DIE MENSCHENRECHTSFUNDAMENTALISTEN
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Was kann Ikea für Saudi-Arabiens Gesetze?
03.10.2012 08:13:52

Was kann Ikea für Saudi-Arabiens Gesetze?
von Thomas Baader

In der für Saudi-Arabien bestimmten Ausgabe des Ikea-Katalogs wurden auf allen Bildern die Frauen wegretuschiert. Es ist offensichtlich, dass sie den weiblichen Bekleidungsvorschriften des Königreichs nicht entsprochen hätten. Ikea ist für diese Art des vorauseilenden Gehorsams scharf kritisiert worden, aber in so manchem Kommentarbereich fragt auch der eine oder andere Leser: Was kann denn Ikea für die Gesetze der Saudis?

Und auch in der Los Angeles Times kann die Journalistin Karin Klein die Aufregung nicht verstehen und verteidigt Ikeas kulturelle Sensibilität: "And though people have every right to disagree with such Saudi values, it seems odd and unfair to ding a company for making sure that its advertising was culturally sensitive to the nation where it is hoping to sell its goods and in keeping with that society's values. Is cultural sensitivity something to applaud only when it is in keeping with our notions of how a society should be?"

Die deutschsprachigen "Excite-News" stellen hierzu nüchtern fest: "Das Franchise-Unternehmen wird wohl kaum aus eigener Willkür die 'zu wenig bekleideten' Frauen entfernt haben, sondern richtet sich dabei nach den Vorschriften des Landes. Auch wenn IKEA selbst auf die Werte verweist, die es vertritt, ist es doch fraglich, inwiefern ein schwedischer Möbelkonzern dafür verantwortlich ist, die Regelungen in Saudi-Arabien zu ändern."

Stimmt. Ikea ist in der Tat nicht verantwortlich für die Gesetze in Saudi-Arabien. Da kann man also wohl gar nichts machen.

Kann man nicht? Werfen wir mal einen Blick ins Jahr 1938. Der deutsche Verlag Rütten & Loening zeigte Interesse, das Buch "The Hobbit" des englischen Autors J. R. R. Tolkien in Deutschland zu veröffentlichen. Der Verlag handelte dabei ganz im Einklang mit den damaligen deutschen Gesetzen, wenn er von Tolkien einen Ariernachweis verlangte. Tolkien fomulierte daraufhin:

"Ich bedaure, dass mir nicht ganz klar ist, was Sie mit dem Wort 'arisch' beabsichtigen. Ich bin nicht 'arischer', also indo-iranischer Abstammung; soweit mir bekannt ist, beherrschte keiner meiner Vorfahren Hindustani, Persisch, Zigeunersprache oder verwandte Dialekte. Aber wenn ich einmal annehmen darf, dass Sie sich danach erkundigen, ob ich jüdischer Abstammung sei, kann ich nur antworten, dass ich bedaure, offenbar keine Vorfahren aus diesem begabten Volk zu haben. Mein Ur-Urgroßvater kam im 18. Jahrhundert aus Deutschland nach England. Der Hauptteil meiner Abstammung ist daher rein Englisch, und ich bin ein englischer Staatsbürger - was Ihnen genügen sollte. Nichtsdestoweniger war ich gewohnt, meinen deutschen Namen mit Stolz zu betrachten, und tat das auch weiterhin während der Zeit des letzten, bedauerlichen Krieges, in dem ich in der englischen Armee diente. Dennoch kann ich es leider nicht vermeiden anzumerken, dass, wenn impertinente und irrelevante Fragen dieser Art in literarischen Angelegenheiten die Regel werden sollten, die Zeit nicht mehr fern ist, da ein deutscher Name nicht mehr länger ein Grund für Stolz sein wird."

An seinen eigenen Verleger schrieb Tolkien zudem, dass er das "(mögliche) Fehlen jüdischen Blutes" nicht für ehrenwert halte und auch nicht eine "vollkommen verderbliche und unwissenschaftliche Rassendoktrin" zu unterstützen gedenke.

Es wäre auch denkbar gewesen, die Sache anders anzugehen. Natürlich hätte Tolkien sich auch auf den Standpunkt stellen können, dass man ihn nicht für die Gesetze in Deutschland verantwortlich machen dürfe. Er hätte den Ariernachweis, um den man ihn gebeten hatte, einfach erbringen können.

Bloß: Damals gab es aber noch keine Kultursensibilität. "The Hobbit" erschien in Deutschland erst im Jahre 1957.

Dieser Artikel erschien am 3. Oktober 2012 auch auf dem Blog "Achse des Guten":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/was_kann_ikea_fuer_saudi_arabiens_gesetze/

Jobcenter Neuss: Die Tat eines Intensivopfers
02.10.2012 08:03:34

Jobcenter Neuss: Die Tat eines Intensivopfers
von Thomas Baader

Kennen Sie Scharf-Links? Das ist eine Online-Zeitung, bei der man all jene Artikel veröffentlichen kann, die der taz zu dämlich sind. Dort schrieb nun eine gewisse Elisabeth Umezulike einen Artikel zum Mord im Neusser Jobcenter. Das nennt sich dann "Kommentar aus der Perspektive einer Betroffenen" - natürlich nicht betroffen von Mord und Totschlag, sondern von Hartz IV. Diese Art von Qualifikation macht Frau Umezulike zur kompetenten Expertin für die Jobcenter-Bluttat. Denn sie weiß:

"In manchen (und insgesamt weit selteneren) Fällen richten sich die angestauten Frustrationen in Form offener Aggression aber auch nach außen, wo dann allerdings nicht jene getroffen werden, die für das soziale Elend und die Stigmatisierung Erwerbsloser die Hauptverantwortlichen sind (selbstverständlich ist hier auch jeder einzelne Sachbearbeiter in seiner Eigenverantwortung gefragt!).
So war es offenbar auch im vorliegenden Fall, in dem wir daher letztlich (mindestens) 2 Opfer zu beklagen haben: die Sachbearbeiterin, die Ausführende und Entscheidungsträgerin innerhalb eines hochgradig ungerechten und bösartigen Systems war, dem sie selbst bei gutem Willen nur wenig entgegensetzen konnte und der Angreifer, wahrscheinlich ein Verzweiflungstäter, selbst.
Ja, auch der Täter (dessen Handeln damit nicht moralisch gerechtfertigt sein soll) ist ein Opfer der systemischen Unmenschlichkeit der Hartz4-Praxis und war es bereits vor seiner Tat.
Ein gnadenloses Arbeitslosen-Bestrafungssystem, das die Opfer der wirtschaftlichen Entwicklung im Spätkapitalismus zu Schuldigen erklärt, hat es letztlich selbst verursacht, wenn diese irgendwann im Kampf um einen Rest an Würde selbst zu Tätern werden."

Bumm! Und wenn jetzt irgendein Leser dadurch, dass er diesen Schwachsinn rezipieren muss, angesichts der Unmenschlichkeit dieser scharflinken Schreibtischtäterin sich in seiner Würde als Vernunftwesen verletzt sieht und daraufhin beschließt, selbst zum Täter bzw. Opfer bzw. Opfertäter zu werden und der Scharflinks-Redaktion einen Besuch abstattet, dann wird Frau Umzulike als potenzielles Opferopfer dieser Tat bestimmt auch dafür Verständnis haben.

Und wenn doch nicht, dann wird es mit Sicherheit irgendein anderer Schwachkopf tun.

Dieser Artikel erschien am 2. Oktober 2012 auch auf dem Blog "Achse des Guten":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_tat_eines_intensivopfers/

Der Islam-Schmäh-Film aus katholischer Sicht
01.10.2012 13:54:56

Der Islam-Schmäh-Film aus katholischer Sicht
von Thomas Baader

Wir Katholiken haben's schon echt drauf, und zwar ganz besonders, was die Nächstenliebe und das Verzeihen betrifft. Bei Galileo Galilei haben wir noch ein paar schlappe Jahrhunderte gebraucht, bis wir uns gegenseitig wieder grün waren, im Fall von Osama bin Laden waren wir schneller und haben nur kurz nach dem Tod des Terrorfürsten erkannt, dass Rachegefühle nicht gut sind. Deshalb ist man als guter und anständiger Katholik auch über den Jubel der Amerikaner empört gewesen, mindenstens ebenso empört wie über die Terrortoten selbst, die Osamas Mörderbande zu verantworten hatte, wenn nicht sogar noch ein ganz, ganz klein bisschen mehr. Und der Holocaust erst. Ja, wir haben aus der Geschichte gelernt. Nochmal schweigen wir nicht, wenn fanatisierte Massen Unschuldige ermorden.

Zum "Wort zum Sonntag" lassen wir auch nur unsere besten Redner. Nochmal schweigen wir nicht. Nicht beim Tod von Unschuldigen durch Fanatiker.

Also schicken wir Michael Broch:

"Die fürchterlichen, zum Teil gelenkten Auseinandersetzungen um den aggressiv-dummen 'Islam-Schmäh-Film', und immer wieder Unfrieden stiftende Mohammed-Karrikaturen – sie tun hier das ihre, um die Kulturen zu entfremden, ja zu verfeinden."
http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/wort-zum-sonntag/sendung/2012/broch-29092012-100.html

Ein toller Satz, in dem eloquent und gleichzeitig präzise-analytisch das Problem von allen Seiten betrachtet wird, außer von der richtigen. Die Gleichrangigkeit der Taten wird überdeutlich: Die einen stiften bekanntermaßen Unruhe, indem sie im kollektiven Blutrausch Menschen umbringen, die anderen tun es, indem sich die Hand um den Zeichenstift schließt (statt eines Halses). Am Ende ist jemand tot, und wer könnte dann schon mit Sicherheit sagen, ob's wirklich auch der Wutmoslem gewesen ist oder nicht vielleicht doch ein Filmemacher oder Karikaturist. Es ist wie früher bei der Sklaverei in den amerikanischen Südstaaten, wo's auch immer zwei Schuldige gab: Die Peitsche, weil sie schlägt, und den Sklaven, weil er da ist. Und wer in Libyen einen Schmähfilm über Mohammed (nicht) sieht, der kann letztlich auch gar nicht anders, als einen amerikanischen Botschafter zu töten. Der ist halt da gewesen, genauso wie der Film. Da können Film- und Gewaltkultur einander schon mal entfremdet, ja verfeindet werden. Es hat nämlich nicht wirklich der Islam ein Problem mit der Gewalt, nein, die Gewalt hat ein Problem mit Filmen und Karikaturen.

"Da müssen alle Menschen guten Willens dagegen halten", sagt Broch direkt im Anschluss auf den bereits zitierten Satz. Also gegen Auseinandersetzungen, Schmähfilme und Mohammed-Karikaturen.

Die Zeiten, wo man mit Blick auf Margot Kässmann sagen konnte "Gott sei Dank bin ich katholisch" - diese Zeiten sind wohl endgültig vorbei.

Dieser Artikel erschien am 1. Oktober 2012 auch auf dem Blog "Achse des Guten":
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/der_islam_schmaeh_film_aus_katholischer_sicht/

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