, ist der rechte Zeitpunkt gekommen, einmal kurz innezuhalten und sich Gedanken über eine "Didaktik des Spiels" zu machen. Warum spielen wir Spiele und warum lassen wir Kinder und Jugendliche (oder aus Sicht eines Lehrers: Schüler) Spiele spielen?

Zu spielen bedeutet häufig, eine andere Rolle anzunehmen als die, die man im wahren Leben hat. Das kann nun die Rolle einen Börsenspekulanten oder eines militärischen Kommandanten sein. Bezieht man noch das Theater in diese Überlegung mit ein, wird es offenkundig: Pauschalisierende Rückschlüsse von der spielerischen Tätigkeit eines Menschen auf seinen Charakter sind unzulässig. Es ist unsinnig, einer Schülerin, die mit Begeisterung die Lady MacBeth spielt, zu unterstellen, sie wolle auch im wahren Leben Menschen zu Morden anstiften. Man macht im Gegenteil oft die Beobachtung, dass jene Menschen, die es lieben, auf der Bühne Schurken zu verkörpern, im wahren Leben oft äußerst freundliche Zeitgenossen sind, ebenso wie sich hinter so manchem Ballerspiel-Fan ein überzeugter Pazifist verbirgt. Noch einmal: Wir nehmen im Spiel andere Rollen an als die, die wir im wahren Leben haben. Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass man als anständiger Mensch die spielerische Möglichkeit, die Rolle eines nicht ganz so anständigen Menschen anzunehmen, faszinierend findet. Übrigens: Mit diesen Ausführungen möchte ich keineswegs die Position vertreten, dass Börsenspekulanten oder Militärs grundsätzlich unanständig wären. Vielmehr erlaube ich mir den Gedankengang: Selbst wenn sie es wären, wäre fraglich, inwieweit ein Mensch Schaden nehmen sollte durch das spielerische Schlüpfen in eine andere Rollen.

Spielen erlaubt die Übernahme anderer Perspektiven. Wer darin immer nur die Gefahr sieht, dass man in dieser anderen, als gefährlich wahrgenommenen Perspektive verharrt, hat das Wesens des Spiels vermutlich nicht verstanden. Eben dadurch, dass die Sphäre des Spiels und die Sphäre des Realität voneinander getrennt sind, wird die eine Perspektive bei Beendigung des Spieles in der Regel automatisch aufgegeben und die andere wieder angenommen. Dennoch hat uns der Perspektivenwechsel normalerweise Erkenntnis beschert, aber nicht unsere moralisch-ethischen Überzeugungen verändert.

Dem Leser mag an dieser Stelle aufgefallen sein, dass ich "in der Regel" und "normalerweise" geschrieben habe. Natürlich gibt es auch anders gelagerte Einzelfälle. Es ist aber auch dann nicht das Spiel, das das Problem darstellt, sondern die psychische Verfasstheit des Spielers. Wenn bei einem Menschen die Grenzen zwischen Realität und Spiel verschwimmen, kann es sicherlich zu gefährlichen Situationen kommen, jedoch darf man annehmen, dass ein solcher Mensch auch dann im Alltag große Probleme hätte, wenn man ihm vom Spielen fernhalten würde. Dasss darüber hinaus nicht jedes Spiel für jedes Alter geeignet ist, ist eine Selbstverständlichkeit.

Nach dem Amoklauf von Winnenden wurde erwogen, Paintball-Spiele zu verbieten. Es mag vielleicht vielen Menschen befremdlich erscheinen, warum nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene Freude daran finden, sich mit Farbkugeln zu beschießen. Letztlich aber, falls die Sicherheit der Teilnehmer gewährleistet ist, stellt das Paintball-Spiel nur eine Variante des "Kämpfens" mit Wasserpistolen dar, wobei man auch noch eine Förderung der Teamfähigkeit der Teilnehmer als Vorteil nennen könnte. Viel problematischer als alle Paintball- und Gotchaspiele, als Liverollenspiel und Ballerei am Computer ist die Angewohnheit mancher Eltern, ihre Kinder im Camouflage-Army-Look zu kleiden. Denn sind die beiden Sphären nicht sauber voneinander getrennt, der "kleine Soldat" existiert optisch nicht nur in einem Spiel, sondern auch im Alltag.

Das immer beliebter werdende Live-Rollenspiel wiederum, eine Mischung aus dem konventionellen ("Tisch"-)Rollenspiel, Improvisationstheater und Pfadfinderspiel, legt in der Regel mehr Wert auf eine erzählerische Struktur, als es das Paintball-Spiel tut (wenn man von sogenannten reinen "Schlachten-Cons", zu denen sich manche Live-Rollenspieler treffen, einmal absieht). Grundsätzlich aber ist eine Veranstaltung, bei der man sich mit Schaumstoffschwertern prügelt und Spielzugarmbrüsten beschießt, durchaus vergleichbar mit dem Paintball-Spiel. Dass letzteres mehr Anstoß erregt, liegt sicherlich auch daran, dass wir dazu neigen, mittelalterliche Waffen zu romantisieren, während uns die Farbkugel-Gewehre der Paintballer emotional eher unangenehm berühren. Bei nüchterner Betrachtung lässt sich jedoch schwer vermitteln, warum das eine harmlos, das andere aber schädlich sein sollte. Übrigens: 2010 kam das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht zu dem Schluss, "dass die Teilnehmer das Spiel [Paintball] ebenso als Gemeinschaftserlebnis empfinden wie andere Mannschaftsspiele auch und dass soziale Kontakte dadurch eher geknüpft und bestärkt werden als dass moralischer Verfall eintritt".

Müssen wir im Spiel eigentlich immer kämpfen? Keineswegs. Es gibt auch kooperative Spiele, die keine Konfliktsimulation im engeren Sinne darstellen. Aber auch beim Sportfechten, beim Boxen und beim Kampfsport suchen wir nach Möglichkeiten, Kämpfen in eine spielerisch-harmlose Form zu überführen. Ob man daher als Erwachsener sich immer sofort alarmiert fühlen sollte, wenn Kinder einen simulierten (!) Kampf austragen, ist fraglich. In einem Kindergarten, in dem eine Bekannte von mir arbeitet, war jede Form von "Waffenspielen" streng verboten. Schnell kamen einige Jungen auf die Idee, ihre Pausenbrote in Pistolenform zu beißen, um sich mit den Brotpistolen ("Peng! Peng! Peng!") zu duellieren. Stellt das wirklich ein ernsthaftes Problem dar?

Kehren wir jedoch zum Schach und damit zum Brettspiel zurück. Es gibt mittlerweile einen großen Markt für Konfliktsimulationen auf strategischer Ebene. Wenn "Empires in Arms" die Napoleonischen Kriege und "Advanced Third Reich" den Zweiten Weltkrieg simuliert, wird manch einer sicherlich irritiert reagieren, letztlich aber handelt es sich nur um detaillierte, in einen historischen Kontext gesetzte Ausformungen des Schachspiels. Dabei sind die genannten Spiele viel zu kopflastig, um Aggressionen zu wecken oder auch nur abbauen zu können. Was den Spieler am strategischen Spiel reizt, ist die intellektuelle Herausforderung, das Spiel als Denksportaufgabe. Und bei Vorhandensein eines historischen Hitnergrundes dient das Spiel zudem auch der Erweiterung der geschichtlichen und geographischen Kenntnisse.

Eine grundsätzliche Spielefeindlichkeit ist daher nicht gerechtfertigt. Einzelfälle mögen vielleicht problematisch sein. Die Frage aber, ob man an einer Schule ein Börsenspiel durchführen soll und die Frage, ob man in Berlin ein Stadtschloss wieder aufbauen sollte, haben eines gemeinsam: Sie haben mit Moral nichts zu tun. Es mag Pro- und Contra-Argumente anderer Art geben, aber das Moralisieren ist einer problemorientierten Debatte sicherlich abträglich - zumal hier auch leicht der Eindruck entsteht: Je progressiver der Sprecher, desto konservativer die Ansicht.

Bedeutet das Dargelegte, dass es meiner Auffassung nach überhaupt keine gefährlichen, geschmacklosen und schädlichen Spiele gibt? Mitnichten. Mit guten Gründen wollen wir keine Spiele sehen, die dem Spieler die Aufgabe auferlegen, Geiseln zu erschießen oder Konzentrationslager zu bauen. Es ist auch völlig legitim, dass Menschen, die einen echten Krieg erlebt haben, eine ablehnende Haltung gegen das Spielen mit Waffen haben. Aber ebenso ist auch richtig, dass ein Mensch, der schon öfters dazu gezwungen war, sich in lebensbedrohlichen Situationen verstecken zu müssen, durch das einfache Versteckspiel von Kindern unangenehm berührt werden könnte. Hier sollten Einzelfallabwägungen vorgenommen werden.

Kinder wollen spielen, Erwachsene manchmal auch. Lassen wir sie spielen.

Antisemitismus ist böse, Judenhass verständlich
30.08.2012 13:31:46

Antisemitismus ist böse, Judenhass verständlich
Ein skandalöser Bericht des Frankfurter Magistrats
von Wolfgang Hübner

 

Vor einigen Monaten hat der Stadtverordnete Bernhard E. Ochs, ein sozialdemokratisches Urgestein aus dem Stadtteil Bornheim, zur allgemeinen Überraschung die SPD-Fraktion im Römer verlassen. Seitdem mischt Ochs fraktionslos im politischen Betrieb mit und stellt munter Anträge wie auch Anfragen. Eine dieser Anfragen, sie stammt von Ende Mai 2012, hat es besonders in sich: Denn diese wollte Ochs offenbar noch als SPD-Fraktionsmitglied stellen, erntete aber in den eigenen Reihen solch negative Reaktionen, dass er sich nicht zuletzt deshalb zum Verlassen der Fraktion entschloss.

 

Ochs war Zeuge eines judenfeindlichen Vorfalls an der Mauer des alten jüdischen Friedhofs am Börneplatz. Dort wurde er nach eigener Darstellung von „Jugendlichen bzw. jungen Männern mit offensichtlich nordafrikanischen Migrationshintergrund“ angepöbelt. „Auf die Frage, ob sie nicht Respekt vor den Toten haben, lautete eine der harmloseren Antworten: ‚Vor den Sch…-Juden haben wir keinen Respekt‘.“ Dem Stadtverordneten zufolge bekannten sich die Jugendlichen „in einem lautstarken Wortwechsel voller Stolz als Muslime und nahmen eine aggressive Haltung ein“.

 

Ochs fragt deshalb: „Liegen dem Magistrat, der Schulbehörde oder kommunalen/freien Jugendeinrichtungen Erkenntnisse über antisemitische Äußerungen bzw. Agitationen von Schülern und Jugendlichen, insbesondere mit Migrationshintergrund und muslimischer Religionszugehörigkeit, vor?“ Mit aufschlussreicher Verspätung, nämlich dem Datum vom 17. August 2012, hat der Frankfurter Magistrat, federführend durch das Dezernat für Integration der grünen Stadträtin Eskandari-Grünberg, diese Anfrage in dem Bericht B 365 beantwortet.

 

Betrachten wir diese Antwort genauer: Der Magistrat verweist auf einen Bericht eines „unabhängigen Expertengremiums Antisemitismus“, der im Auftrag des Bundestages erstellt wurde. Dort wird von den „Experten und Expertinnen“ festgestellt, dass „das rechtsextremistische Lager … nach wie vor den bedeutendsten politischen Träger des Antisemitismus in Deutschland“ darstelle. „Mehr als 90 % aller erfassten antisemitischen Straftaten“ seien „politisch motiviert und dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen“.

Hingegen: „Antisemitische Übergriffe, die von Menschen mit Migrationshintergrund ausgehen, sind unter Bezugnahme auf die Kriminalitätsstatistik vergleichsweise marginal.“ Wir lernen daraus: Rechtsextreme begehen antisemitische Straftaten; Menschen mit Migrationshintergrund, die schon deshalb nicht rechtsextrem sein können, begehen nur antisemitische Übergriffe, allerdings sowieso nur marginal.

 

In Frankfurt, so schreibt der Magistrat, „liegen keine fundierten Daten für antisemitische Vorfälle in Frankfurter Schulen vor.“ Immerhin komme es „nach Aussagen von Praktikern aus dem Schul- und Freizeitbereich … vereinzelt zu antisemitischen Äußerungen bei Jugendlichen in Frankfurt“. Diese beträfen „sowohl rechtsradikale Jugendliche mit antisemitischen Vorurteilsstrukturen als auch Jugendliche aus muslimischen Familien.“ Warum es ausgerechnet in der Stadt mit einer der größten jüdischen Gemeinden und wachsendem Anteil von Muslimen keine „fundierten Daten für antisemitische Vorfälle“ gibt, sagt der Magistrat nicht, sieht er aber wohl auch nicht als dringende Aufgabe an.

 

Stattdessen verweist er in dem Bericht auf die Lehrpläne in den Schulen, die Nationalsozialismus und Shoa behandelten. Treuherzig heißt es: „Antisemitische Äußerungen werden vom Lehrpersonal und pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im schulischen und außerschulischen Bereich sehr ernst genommen und sowohl im Kontext der Shoa als auch in Verbindung mit den persönlich geprägten Haltungen junger Menschen aufgegriffen und bearbeitet.“

 

Danach kommt in dem Bericht des Magistrats die aufschlussreichste Stelle, denn nun wird darüber nachgedacht, warum muslimische Jugendliche, denen zum Beispiel der Stadtverordnete Ochs auf so unschöne Weise begegnet ist, „antisemitische Einstellungen“ haben könnten. Wobei im gesamten Text kein Unterschied zwischen dem traditionellen Antisemitismus deutscher Prägung und dem Juden- und Israelhass muslimischer Herkunft unterschieden wird. Das wäre schon deshalb begrifflich dringend geboten, weil nicht wenige der muslimischen Juden- und Israelhasser selbst Semiten sind.

 

Diese notwendige Differenzierung passt allerdings in keiner Weise in den einseitig auf deutschen Antisemitismus gerichteten Tunnelblick der Autoren des Magistratsberichtes. Doch wäre er nur einseitig! Er ist vielmehr äußerst verständnisvoll, wenn es darum geht, zu erklären, warum es zu solchen Vorfällen wie den oben geschilderten kommt. Um das zu veranschaulichen, muss die folgende Passage in dem Bericht vollständig zitiert werden (Hervorhebungen vom Verfasser dieses Artikels):

 

„Das Phänomen der antisemitischen Einstellung muslimischer Jugendlicher kann nicht isoliert betrachtet werden. Es steht nicht nur im Kontext des Nahostkonflikts, sondern hängt auch zusammen mit

-Mangelndem Wissen um historische Fakten (Nationalsozialismus, Shoa, Entstehungsgeschichte des Staates Israel)

-Diskriminierungserfahrungen muslimischer Jugendlicher und dem Wunsch nach Anerkennung / dem Bedürfnis nach Provokation

      -Wachsende Islam- und Muslimfeindlichkeit in Deutschland

 

Eine Bearbeitung von antisemitischen Einstellungenbei Muslimen muss die o.g. Punkte im Blick haben und aktiv angehen.“

 

Fassen wir zusammen: Wenn der Stadtverordnete Ochs, der Bürger XYZ oder ein Frankfurter Jude demnächst mal wieder mit judenfeindlichen Pöbeleien oder gar Gewaltandrohungen jugendlicher Muslime konfrontiert ist, dann sollte er sich weniger darüber aufregen, dafür aber mehr Verständnis entwickeln. Denn diese Jugendlichen sehen Israel als Fremdkörper an in dem Kulturkreis, dem sie entstammen; sie wissen infolge mangelnder schulischer Aufklärung zu wenig über die Nazis, Judenvernichtung und Zionismus; sie werden in der deutschen Mehrheitsgesellschaft diskriminiert und wollen von dieser anerkannt werden, in dem sie Juden beleidigen und diskriminieren; sie sind selbst Opfer, nämlich der ausufernden deutschen Islamfeindlichkeit.

 

Kurzum: Nicht so sehr die muslimischen Jugendlichen und/oder ihre Eltern sind verantwortlich für den Juden- und Israelhass neuer Prägung, sondern die deutsche Mehrheitsgesellschaft, die zudem noch vom traditionellen Antisemitismus gezeichnet ist. Und der Hinweis auf den Nahost-Konflikt deutet auch eine gewisse Mitverantwortlichkeit der proisraelischen Juden an dem Verhalten der muslimischen Jugendlichen an. Der Magistrat entlastet in seinem Bericht folglich nicht nur diejenigen, die den Stadtverordneten angepöbelt und auch vor den ermordeten Juden keinerlei Respekt gezeigt haben - er legt auch zweierlei Maß an: der traditionelle (deutsche) Antisemitismus ist böse und muss unerbittlich verfolgt und bestraft werden, der neue „Antisemitismus“ (muslimischer Juden- und Israelhass) hingegen ist irgendwie verständlich, zumindest aber wegen der unterstellten Diskriminierungserfahrungen muslimischer Jugendlicher zu verstehen.

 

Ein Magistrat, der einen solch skandalösen Bericht verabschiedet hat, ist weder ein Freund der Deutschen wie der jüdischen Deutschen in Frankfurt. Ein Magistrat, der diesen Bericht zu verantworten hat, öffnet dem muslimischen Juden- und Israelhass Tür und Tor. Schlimmer noch: Über den neuen „Antisemitismus“, der so verständnisvoll geduldet wird, kann sich ganz schnell auch wieder der traditionelle Antisemitismus regenerieren und stärken.

 

Längst schon ist an Frankfurter Schulen und Jugendeinrichtungen „Du Jude!“ eine gängige Beschimpfung, die auch von nichtmuslimischen Jugendlichen gebraucht wird. Frankfurts schwarz-grün dominierter Magistrat weiß offiziell davon nichts, weil er es nicht wissen will. Denn er liebt die „Vielfalt“, aber nicht ihre hässlichsten Seiten. Ungeachtet dessen werden die Damen und Herren von CDU, Grünen und SPD auch weiterhin bei jeder Gelegenheit die Schrecken der Nazi-Terrorherrschaft warnend heraufbeschwören und vor Antisemitismus warnen. Doch vor den neuen Gefahren, dem neuen Judenhass schließen sie die Augen, weil diese Tatsachen nicht in ihr „politisch korrektes“ Weltbild passen. Der Magistratsbericht B 365 vom 17. August 2012 dokumentiert das.

Angriff auf Rabbiner in Berlin
29.08.2012 20:26:58
Lesehinweise

„Bist du Jude?“ Das soll einer der vier Jugendlichen am Dienstagabend den Rabbiner gefragt haben. Als der 53 Jahre alte Rabbiner, der eine Kippa trug und mit seiner sechsjährigen Tochter in Friedenau unterwegs war, die Frage bejahte, prügelten die jungen Männer auf ihn ein, beleidigten ihn und bedrohten seine Tochter: „Ich bringe deine Tochter um“, sagte einer, bevor die vier flüchteten. Der Rabbiner wurde im Gesicht verletzt und im Krankenhaus behandelt. Er sollte Mittwochabend wegen eines gebrochenen Jochbeines operiert werden. Kamerateams sammelten sich vor seinem Wohnhaus. Der Staatsschutz ermittelt – er geht von jungen Männern arabischer Herkunft aus.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/rabbiner-zusammengeschlagen-das-war-eine-attacke-auf-die-religionsfreiheit/7067800.html

Juden, Christen und Muslime empört über Attacke auf Rabbiner
[MRF-Anmerkung: Atheisten übrigens auch]
http://www.morgenpost.de/berlin/article108865280/Juden-Christen-und-Muslime-empoert-ueber-Attacke-auf-Rabbiner.html
Schon wieder ein Beschneidungsartikel von mir - aber dieses Mal mit einer echten Lösung
23.08.2012 19:11:56

Schon wieder ein Beschneidungsartikel von mir - aber dieses Mal mit einer echten Lösung
von Thomas Baader

Da aufgrund aktueller Ereignisse die bereits aufs Eis gelegt geglaubte Vorhaut nun wieder zum Schreiben herangezogen wird, muss auch ich mich wieder irgendwie äußern. Keine Angst, ich mach's kurz. Und ich habe auch nicht vor, im Zusammenhang mit dieser Debatte empfindliche Stellen übermäßig zu strapazieren. Stattdessen gibt es am Ende sogar einen Lösungsvorschlag, der so bizarr ist, dass er entweder von allen gehasst oder von allen bejubelt werden wird.

Zunächst: Es gibt Wichtigeres als die Beschneidungsdebatte. Andererseits: Im Moment, d. h. zwischen 19.00 und 20.00 Uhr an einem sommerlichen Donnerstag, interessiert mich dieses Wichtigere einfach gerade nicht. Deshalb also doch ein paar Worte zur Beschneidung, das Wichtigere muss warten.

Wenn ich meine Leser langweilen wollte, könnte ich den Versuch unternehmen, sämtliche dämliche Artikel, die in den letzten 24 Stunden auf diversen Blogs erschienen sind, zu toppen. Wird mir aber ohnehin nicht gelingen. Es gibt also an dieser Stelle von meiner Seite weder sachliche noch humorvolle Argumente, weder Empörung noch Philosophisches, keine Sonette, Haikus, Minnelieder, Abzählreime, Suren oder Grundgesetzparagrafen, kein nerviges "Beschneidung ist harmlos" und "Nein, ist sie nicht", kein feministisch-maskulistisches Pingpong und kein religiös-säkularer Stellungskrieg. Wer sowas lesen möchte, wird auch anderswo fündig.

Stattdessen kommt ein Lösungsvorschlag, der vielleicht juristisch nicht realisierbar ist, vielleicht sogar strunzblöd, dabei aber mit Sicherheit auch nicht blöder als 80% dessen, was zu diesem Thema bereits geschrieben wurde. Und noch schlimmer: Der Vorschlag ist noch nicht mal von mir. Vor ein paar Wochen geisterte er schon im Internet umher, ich habe aber leider den Namen des Verfassers vergessen und seinen Artikel auch nicht mehr gefunden. Ich gebe seine Idee daher sinngemäß wieder und beanspruche keine Urheberschaft.

Also die (vorläufige?) Lösung: Beschneidung straffrei lassen, aber den Beschnittenen das Recht einräumen, als Erwachsene von ihren Eltern Schadensersatz zu fordern, falls sie das wünschen.

Die Seite der Beschneidungsbefürworter müsste eigentlich voll und ganz zufrieden sein. Beschneidung ist dann nicht strafbar, und das wollte man schließlich doch. Die Sache mit dem Schadensersatz wiederum muss ihnen, wenn sie die Wahrheit sagen, eigentlich völlig egal sein: Bisher hat noch jeder Befürworter bei passender oder unpassender Gelegenheit betont, es gebe niemanden aus ihrer jeweiligen Gemeinschaft, der sich hinterher darüber beschwert hätte, dass er beschnitten wurde. Wenn das stimmt, wird es zu keinen Schadensersatzforderungen kommen. Wenn es nicht stimmt... nun, dann hat man uns angelogen.

Die Seite der Gegner wäre vielleicht nicht ganz zufrieden mit dieser Lösung: Es gäbe dann schließlich kein Verbot der Beschneidung. Jedoch: Wenn die Gegner Recht haben damit, dass Beschneidung bleibende Schäden hinterlässt, dann würde es in den kommenden Jahren zu den ersten Schadensersatzforderungen kommen. Natürlich würde dadurch die ganze Debatte wieder neu aufgerollt, aber mit dem Unterschied, dass dieses Mal niemand sagen könnte "Außenstehende, mischt euch nicht ein", denn die Schadensersatzansprüche kämen ja nicht von Außenstehenden, sondern von betroffenen Mitglieder der jeweiligen Gemeinde. Kämen solche Forderungen aber tatsächlich nicht... tja, dann hätten die Gegner wohl offensichtlich unrecht gehabt.

Das Tolle an dieser Lösung wäre: Anstatt dass wir uns mit hässlichen Argumenten streiten, würde die Zeit von ganz alleine offenbaren, wer die ganze Zeit über Recht gehabt hat. Man müsste nur Geduld haben.

Eine Jesus-Karikatur - und weit und breit keine empörte Claudia Roth
22.08.2012 17:37:49
Lesehinweis

Sie alle kritisieren eine Zeichnung des Künstlers Mario Lars. Darauf zu sehen ist ein leidender Jesus am Kreuz, dem eine Stimme aus dem Himmel zuruft: "Ey... du... Ich hab deine Mutter gefickt". Geworben wird damit für die Caricatura-Ausstellung "Die Komische Kunst - analog, digital, international", die derzeit in der Galerie für Komische Kunst in Kassel zu sehen ist. Lars' Zeichnung hängt nicht nur in der Ausstellung selbst, sondern auch überlebensgroß an der Außenfassade des Kulturbahnhofs.
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/caricatura-in-kassel-kirchen-kritisieren-jesus-karikatur-a-851332.html
Geheimniskrämerei beim Islamunterricht in NRW
22.08.2012 17:23:58
Lesehinweis

Religionsunterricht an Schulen des weltanschaulich neutralen Staates bleibt immer angewiesen auf die Zustimmung entsprechender religiöser Stellen. Das sind herkömmlich die christlichen Kirchen, im Falle des IRU an Rhein und Ruhr ersetzt sie ein achtköpfiger Beirat im Schulministerium. Die eine Hälfte der Mitglieder bestimmen die großen islamischen Verbände, die andere Hälfte schlägt die Landesregierung vor. Den Vorsitz hat ein hauptamtlicher Funktionär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), die aus Ankara gesteuert wird. [...] Vor den Sommerferien entschied der Beirat über die religiöse Eignung oder etwaige "Eignungsmängel" von IRU-Lehrern. In dieser Befragung  (Inchasa) wird nicht das Wissen abgefragt, sondern nur der Lebenswandel geprüft. [...] Was aber genau abgefragt wurde, erfährt die Öffentlichkeit nicht. Auf Nachfrage lehnt es der Beiratsvorsitzende Mehmet Soyhun wiederholt ab, die allgemeine Verfahrensordnung für die Prüfungsgespräche zu veröffentlichen. Solche Öffentlichkeitsscheu erscheint umso erstaunlicher, weil die Kirchen ihre Richtlinien für die Lehrbeauftragung ( Missio canonica, Vocatio) selbstverständlich ins Netz stellen.
http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2012-08/islamunterricht-schule-nordrhein-westfalen-probleme/seite-2
Ach, was geht's den Christen in Pakistan doch so gut! Fast noch besser als den Frauen!
19.08.2012 11:01:16
Lesehinweis

Elfjähriges behindertes Mädchen wegen «Blasphemie» festgenommen
Die pakistanische Polizei hat ein elf Jahre altes Mädchen wegen des Vorwurfs der Blasphemie festgenommen. Das geistig behinderte Kind gehöre der christlichen Minderheit an und stamme aus einem verarmten Vorort Islamabads, sagte ein Polizeisprecher. Zeugen hätten angegeben, die Elfjährige habe vor ihrem Haus Seiten des Koran verbrannt, und sie zur Polizei gebracht. Eine Untersuchung des Kindes – das Fragen nicht beantworten konnte – habe ergeben, dass es unter dem Down-Syndrom leide
http://www.focus.de/politik/schlagzeilen/nid_110768.html
Odenwälder Antifa aufgelöst... aber zu früh gefreut: Sie machen weiter!
18.08.2012 19:08:47
Lesehinweis

Wir, die Antifa Odenwald, lösen uns, über zweieinhalb Jahre nach unserer Gründung, auf. Zu diesem Schritt haben wir uns entschlossen, da wir die autonome Gruppe nicht mehr als geeignete Organisationsform sehen um unsere Ziele, die Überwindung des Kapitalismus, sowie den Kampf gegen faschistische Ideologien, wirkungsvoll umzusetzen. Dafür bedarf es eines revolutionären Verbandes, der sich nicht nur auf den Odenwald beschränkt, sondern bundesweit agieren kann. Viele von uns sehen die
Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) als den dafür am besten geeigneten Jugendverband an.
http://antifaodenwald.blogsport.de/2012/07/25/kommunique-zur-aufloesung/

Kleine Staatsbürgerkunde durch den MRF-Blog: Wer ist die SDAJ? Eine linksextreme Organisation, die die blutige Oktoberrevolution trotz des Terrors und des Mordens als positives Ereignis wertet. Vor der Wiedervereinigung ließ man sich bei der SDAJ diverse Projekte auch noch gerne von der DDR finanzieren. Man sieht also: Die Antifa geht, aber die SDAJ marschiert weiter mit ruhig festem Schritt. Oh Odenwald!
20 Dinge, die ich aus der letzten Sendung von "Maischberger" gelernt habe
16.08.2012 18:00:46

20 Dinge, die ich aus der letzten Sendung von "Maischberger" gelernt habe
von N. Lightenment (P)

1. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

2. Wenn christliche Frauen an den Penissen ihrer unbeschnittenen Männer herumschnuppern (was sie sehr häufig tun), dann riechen sie Urin.

3. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

4. Ein Beschneidungsverbot für Jungen ist sinnlos, denn die Eltern können ja die Söhne einfach im Ausland beschneiden lassen. Ein Beschneidungsverbot für Mädchen hingegen ist sehr sinnvoll, denn es darf vermutet werden, dass es für Eltern physisch absolut unmöglich ist, ihre Töchter ins Ausland zu bringen und dort beschneiden zu lassen. Bei Jungen hingegen würde dieser Beschneidungstourismus aus irgendeinem Grund problemlos funktionieren.

5. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

6. Der Unterschied zwischen "Vergleich" und "Gleichsetzung" ist nicht jedem geläufig.

7. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

8. Muslime lieben Juden in Ausnahmesituationen. Sobald es aber eine klare gesetzliche Regelung für die Beschneidung gibt, ist die Ausnahme wieder vorbei.

9. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

10. Man soll die Beschneidung von Jungen lieber ganz früh durchführen, weil es dann nicht so schmerzvoll ist, obwohl eine Beschneidung, die zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt wird, selbstverständlich auch nicht schmerzvoller ist.

11. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

12. Die Natur hat uns mit Haaren, Fingernägeln und (im Falle von Männern) Vorhäuten ausgestattet. All das kann man aber auch einfach abschneiden. Denn bekanntermaßen wachsen Haare, Fingernägel und Vorhäute auch wieder nach, weswegen es sich ja auch um so einen ungemein gelungenen Vergleich handelt.

13. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

14. Schneiden wir die Vorhaut weg, kann da auch nichts mehr verdrecken. Und lassen wir uns die Haardrüsen operativ entfernen, sind wir auch vor Kopfläusen sicher.

15. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

16. Sozialdemokratische Ministerinnen freuen sich ein Loch in den Bauch, wenn Ärzte im Hinblick auf den Hippokratischen Eid "auch mal ein Auge zudrücken".

17. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

18. Gesetze aus dem Jahre 1921 sind zwangsläufig auch heute noch gut, Reformen sind prinzipiell überflüssig.

19. Beschneidung ist eine Jahrtausende alte Tradition.

20. Hätte die eine Seite die ganze Sendezeit hindurch einfach immer nur gesagt "Beschneidung ist nichts Schlimmes" und die andere Seite "Doch", wäre der Erkenntniswert der Sendung nur marginal geringer gewesen.

Wem die Maischberger-Sendung trotz dieser erhellenden Einsichten nicht informativ genug war, dem seien zur weiteren allgemeinen Bildung folgende Links empfohlen:

Ein Beschneidungsverbot »wäre dem Versuch einer neuerlichen Schoa, einer Vernichtung des jüdischen Volkes gleichzusetzen – nur diesmal mit geistigen Mitteln«, erklärt er in einem Interview mit der in Graz erscheinenden Kleinen Zeitung. [...] Mehr als die peinlichen Aussagen einiger österreichischer Politiker (von denen nichts anderes zu erwarten war) ärgert mich Muzikants Schoa-Vergleich. Von der dreisten Anmaßung, die Opfer der Massenvernichtung für dieses Sommerlochthema zu instrumentalisieren, abgesehen, negiert Muzikant offenbar die Unterschiede zwischen Glaube und Volk, Herkunft und Identität, Tradition und Geist. Mir selbst käme es lächerlich vor, mein Jude-Sein vom Aussehen beziehungsweise dem »Status« meines Geschlechtsteils abhängig zu machen. Viele Juden, besonders jene, die wie ich aus der ehemaligen Sowjetunion stammen, definieren ihr Judentum als Zugehörigkeit zu einer Kultur- und Schicksalsgemeinschaft. Und sogar nach streng religiöser Vorstellung wird man nicht durch die Einhaltung der Mizwot, zu denen auch die Beschneidung gehört, sondern in erster Linie durch die jüdische Herkunft der Mutter zu einem Juden. Auch die Vorhaut ist demnach jüdisch. [...] Es gibt gläubige und ungläubige, beschnittene und unbeschnittene Juden, doch wer als Jude geboren wird, bleibt es auch. Das ist genauso wenig ein moderner Ansatz wie die Vorstellung, die Entfernung eines Hautlappens sei für ein Volk überlebenswichtig. Vielleicht trägt die derzeitige »Debatte« dazu bei, sich wieder einmal ernsthafte Gedanken zum Thema Identität im 21. Jahrhundert zu machen.
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/13726

Die linke israelsolidarische Szene streitet um ein kleines Hautfältchen. Zu Recht, denn es geht dabei um zwei wichtige Themen: Kulturrelativismus und Antisemi­tismus. Die anderen Aspekte der Debatte kann man hingegen vergessen.
von Ivo Bozic
http://jungle-world.com/artikel/2012/33/46064.html

Beschneidung bei Maischberger
15.08.2012 19:05:17

Video- und Lesehinweise

Wer die Sendung verpasst hat, kann sie sich hier ansehen:

http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/311210_menschen-bei-maischberger/11410882_der-beschneidungsstreit

Die beiden schönsten Stellen:

Sebastian Isik, muslimischer Arzt: "Ich liebe die Juden in dieser Angelegenheit!"
Gegenfrage: "Sonst nicht?"

Isik: "Ich frage alle Frauen, die mit Männern zusammen sind, die nicht beschnitten sind, bitte, ich bitte Sie alle, einmal riechen Sie diese Gegend, ob nicht nach Urin riechen diese Männer! [...]"
Necla Kelek: "Sind alle, die nicht beschnitten sind, unrein? [...] Die beschnitten sind, sind sauber, die anderen sind unrein..."
Isik: "Richtig!"

Fernsehkritiken zur Sendung:

Graumann verstand es aber mit präzisen und wirkungsvollen Hinweisen, die durchaus angebracht waren, weil Maischberger dazu nicht fähig war, Keleks überzogenes, unsachliches geblubbere  im Keim zu ersticken und Christa Müller in ihre Schranken zu weisen. Lediglich mit Bühmann, der stets sachlich war, unterhielt er interessante Gespräche. Der sogenannte Jude hat allen gezeigt, wie es geht.
http://www.turkishpress.de/news/15082012/vorhautkrieg-keleks-alptraum-wird-wahr/1737
[Anmerkung der MRF-Redaktion: "Geblubbere" ist ein Nomen und man schreibt es dementsprechend groß; Herr Graumann ist Jude und wird nicht nur so genannt.)

Graumann etwa wiederholte, die Beschneidung sei das Fundament des jüdischen Glaubens. Seit Jahrtausenden, fertig, Punkt. Die Mühe, diese Bedeutung zu erläutern, herzuleiten oder sie gar für eine historisch-kritische Lesart zu öffnen, machte Graumann sich nicht. Warum man die Heranwachsenden nicht selbst entscheiden lassen könnte, mit 16 oder 18 Jahren? "Religiöse Regeln lassen sich nicht beliebig anpassen. Sie sind eigentlich für die Ewigkeit gemacht." Die Soziologin und Islamkritikerin Necla Kelek hingegen legte durchaus schlüssig dar, dass das Ritual gleichzeitig Ausdruck und Teil der Reproduktion einer durchhierarchisierten Gesellschaftsform sei – von einem Brandmal war bei ihr die Rede, das den Jungen eindeutig einer bestimmten Gruppe zuordne.
http://www.welt.de/fernsehen/article108626486/Stellungskrieg-um-die-Urinsammelstelle-des-Mannes.html

Demgegenüber setzten Christa Müller und Necla Kelek auf eine permanente moralische Anklage, die keinerlei gegnerische Argumente akzeptierte und oft in Selbstgerechtigkeit mündete. So wurde diese Debatte immer wieder auf den Anfang zurückgeworfen und entwickelte sich nicht weiter. Einen großen Toleranztest nannte Zentralratschef Graumann abschließend die Diskussion – viel Toleranz haben die Befürworter der Beschneidung in dieser Sendung nicht erfahren.  
http://www.fr-online.de/tv-kritik/tv-kritik-menschen-bei-maischberger-heftige-debatte-um-beschneidung,1473344,16887860.html

Graumann zielte damit gegen Necla Keleks Aufruf, „überholte Rituale“ zu reformieren, bei dem immer die Vorstellung anklingt, es brauche nur mal eine starke Hand, die den komplexen Vorgang religiöser Traditionsbildung auf ein pragmatisches, für jedermann einleuchtendes Maß bringe. Auch Bilkay Öney, die Integrationsministerin Baden-Württembergs, ironisierte die begriffliche Eindimensionalität der neuen deutschen Religionskritik, die metaphysische Gehalte nach Art politischer Verhandlungsführung bestimmen möchte.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/faz-net-fruehkritik-wider-den-praepotenten-ton-11856385.html

Lafos Ex zündelt mit krassem Vergleich
http://www.bild.de/politik/inland/menschen-bei-maischberger/zoff-talk-um-beschneidung-25662566.bild.html

Siehe auch:
Ein auf der "Achse des Guten" verlinkter Text, der den Versuch unternimmt, Argumente analytisch zu beleuchten (Achtung - anti-feministischer Blog!):

http://bloganddiscussion.com/argumentevonfemastasen/1370/maennliche-beschneidung-vs-weibliche-beschneidung/

Auszüge aus dem verlinkten Text:
"Der erste Fehler ist, dass man die männliche Vorhautbeschneidung mit der härtesten Form der weiblichen Beschneidung vergleicht, nämlich mit der Entfernung des Kitzlers und der inneren Schamlippen und der Infibulation (= Vernähen der äußeren Schamlippen) ("FGM III"). Ca. 15% aller Beschneidungen sind FGM 3. In der Praxis gibt es aber relativ harmlose weibliche Beschneidungen (z.B. nur das Anritzen der Klitorisvorhaut oder das Anpieksen der inneren Schamlippen für den symbolischen Tropfen Blut) und sehr gefährliche männliche Beschneidungen, z.B. das Abziehen der gesamten Penishaut oder das Aufschlitzen der Unterseite des Penis. Jegliche Art von weiblicher Beschneidung ist aber strafbewährt (selbst das bloße Anpieksen der Schamlippen), während das Wegschlitzen der Vorhaut straffrei ist."

und

"'Wenn wir männliche Beschneidungen verbieten, dann lassen es Eltern im unsterilen Ausland erledigen' Auch dieses Argument ('Beschneidungstourismus') gilt genauso bei einem Verbot weiblicher Beschneidungen. Im Übrigen ist so eine Aussage durch nichts bewiesen. Man könnte nämlich das Umgekehrte behaupten: Ein Verbot setzt ein Signal ans Ausland, von der Beschneidungspraxis abzurücken. Ein Verbot gibt Inländern die Möglichkeit, vor der eigenen Familie nachvollziehbar zu begründen, warum man seinen Sohn nicht beschneiden lassen will."

Contergan: Ein bis heute andauernder Skandal
15.08.2012 17:52:58
Lesehinweis

Bei der Wahrnehmung der eigenen Interessen versteht Grünenthal keinen Spass. Nachdem einige Contergan-Opfer zu einem Boykott von Grünenthal-Produkten aufgerufen hatten, reagierte das Unternehmen wieder mit einer Einstweiligen Verfügung. Hegemann: "Diese Verbotsverfügung ist nach einer wirklich dramatischen mündlichen Verhandlung wieder aufgehoben worden. Das war der erste Prozesssieg gegen Grünenthal in dreißig Jahren. In der Sache völlig belanglos, aber den Conterganopfern hat das ungeheuer gut getan." Das war im Juni 2009.
http://www.welt.de/kultur/history/article108632744/Der-Kampf-der-Contergan-Firma-gegen-die-Opfer.html
Die Frankfurter Rundschau entdeckt endlich den Gutmenschen
15.08.2012 13:44:02

Die Frankfurter Rundschau entdeckt endlich den Gutmenschen
von Thomas Baader

Das war früher mal:

Es gibt also Wörter, die verraten, wes Geistes Kind man ist - oder bei wem man sich anbiedern möchte. Gutmensch ist solch ein Wort. [...] Gutmensch ist also kein Nazi-Begriff. Aber einer, der von Rechten benutzt wird. Man schaue nur auf die Hetzer gegen "Gutmenschen", die sich auf der Website Politically Incorrect tummeln. In dem Forum von Stefan Herre, das vom Verfassungsschutz auf verfassungsfeindliches Verhalten beobachtet wird, wird der Begriff "Gutmensch" gerne benutzt, um über Menschen mit weltoffenen Ansichten zu lästern.
http://www.fr-online.de/meinung/kommentar-roesler-und-die--gutmenschen-,1472602,11400088.html

Und das ist jetzt:

In wünschenswerter Deutlichkeit hat das der französische Philosoph Alain Finkielkraut getan: „Die Antisemiten in Nazi-Deutschland hassten die beschnittenen Juden. Und jetzt stellt das humanistische Deutschland im Namen des Gutmenschentums die Beschneidung wieder auf den Index.“ So ist es.
http://www.fr-online.de/meinung/leitartikel-beschneidung-beschneidung-und-holocaust,1472602,16884664.html

Heute ist einfach alles nicht so einfach. Früher waren die Gutmenschen noch Prantl, Bax und Bahners (die musste man bei der Rundschau daher verteidigen gegen Achgut & Co.), aber diese Herren sind aktuell auf der Seite der der Beschneidungsbefürworter und daher irgendwie keine Gutmenschen, während die Beschneidungsgegner sehr wohl Gutmenschen sind, die man aber bei der Rundschau nicht gegen den rechtspopulistischen Gutmenschenvorwurf verteidigen muss.
 
Den Satz nicht verstanden? Bitte nochmal lesen.

Und: Laut dem Rundschau-Artikel, der sich hinter dem zweiten Link verbirgt, kann man auch gleichzeitig "Gutmensch" und "Menschenrechtsfundamentalist" (wörtlich!) sein. Früher waren das noch Gegensätze.

Mann, ist das alles kompliziert geworden!

Ehrenmord: Geschäft und Religion
12.08.2012 19:14:25

Lesehinweis

Die Autorin glaubt aber, dass der bislang eher vernachlässigte Begriff Itibar die entscheidende Dimension ist, die zu den Morden führt. Itibar bedeutet unter anderem so viel wie Kredit. Wer seinen Itibar, seine Glaubwürdigkeit, verliert, kann keine Geschäfte mehr machen.
[...]
Frau Özaktürk widerspricht jedoch im Gespräch mit der "Welt" der gängigen Auffassung von Islamwissenschaftlern und muslimischen Geistlichen, dass "Ehrenmorde" keine Verankerung im Islam haben. Aus ihren Gesprächen mit den Tätern kann sie belegen, dass eigentlich jeder von ihnen sein Verbrechen als etwas betrachtet, was im Einklang mit den Anforderungen des Islam steht. Zumindest in der subjektiven Weltsicht der Täter gibt es keinen Widerspruch zwischen Islam und "Ehrenmord".
[...]
"Der semantische Gehalt des Ehrbegriffs, die getrennte Rollenverteilung der Geschlechter, die Anforderungen an die Frauen, sich demütig zu verhalten und nicht mit fremden Männern zu kommunizieren, das alles ist im Koran enthalten und entspricht genau dem Namus-Begriff des archaischen Wertesystems", sagt Özaktürk. Der Koran konserviere daher bis zu einem gewissen Grade stammesgesellschaftliche Wertvorstellungen. Das liege sicher auch daran, dass der Koran "aus einer Stammesgesellschaft heraus entstand und daher deren Werte spiegelt", wenn auch in abgemilderter Form.
http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article108573675/Der-wahre-Grund-fuer-Ehrenmorde.html

Todenhöfer: Lüge an Lüge
05.08.2012 12:00:04

Lesehinweise

Todenhöfer zitiert freihändig, und ohne sich mit Penibilitäten wie Jahreszahlen oder historischem Kontext aufzuhalten, von Tocqueville über Lessing und Sartre zu Peter Ustinov und Mahmut Zakzouk. Zakzouk? Religionsminister Ägyptens von 1997 bis Januar 2011, fand 2007 die Todesstrafe für einen Apostaten, ein vom Islam abgefallener Mensch, gerechtfertigt.
http://www.fr-online.de/meinung/thesen-gegen-hass-ueberlegenheit-der-gewalt,1472602,16669908.html

In Todenhöfers Darstellung der Lage in dem arabischen Land reihe sich „Lüge an Lüge“, schrieb Springer in einer am Mittwoch veröffentlichten Pressemitteilung. Todenhöfer (71) hatte in der vergangenen Woche ein etwa zwanzigminütiges Interview mit Assad geführt, das am vergangenen Sonntag im ARD-„Weltspiegel“ ausgestrahlt wurde.
http://www.merkur-online.de/nachrichten/boulevard/kabarettist-christian-springer-kritik-assad-2387795.html

Reuter: Und was kritisieren Sie an der Freien Syrischen Armee, den Rebellen?
Todenhöfer: Dass sie ebenso töten wie die Sicherheitskräfte. Nehmen Sie nur die 200 Hinrichtungen von Homs, über die ja immerhin SPIEGEL ONLINE berichtete. Ich kritisiere ihre Desinformationskampagnen und ihr grässliches "Massaker-Marketing".
Reuter: Damit meinen Sie vor allem das Massaker von Hula, das Ihrer Ansicht nach von Rebellen verübt wurde. Eine unhaltbare These, die wir durch eine Vielzahl von Augenzeugenberichten und Recherchen am Ort vorige Woche im SPIEGEL widerlegt haben.
http://www.spiegel.de/spiegel/streitgespraech-zwischen-juergen-todenhoefer-und-christoph-reuter-a-847123.html

Und zur Erinnerung:
Der Autor operiert durchweg mit diesen falschen Behauptungen arbeitet bei dem Versuch, ein Feindbild zu beseitigen, an neuen Feindbildern. Todenhöfers Buch ist das Buch eines Mannes, der sich oft irrt. Im Februar 2011 sprach er in der Sendung "Maybrit Illner" davon, die ägyptischen Muslimbrüder würden bei den nächsten Wahlen maximal 20% erhalten.
http://www.amazon.de/review/R27OFWGZVPPXX/ref=cm_cr_dp_title?ie=UTF8&ASIN=3570101355&channel=rw-dp&nodeID=299956&store=books

Kleine Presseschau zum Thema "Beschneidung"
04.08.2012 10:44:25

Lesehinweis

Gideon Böss bei Welt Online:
Die Argumente der Religiösen überzeugen in dieser Debatte bislang nicht so wirklich. Da wird versucht, die Gegenseite als hysterisch abzutun, weil es doch nur um ein “kleines Stück Haut“ geht. Wenn es so unbedeutend ist, könnte man auf diesen Brauch aber auch einfach verzichten (statt zu behaupten, dass damit die ganze Religion steht und fällt). Alternativ werden hygienische und medizinische Argumente vorgebracht. Da Gott aber nicht sprach: „Und beschneiden sollt ihr die Jungs am achten Tag, denn das reduziert später beim Geschlechtsverkehr bei Frauen das Risiko für Gebärmutterhalskrebs“, fällt das als religiöse Begründung auch weg. Es scheint so, als bleibe als wichtigstes Argument nur übrig: Das haben wir schon immer so gemacht! Und das ist eigentlich kein Argument, sondern nur eine Feststellung.
http://boess.welt.de/2012/07/15/gott-und-das-landgericht-koln/

Thomas von der Osten-Sacken bei Jungle World:
Beeindruckend auch diese Stellungnahme der SPD: Es könne “nicht sein, dass Jahrtausende alte  Traditionen von Millionen von Menschen auf diese Weise in Deutschland in Frage gestellt werden”  Für so eine Äußerung hätte man unter August Bebel in  Sekundenbruchteilen sein Parteibuch verloren.
http://jungle-world.com/jungleblog/1765/

Noch einmal Thomas von der Osten-Sacken bei Jungle World:
Als erstes müsste allerdings der Kardinalfehler der ganzen Debatte verstanden werden: Beschneidung von Jungen im Judentum, also die Brit Mila, ist etwas ganz anderes als Beschneidung in den unterschiedlichen islamischen Rechtsschulen. Anders als im Judentum gibt es im Islam keine einheitliche Auffassung dazu. Auch wenn alle Rechtsschulen, inklusive der schiitischen, Beschneidung von Jungen befürworten, schreibt außer den Schafi’is keine sie als zwingend notwendig vor. Bei den Schafi’s, ich betone es noch einmal, gibt es aber keine Trennung zwischen der Beschneidung von Jungen und Mädchen. Umgekehrt ist und war dem Judentum die Beschneidung von Mädchen (mit Ausnahme einiger äthiopischer Juden, der Falashas), unbekannt. Wenn man also fortan von Beschneidung redet, sollte man sehr genau trennen. Und weil Beschneidung nicht Beschneidung ist, sollte mit den verschiedenen Formen auch ganz unterschiedlich umgegangen werden [...] Wer also aus Unwissenheit, Naivität oder gutem Glauben ein Gesetz zur Legalisierung der  Zirkumzision aus religiösen Gründen in Deutschland einfordert, sollte wissen, dass er mutmaßlich ganz gegen seinen eigenen Willen damit all jenen Frauen und Männern, die sich etwa in Ägypten, Indonesien, Somalia und Kurdistan gegen die weibliche Genitalverstümmelung einsetzten, in den Rücken fällt.
http://jungle-world.com/jungleblog/1790/

Deniz Yücel in der taz:
Besser man fragt die Deutschen nicht nach ihrer Meinung – niemals. Nicht minder befremdlich sind aber auch die Verrenkungen, mit denen vor allem Muslime auf das Kölner Beschneidungsurteil reagieren. Dabei gilt die Regel: Je säkularer die Sprecher, desto abenteulicher die Argumentation.
Da verweist man darauf, dass der Sex mit einem beschnittenen Mann für Frauen das Risiko von Gebärmutterhalskrebs verringere – als ob der Prophet Mohammed, der der geheiligten Überlieferung zufolge ein neunjähriges Mädchen ehelichte, je einen Dreck auf das Wohlergehen der muslimischen Frauen gegeben hätte. Auch die übrigen angeblichen Vorteile – geringeres Risiko von Geschlechtskrankheiten, Hygiene, Potenz – beziehen sich, sofern sie medizinisch überhaupt zutreffen, ausschließlich auf das Erwachsenenalter.
http://www.taz.de/Kolumne-Besser/!97428/

Volker Zastrow in der FAZ:
Die jüngsten Missbrauchsskandale haben offenbart, dass sie ähnlich oft davon betroffen sind wie Mädchen. Einfühlung ist jetzt auch für diese Jungen möglich, weil wir uns zusehends von hohlen, rohen Männlichkeitsidealen lösen. Doch für Genitalverstümmelung, gärtnerisch verniedlichend „Beschneidung“ genannt, soll das nicht gelten? Hier soll ausdrücklich als rechtlich „zulässig“ definiert werden, was bei Mädchen als strafbar erachtet wird? So sieht es ein Entschließungsantrag des Bundestages vor. Wo bleibt der Aufschrei all der Gender-Forscher und -Beauftragten, die im ganzen Lande installiert wurden?
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/beschneidungsdebatte-noetiger-schmerz-11827980.html?google_editors_picks=true

Daniel Bax in der taz:
Jedes Mal wurde deutlich, dass viele Deutsche mit zu viel Fremdheit ein Problem haben: muslimische Frauen sollen keine Kopftücher und schon gar keine Burkas tragen, finden sie, und Muslime keine Moscheen bauen dürfen, schon gar nicht mit Minarett, und am besten sollte es hierzulande gar nicht erst zu viele Muslime geben – das war in etwa die Essenz der Sarrazin-Debatte. Die Beschneidungsdebatte war da nur die logische Folge.
http://www.taz.de/Kommentar-Beschneidungsdebatte/!97687/

Heide Oestreich in der taz:
Du bist für das Kopftuch, aber gegen Beschneidungen“, sagte kürzlich kopfschüttelnd der Kollege Daniel Bax – als sei das ein Paradox. Daraufhin verfasste er einen Leitartikel, in dem er die Bundestagsresolution für eine straflose Beschneidung kleiner Jungen lobte. [...] Eine Mehrheit des Bundestages beeilt sich, eine Körperverletzung an Kindern zu legalisieren. Bei der Abwägung der Religionsfreiheit gegen die körperliche Unversehrtheit geben sie der Religionsfreiheit den Vortritt. Das ist ein unglaublicher Vorgang. Mit demselben Argument könnte man die Genitalverstümmelung an Mädchen legalisieren. Bei der wir uns aber im Gegenteil größte Mühe geben, sie weltweit zu ächten.
http://www.taz.de/Kommentar-Beschneidungen/!97874/

Bettina Röhl bei Spiegel Online:
Die Debatte um religiös motivierte Beschneidungen ist keinesfalls erledigt, obwohl der Bundestag diese nun gestatten will. Denn es ist gut möglich, dass dieses Vorhaben am Grundgesetz scheitert. Unsere Verfassung schützt nicht nur die Religionsfreiheit - sondern vor allem auch das Kindeswohl.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/beschneidung-ein-plaedoyer-fuer-das-grundgesetz-von-bettina-roehl-a-845502.html

Jan Fleischhauer bei Spiegel Online:
Wenn man die professionellen Helfer richtig versteht, hat die Praxis der religiösen Beschneidung schon heute Tausende Deutsche zu seelischen Krüppeln gemacht. Wer will den Kölner Richtern also verdenken, dass sie alarmiert waren, als ihnen ein Fall zur Entscheidung vorgelegt wurde, bei dem am Ende sogar eine Behandlung in der Notaufnahme stand. Das Problem solcher Rechtsprechung, die die moderne Subjekttheorie in allgemein gültige Urteile überführt, ist eher praktischer Natur. Wer einmal damit anfängt, in jedem Eingriff, der nicht medizinisch geboten ist, eine Körperverletzung zu sehen, kommt aus dem Klagen nicht mehr heraus.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/beschneidung-die-uebertriebene-angst-vor-dem-trauma-des-kindes-a-846543.html

Siehe auch:
Kampagne der Ex-Muslime "Finger weg von meinem Pimmel"
In Islam und Judentum tritt ein beschnittener Junge danach in die religiöse Gemeinschaft ein. Während im Judentum bereits am achten Tag nach der Geburt beschnitten wird, kann es im Islam mehrere Jahre dauern, bis das Kind an der Reihe ist. Im Islam ist es zudem auch die “Mann-Werdung” die gefeiert wird. Während Mädchen die zur Frau werden verhüllt, und aus der Öffentlichkeit verbannt werden, wir der Penis der Knaben in großen Feiern stolz gefeiert und der Öffentlichkeit präsentiert.
http://www.exmuslime.at/finger-weg-von-meinem-pimmel/

Assads Gemetzel und Todenhöfers Märchenstunde
01.08.2012 19:52:18

Lesehinweise

Brutal und rücksichtslos ging das Assad-Regime bisher schon gegen Protestierende in Aleppo vor. Dieses Urteil fällt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. In der Großstadt wird erbittert gekämpft, Tausende Bewohner sitzen noch immer zwischen den Fronten fest.
[...]
Zu den Opfern gehören demnach nicht nur Teilnehmer der Kundgebungen, sondern auch unbeteiligte Zivilisten, darunter Kinder, prangert Amnesty an. Der Bericht beschreibt etwa, wie ein 13-Jähriger auf dem Nachhauseweg von der Schule an einer Demonstration vorbeikam und von einem Mitglied der Regierungstruppen erschossen wurde.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/amnesty-wirft-assad-regime-toetung-von-demonstranten-in-aleppo-vor-a-847559.html

Man vergleiche hierzu den Stuss, den Todenhöfer im aktuellen SPIEGEL von sich gibt:

Reuter: Die Vereinten Nationen kommen zu ähnlichen Zahlen. Wir beziehen unsere Informationen im Übrigen aus unseren Gesprächen im Land, beispielsweise mit desertierten Soldaten, die sich weigerten, den Schießbefehl auf die eigene Bevölkerung weiter zu befolgen.
Todenhöfer: Wieder so eine Behauptung, es gibt keinen Schießbefehl auf Zivilisten.
Reuter: Wie bitte?
Todenhöfer: Es gibt, ganz im Gegenteil, ein Schießverbot auf die Zivilbevölkerung.
Reuter: Wer sagt das, Assad?
Todenhöfer: Er sagt, dass alle, die dagegen verstoßen, vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden. Er hat die Familie eines 13-Jährigen Jungen empfangen, der zum Symbol der Revolution wurde. Er war von Sicherheitskräften getötet worden. Assad hat mit der Familie getrauert und den Jungen zum Märtyrer erklärt. Das hätte er nie getan, wenn er derartige Erschießungen gut fände.
Reuter: Human Rights Watch hat eine Studie vorgelegt, in der 63 desertierte Soldaten und Geheimdienstler das genaue Gegenteil berichten. Lügen die alle?
[...]
Reuter: Ich war dort und habe mit Überlebenden gesprochen. Der Ort lag und liegt immer noch unter Beschuss der Armee, die den Schauplatz des Massakers kontrollierte. Die Zeugen erzählen dieselbe Geschichte, teilweise sogar vor der Kamera. Niemand beschuldigt die Rebellen.
http://www.spiegel.de/spiegel/streitgespraech-zwischen-juergen-todenhoefer-und-christoph-reuter-a-847123.html

Cousinenehen führen zu Behinderungen
01.08.2012 18:58:27
Lesehinweis

Ehen zwischen Cousin und Cousine sind vor allem in vom Islam geprägten Ländern verbreitet. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Neugeborene an schweren Krankheiten leiden. Zu dem Ergebnis kommen Studien. Über Folgen einer Verwandtschaftsehe zu reden, ist aber tabu.
http://nachrichten.rp-online.de/panorama/cousinenheirat-risiko-fuer-kinder-1.2860121
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